Der moderne Luftkampf hat seine Grundlagen im Ersten Weltkrieg. Zu dieser Zeit wurden Flugmaschinen als damals neuartige Waffe zum ersten Mal im großen Stil eingesetzt. Während des Krieges wurden die fliegenden Holzkonstrukte immer weiter entwickelt und wurden von einem nicht ernst genommenen Nischenprodukt zu einer eigenen Waffengattung. Schließlich hat auch die zivile Luftfahrt von der Entwicklung profitiert. Mit "Rise of Flight" kann man nun Pilot einer dieser fliegenden Kisten werden.

Doch vor dem Spielspaß steht erst einmal Fleißarbeit an. Die Hardwareanforderungen verlangen zwar nicht nach einem Highend-Rechner, schließen aber doch ältere Computer aus. Mindestens ein Core2Duo-Prozessor muss es sein und ohne 512 MB-Grafikkarte ist das Spiel nahezu ausgeschlossen, selbst wenn man auf der niedrigsten Detailstufe spielt. Die Speicheranforderungen sind dann mit 2 GB Arbeits- und 6 GB Festplattenspeicher eher mittelmäßig. Das Spiel läuft aber nur auf Windows-Systemen ab XP. Zusätzlich sollte man nicht ohne vernünftigen Multifunktions-Joystick spielen. Nur mit Tastatur und Maus ist die Simulation unspielbar.

[PIC] Die Installation verläuft problemlos. Allerdings dauert es etwas, bis die gut 4 GB auf der Festplatte eingerichtet sind. Danach benötigt man eine Internetverbindung, denn ohne Registrierung mittels beigelegtem Code lässt sich das Spiel nicht starten. Danach heißt es erneut warten, denn es wird erst einmal die neuste Version heruntergeladen und nachinstalliert. Hier stehen noch einmal fast 1 GB an Datenvolumen an. Selbst mit DSL kann man also einige Zeit einplanen. Die Internetverbindung benötigt man jedoch bei jedem Start, da vorher immer die Version und Registrierung validiert werden.
Hat man diese kleine Hürde auch genommen und will voller Vorfreude das Spiel starten, erlebt man leider eine herbe Enttäuschung: Das Handbuch schweigt sich weitestgehend aus. Auf gerade einer Seite wird knapp beschrieben, wie man das Flugzeug starten soll. Tastenbelegung, Optionseinstellungen oder andere Spielhinweise sucht man vergeblich. Auf der DVD befindet sich zwar noch die englischsprachige Version des 36-seitigen Handbuchs, aber sonst keine weiteren Informationen. Für eine Simulation ist das ein Armutszeugnis. Auch das beigelegte Tastaturlayout ist nett gemeint und übersichtlich, aber bei der Suche nach der optimalen Einstellung trotzdem keine Hilfe. Die Karte des Kampfgebietes und die Luftkampfregeln der Dicta Boelcke sind eine nette Zugabe, auf die man zu Gunsten eines vernünftigen Handbuches aber gerne verzichtet hätte.
Also beginnt man die erste Stunde seiner Fliegerlaufbahn mit Ausprobieren. Wie wirkt sich denn nun welche Einstellung aus? Wie belege ich Tastatur und Joystick optimal?, usw. So befand sich der Schub eben nicht, wie im Layout angegeben, auf dem Schubregler des Joysticks, sondern musste erst einmal darauf eingestellt werden. Glücklicherweise genügt während des Spiels ein Druck auf die rechte Maustaste und ein Menü öffnet sich, durch das man auch zu den Einstellungen kommt, was die Rumprobiererei etwas mildert.

[PIC] Dann endlich kann man die Motoren starten und auch tatsächlich in den Himmel abheben. Für den Anfang sollte man die angebotenen Trainingsmissionen fliegen und zuerst einmal Start und Landung drauf haben. Denn bei den ersten Bewegungen merkt man bereits, dass man es hier mit einer echten Simulation und nicht mit einem Luftkampf-Ego-Shooter zu tun hat. Bevor man erste Kampferfolge feiern kann, muss man einige Flugstunden absolvieren und die Flugzeuge kennen und beherrschen lernen. Jedes der vier auswählbaren Flugzeuge stammt aus der Endphase des Ersten Weltkrieges. Die Anzahl der Instrumente ist überschaubar gering und gerade dies erfordert einiges Können im Umgang mit diesen einfachen Flugmaschinen. Für den Anfang möchte man auch gar nicht kämpfen, sondern die Landschaft genießen. Man hat eine scheinbar unbegrenzte Fläche, die erkundet werden kann. Selbst auf der geringsten Detailstufe wirken Wälder, Flüsse und Städte sehr schön. Dabei sind die Wiesen und Wälder für ein jahrelang umkämpftes Gebiet etwas zu grün. Der Winter ist allerdings durch ein tristes Grau zu eintönig. Insgesamt aber hat man einen durchaus vollkommenen Spielhintergrund. Es kann schon mal vorkommen, dass eine Windböe das Flugzeug zur Seite drückt und wenn die Granaten der Flugabwehrgeschütze den Himmel schwarz färben, muss man aufpassen vor lauter Begeisterung über den optischen Eindruck nicht abgeschossen zu werden.
Der Sound beschränkt sich auf die typischen Motorengeräusche. Auch der Wind, der einem buchstäblich um die Ohren weht, ist nicht zu verachten.

[PIC] Hat man sich in Trainings- und Einzelmissionen soweit gebracht, dass man mehr als nur in der Luft herum torkelt, kann man sein Können im Karrieremodus oder in Multiplayerspielen beweisen. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg, den wohl nur begeisterte Simulationsfans zu Ende gehen. Spieler, die den schnellen Erfolg suchen, werden wohl vorzeitig aufgeben. Selbst mit den Hilfseinstellungen (wie zum Beispiel ein vorgewärmter Motor für schnelleren Start) ist immer noch stark die Simulation zu spüren.

Auf der Homepage des Herstellers können weitere Flugzeuge erworben werden. Wer vorher austesten möchte, ob er das Spiel beherrscht, kann eine zeitlich begrenzte Demoversion downloaden.

Fazit: Die wohl beste Luftkampf-Simulation des Ersten Weltkriegs. Ein Genuss für Profis und absolut nichts für Gelegenheitsspieler. Eine solche tiefgehende Simulation ohne vernünftiges Handbuch anzubieten, ist allerdings nicht akzeptabel und führt zu unnötigem Frust.