Informationen über "das Meer und seine Bewohner" verspricht der Untertitel dieser in einer sehr attraktiven Metallbox ausgelieferten Drei-DVD-Edition der amerikanischen Serie "Planet Ocean".
Mehr als fünfhundert Minuten lang kann sich der Zuschauer mit dem mexikanischen Bundesstaat "Baja California" befassen, insbesondere mit der Region um dessen Hauptstadt La Paz. Geschildert werden Land und Leute, eine Wüste, eine kleine Insel mit einem Fischerdorf, eine Bergregion in der Nähe, in der es Felsmalereien gibt, und natürlich auch die Küste und das angrenzende Meer mit ihren Bewohnern. Nicht zuletzt kann die Region deshalb mit einer interessanten Meeresfauna aufwarten, weil sie Teil einer riesigen Halbinsel ist, die vom geschützten Klima eines Golfs, aber auch vom raueren Pazifikklima geprägt wird. "Geführt" wird der Zuschauer von einem japanischen Taucher, der Baja California unerschrocken erkundet. Die Edition liegt auf Deutsch und Englisch vor.

Zunächst einmal ist anzumerken, dass der Untertitel im Grunde eine Irreführung darstellt. Das Meer und seine Bewohner werden zwar immer wieder einmal vorgestellt, doch einen erheblichen Teil des Filmmaterials machen Szenen an Land aus. Da werden Garküchen und Fischmärkte ausgiebigst unter die Lupe genommen, in den Bergen hinter dem Dorf San Francisco werden die schon erwähnten Felsmalereien aufgesucht, wobei der größte Teil der Dokumentation dieses Abenteuers nicht den Malereien selbst, sondern dem Aufstieg per Maultier und zu Fuß dorthin gewidmet ist, wie erwähnt eine Wüste mit ihrer durchaus bemerkenswerten Flora und Fauna bereist und so weiter. Alles grundsätzlich interessant, aber ohne direkten Bezug zum Meer und seinen Bewohnern. Wäre diese Film-Edition ein Schulaufsatz, stünde unter weiten Abschnitten in roter Tinte: "Thema verfehlt".

Wer sich für Natur, Geografie und Ethnologie interessiert, würde das verschmerzen, wenn die Filme nicht so ausgemacht "amerikanisch" wären: Oberflächliche Kommentare und Dialoge bringen den Zuschauer nicht gerade weiter, zumal sie meist ziemlich dämlich konzipiert sind. Da erläutert der Kommentator in einem Satz irgendeine Begebenheit oder Beobachtung – die alles andere als weltbewegend ist -, und direkt im Anschluss sagt der japanische Protagonist beziehungsweise der Synchronsprecher genau diesen Satz noch einmal. Falls dies einen dramaturgischen Sinn ergibt, was sich stark bezweifeln lässt, hat es seine Wirkung auf die Rezensentin völlig verfehlt, die sich spätestens bei der dritten Szene dieser Art veralbert fühlte. Es irritiert auch ein wenig, dass behauptet wird, der Fischreichtum habe sich in den letzten Jahren nicht verringert, während im Film interviewte Fischer selbst sagen, dass sich der Fischfang nicht mehr lohne. Nanu.

Über die Qualität der Aufnahmen kann man streiten. Manche sind wirklich gut, andere wirken unprofessionell. Unprofessionell ist auch die Gestaltung vieler Szenen und Sequenzen, die einfach zu lang sind – muss man eine gefühlte Ewigkeit auf einen toten Fisch am Markt "halten", als ob der Zuschauer etwas Ähnliches noch nie im Supermarkt gesehen hätte? Und selbst interessantere Anblicke gewinnen nicht durch Überlängen bei der Anschauung. Auch kommt es zu Wiederholungen.
Die Musik ist Geschmackssache und soll hier nicht kommentiert werden. Technisch, sprich: in Bezug auf Bild und Ton, geht der Film in Ordnung. Man würde sich vielleicht etwas mehr Abwechslung in Form mehrerer Sprecher wünschen.

Insgesamt also nicht gerade ein Highlight, jedenfalls nicht für den europäischen Zuschauer mit etwas Anspruch, der unter einer Dokumentation einfach etwas anderes versteht als aneinander gereihte, überwiegend nicht zum versprochenen Thema gehörenden Filmsequenzen, die sich teils bös in die Länge ziehen und ziemlich billig kommentiert werden. Da aber doch immer wieder mal sensationell schöne Aufnahmen dabei sind und das Bonusmaterial (zwei weitere Dokus und eine Bildergalerie) sich sehen lassen kann, fällt ein zweiter Stern ab.