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Irgendwo in einem italienischen Dorf in den Bergen vor Venedig: Das Waisenkind Scarlet und ihre große Liebe Benedict leben ihr einfaches, weitgehend sorgenfreies Leben. Als Benedict aber bei einem hinterhältigen Angriff auf das Dorf stirbt, gerät Scarlets Leben aus den Fugen. Damit nicht genug: Kurz darauf erscheint ihr in einer Vision ihr leiblicher Vater - der Tod persönlich. Sie erhält von ihm den Auftrag, nach Venedig zu reisen und dort, mit Hilfe der legendären Mondklinge, die fünf untoten Fürsten zu vernichten. Die Tochter des Todes zu sein, wirkt im ersten Moment auf Scarlet abschreckend und unwirklich, stellt sich jedoch schnell als nützlich heraus: Da sie, „genetisch bedingt“, auf eine Vielzahl an Kräften zurückgreifen kann und darüber hinaus in der Lage ist, die Schattenwelt der Toten zu betreten, wird aus der schüchternen Scarlet schnell die mutige Rächerin im Auftrag des Todes. Und auch ihren Verlobten Benedict trifft sie im Reich der Toten wieder und kann auf seine Hilfe zählen. Um den Weg nach Venedig zu meistern und dort zu bestehen, müssen selbstverständlich diverse Aufgaben erfüllt, magische Fähigkeiten erlernt, die Mondklinge und sonstige Ausrüstung gefunden und neue Kampftechniken erlernt werden. Also auf nach Venedig....[PIC]
„Venetica“ vereinigt sowohl rollenspieltypische als auch -untypische Merkmale mit unterschiedlichem Erfolg. Es kann in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gespielt werden und hat eine Spieldauer von 30 bis 40 Stunden.
Das Kampfsystem ist „actiongeladen“, ohne langweilig zu werden oder den Spieler zu überfordern. Hauptelemente sind das Blocken, Abrollen, „Komboschlagen“ und natürlich Zauber. Diese können, sofern ausreichend Fertigkeitspunkte zur Verfügung stehen, bei ausgewählten Lehrmeistern erlernt und trainiert werden. Alle Kampftechniken müssen wohl dosiert und mit passendem Timing eingesetzt werden, um zum Erfolg zu kommen. Da auch die Gegner mit diesen Kampf-Elementen arbeiten, ist für mächtig Action gesorgt. Aber Angst vorm Tod braucht Scarlet nicht zu haben: Ist ihre Lebensenergie erloschen, landet sie in der Schattenwelt und kann, abhängig von der mittels Mondklinge gesammelten Schattenenergie, diverse Male wiederauferstehen und den Kampf zu ihren Gunsten beenden. Darüber hinaus mangelt es nicht an lebensenergiespendenden Salben, Tränken und Lebensmitteln (auch für den kleinen Geldbeutel), die das Überleben garantieren. Leider verschwindet beim schnellen Abrollen schon mal der Gegner aus dem Blickfeld und man kann nur noch hoffen, dass dieser nicht bereits im Rücken zum Schlag ausholt. Besonders bei mehreren Gegnern verliert man schnell die Übersicht, was aber im Prinzip der Realität ziemlich nah kommt. Die Fixierung eines Gegners mit dem linken Trigger schafft dabei auch nur geringfügig Abhilfe.[PIC]
Eine Besonderheit im Kampfsystem ist sicherlich, dass Schläge mit schwerem Material, wie zum Beispiel mit Hammer oder Axt, nicht mit dem Schwert geblockt werden können, die Wucht ist einfach zu groß – ein schneller Waffenwechsel ist also vonnöten und sinnvoll (Druck auf rechten Trigger). Während des Kampfes können die Fähigkeiten und unterschiedlichen Waffentypen über ein Direktwahl-Menü ausgewählt und verwendet werden. Dabei kann sowohl das Streuerkreuz als auch die Taste „B“ mit einer Fähigkeit, einer Waffe oder einem Zauber belegt werden, was die Anzahl auf sechs beschränkt. Besonders andauernd und anspruchsvoll sind die Bosskämpfe, die richtig an die Substanz gehen und Nerven erfordern.
Die im Kampf erlegten Gegner können entweder in aller Ruhe nach Gegenständen und Dukaten mittels Inventar-Menü untersucht oder direkt im Vorbeigehen komplett geplündert werden (ein kurzer Druck auf den linken Bumper genügt). Und da die Menge an unterschiedlichen Ausrüstungsgegenständen relativ gering ist, sind kaum Platzprobleme im Inventar zu erwarten (gleichnamige werden „gestapelt“). Zusätzlich zur Beute erlegter Feinde befinden sich erwartungsgemäß einige Schätze in Truhen oder Vasen, die zerschlagen werden können. [PIC]
Die Fähigkeit in die Schattenwelt zu verschwinden und die große Anzahl an verfügbarer Arznei macht häufiges Speichern oder das „selbstständige“ Autosave überflüssig. Trotzdem empfiehlt sich zwischenzeitliches Absichern des Spielstandes, da Dialoge und Sequenzen meist nicht übersprungen werden können.
Positiv hervorzuheben sind die sehr eindrucksvoll gestaltete Schattenwelt, anfallende Rätsel, das schnelle Durchsuchen der gefallenen Gegner sowie die Tatsache, dass gefundene Rüstungen erst vom Schmied an die zierliche Gestalt von Scarlet angepasst werden müssen. Außerdem ist die Menü-Führung übersichtlich, so dass schnell zwischen „Quest-Gegenständen“ und „Plunder“ unterschieden werden kann. Leider können beim Kauf von Gegenständen nicht direkt „alle“ ausgewählt werden (beispielsweise bei Salben), wie es beim Verkaufen der Fall ist (da verhält es sich jedoch umgekehrt). Alle neuen Informationen, gefundenen Gegenstände oder aktualisierten Aufgaben werden deutlich sichtbar und zügig ein- und ausgeblendet sowie im Logbuch verewigt.
Leider kann in „Venetica“ nicht von einer grenzenlos offenen Welt gesprochen werden, zu viele künstliche und unsichtbare Barrieren versperren den Weg. Eine Ausnahme bilden morsche Türen, die mit kräftigen Hammerschlägen beseitigt werden können.[PIC]
Als ganz großes Manko muss das Fehlen einer übersichtlichen Karte genannt werden, was so manchen Dungeon, Wald oder Venedig selbst schnell zu einem unbekannten Labyrinth werden lässt. Die kleine Ausschnittskarte im oberen linken Bildrand kann selbst bei großem Fernseher die Aufgaben einer Karte nicht ersetzen.
Graphisch hat „Venetica“ noch viel Luft nach oben und setzt sicherlich keine neuen Maßstäbe. Bei Dialogen ist teilweise weder der Gesprächspartner noch Scarlet im Bild, lediglich der Zopf des Gegenübers oder ein Holzbalken sind während des Dialoges auf dem Bildschirm zu sehen. Vereinzelnd passen die dargestellten Personen nicht zur Stimme (alter Mann und Knabenstimme) und die Bewegungsabläufe der Figuren sind teilweise sehr unrund. Die Stadt Venedig ist allerdings eindrucks- und stimmungsvoll dargestellt, voller Leben in den Gassen und auf den Marktplätzen.
Auf die Darstellung von Blut in und nach Kämpfen sowie verendeter Gegner (menschlich und tierisch) wird im Spiel verzichtet, die gefallenen Feinde (sprich Kleiderhüllen) verschwinden nach Plünderung.
„Venetica“ ist ein streckenweise sehr eindruckvolles Rollenspiel, das mit einer zweiten Spielebene (Schattenwelt), realitätsnahen Situationen (Anpassen der Rüstung auf Körpermaße, Einschlagen von morschen Türen, „Verschwinden“ von Gegnern im Kampf) sowie einem actiongeladenen Kampfsystem aufwartet und punktet. Negativ fallen die Grafikfehler, die unzureichende Karte und die begrenzte Spielwelt ins Gewicht.
Wegen des übersichtlichen Fertigkeitenbaums und den lediglich vier charakterformenden Grundeigenschaften Konstitution, Weisheit, Stärke und mentale Stärke ist „Venetica“ besonders - aber nicht ausschließlich - Rollenspiel-Anfängern zu empfehlen.
Ob das Spiel für Experten zu empfehlen ist, lässt sich mit einem klaren Jein beantworten. Die graphischen Mängel, das Fehlen der Karte, der geringe Umfang an Items und die begrenzte Welt lassen den einen oder anderen Rollenspieler mit Sicherheit schnell abschalten. Die Spielidee, die eindrucksvolle Atmosphäre und die packende Action, besonders im Bosskampf, sollten jedoch wenigstens einmal angespielt werden.