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 Als die große Hungersnot kam

Eine Erzählung aus den Eifeler Schicksalsjahren 1816/1817

Autoren: Fritz Koenn
Illustratoren: Josef Neuburg
Verlag: KBV

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Eifel ist auch heute noch als raues, karges Land bekannt. Die Einwohner verhalten sich solidarisch untereinander und kaum ein Fremder oder „Zugezogener“ hat eine Chance wirklich in das Dorfleben integriert beziehungsweise von allen anerkannt zu werden.

Allerdings war die Region auch schon oft von Krisen geschüttelt. Ganz schlimm wurde sie in den Jahren 1816/1817 getroffen, in denen eine große Hungersnot die Eifel erschütterte. Nachdem es in 1816 bis in den April hinein geschneit hatte und auch danach der Regen scheinbar nie aufzuhören schien, konnte die Saat nur in einem ganz nassen Boden unter die Erde gebracht werden. Da der ganze Sommer sehr verregnet war, verfaulte das meiste auf den schlammigen Äckern. Auch das Heu vermoderte auf den nassen Wiesen. Gar nicht daran zu denken, dass das Getreide eingebracht werden konnte. Die Folge davon war, dass Brot und Getreide unbezahlbar wurden. Dessen aber noch nicht genug: Die heimischen Hüttenwerke, die Arbeitgeber vieler Eifelaner, mussten ebenfalls schließen.

Es gab für die Bewohner der Region Eifel nur noch eins: den Kampf ums nackte Überleben.

Eindrucksvoll schildet Fritz Koenn die Schicksale der verschiedenen Familien, die diesen Kampf mit aller verbleibenden Kraft führen. Koenn beschreibt die immer weniger werdende Kraft der Menschen, die tief liegenden Augen und die hohlen Wangen, die alle stark von der Hungersnot gekennzeichnet sind.

Der Autor beschreibt die einzelnen Leute so genau, dass sie dem Leser schon bald vertraut sind. Der Nachtwächter Stefan Bungenberg, der auf seinen nächtlichen Touren durch die Gemeinde über die Franzosenzeit nachdenkt. Oder der größte Bauer, Hubert Bernes, der im Krieg seinen Sohn verloren hat und der ebenfalls schwer kämpfen muss, um den Winter zu überstehen. Aber noch eines wird deutlich - trotz aller Widrigkeiten, die das Leben in diesem Winter für die Bewohner der Eifel bereit hält: Der Glaube an Gott wird niemals in Frage gestellt. Das verwundert teilweise auch die Priester, die ihre Glaubensgrenzen während der Hungersnot mehr als einmal erreichen.
Auch die Solidarität der Menschen untereinander hilft fast allen, den strengen Winter überleben zu können. Denn was nützt das schönste Geld, wenn es keine Lebensmittel zu kaufen gibt. Und doch verhungert niemand. Selbst die Köhler, die nach der Schließung der Eifeler Hüttenwerke weder Geld noch Essen haben, müssen nicht mehr leiden als die anderen.

In 20 Kapiteln, geschrieben in einer sehr verständlichen Sprache, bringt uns Fritz Koenn das Leben und Leiden der Bewohner der Eifel in diesem schlimmen Winter näher. Fest steht: diese Katastrophe hat dazu geführt, dass die Menschen noch besser zusammen halten.

Interessant ist die Sprachwahl des Autors. Sobald sich die Bewohner des Ortes miteinander unterhalten, wählt er als Sprache den Eifeler Dialekt. Sobald aber eine Unterhaltung mit den „Oberen“, also dem Pastor, dem Vikar, dem Bürgermeister und anderen geführt wird, versucht jeder den Dialekt durch Hochdeutsch zu ersetzen. Das war aber früher offensichtlich genauso schwierig, wie das heute noch in einigen Regionen der Fall ist.
Die einzelnen Kapitel sind durch Strichzeichnungen ergänzt, die sich jeweils mit dem Thema des Kapitels beschäftigen.

Ein Buch, das für Kenner der Eifel ein unbedingtes Muss darstellt! Ein Buch, aus dem auch die Liebe des Autors zu seiner eigenen Heimat zu erkennen ist.

Petra Schott



Softcover | Erschienen: 20. November 2009 | ISBN: 9783940077752 | Preis: 9,50 Euro | 117 Seiten | Sprache: Deutsch

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