Am Ende von „Streets of London 1: Kidulthood“ ging Bösewicht Sam ins Gefängnis. Sechs Jahre später kommt er frei und kehrt in sein altes Viertel zurück. Er hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und will nun ein friedliches Leben führen, dummerweise sehen das die Freunde seines damaligen Opfers anders; schnell wird ein Mordversuch auf ihn ausgeübt. Die Kontaktversuche mit seiner Familie sind erst erfolglos und dann von starkem Misstrauen geprägt. Schnell gerät Sam wieder in den alten Sog des Viertels: Verbrechen, Sex und Gewalt.

Noel Clarke hatte für "Kidulthood" das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle innegehabt, in „Tag der Vergeltung“ hat er zusätzlich die Regie übernommen. Auch das Sequel zeigt einen ungeschönten Blick auf Englands innerstädtische Problemjugend. Die eigentliche Gewaltdarstellung hält sich in Grenzen, aber die Jungs sind eigentlich den ganzen Tag aggressiv, was sanfte Gemüter irritieren könnte. Der Umgang mit Frauen ist sehr sexistisch und diskriminierend; wohl leider realistisch, trotzdem unschön anzusehen.

„Streets of London 2: Tag der Vergeltung“ wird den Genre-Fans gefallen, aber nicht nur denen, dafür bietet der Film zu viel. Er kommt ohne Hollywood-Gehabe aus, hat aber sehr wohl auch kritische Untertöne. Das Thema Hautfarbe und Rassismus kommt erstaunlich wenig zum Tragen, letztlich sind die Gangs multikulturell und alle haben dieselben Probleme. „Streets of London 2: Tag der Vergeltung“ ist anders als zum Beispiel „Football Factory“, da er mehr auf die soziale Situation der Protagonisten eingeht. Außerdem werden hier eher Jugendliche in ihrem sozialen Umfeld gezeigt als in der selbst gewählten Welt des Hooliganism.

Die schauspielerische Leistung ist akzeptabel bis gut, allen Darstellern nimmt man jedenfalls ihre Rolle ab und es wirkt nie laienhaft. Danny Dyer aus „Football Factory“ hat eine kleine Nebenrolle, was den Genre-Freund freuen dürfte. Der einzige Schwachpunkt ist der Soundtrack, gut, diese Musik wird in dem Milieu wahrscheinlich viel gehört, trotzdem fehlt etwas.

„Streets of London 2: Tage der Vergeltung“ ist empfehlenswert für Freunde realistischer Gangfilme beziehungsweise Milieustudien. Eine sympathische kleine Produktion aus England, fern ab von Hollywood-Klischees. Realismus trifft auf glaubwürdige Schauspielerleistung.