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 Magische Gärten

Die Welt des surrealistischen Garten-Designers Ivan Hicks


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Zweifellos gehört Ivan Hicks zu den ungewöhnlichsten Gartenarchitekten unserer Tage. Ob er mehr Künstler oder mehr Gärtner ist, lässt sich nicht recht entscheiden, denn die von ihm entworfenen Gärten präsentieren sich einerseits als Kunstwerke, in denen die "verbauten" Pflanzen nur eines der Stilmittel darstellen, andererseits versteht sich Hicks ausgezeichnet auf Pflanzen aller Art und weiß ihren Bedürfnissen, aber auch ihrer individuellen Schönheit gerecht zu werden.
Der Leser und Betrachter dieses Bild- und Sachbandes lernt zunächst die Persönlichkeit Ivan Hicks' kennen. In diesem Abschnitt geht der Autor auch ausführlich auf den Surrealismus ein, der Hicks' Werk ganz wesentlich geprägt hat. Zudem wird aufgezeigt, wie die langjährige Arbeit für den extravaganten Multimillionär Edward James zu Hicks' künstlerischer Entwicklung beigetragen hat.
Im Anschluss werden drei Gärten vorgestellt, die Hicks gestaltet hat, darunter sein eigener, der zum Teil aus Elementen eines von ihm aufgebauten öffentlichen, unter eigenartigen Vorwänden zerstörtem Gartens entstand und voller Geschichten steckt.
Der von Hicks angelegte Wald "Groombridge Place" lässt keltische Mystik auferstehen, und der Besucher beziehungsweise Betrachter und Leser ist versucht, überall in diesem Welt kleine Gnome, "Groms", zu entdecken.
Ganz spannend hat Hicks Ryewater Nursery konzipiert, das große private Anwesen eines Schmetterlingszüchters. Eine Art spiraliges Labyrinth führt zu einem Teich mit einer geheimnisvollen, unzugänglichen Insel, zudem steckt ein "Gefängnis" für Pflanzen voller Anspielungen und Assoziationen, und etliche weitere Orte in diesem Garten vermögen den Betrachter zu begeistern oder nachdenklich zu stimmen.

Ivan Hicks präsentiert sich dem Leser und Betrachter des Buchs nicht nur indirekt als der Schöpfer, der hinter den vorgestellten Gärten steht, sondern als interessante Persönlichkeit mit vielen Interessen, die er in seinen Werken zu einem vielschichtigen Ganzen verwebt. Seine Gärten leben von der Spannung zwischen einem schlüssigen Gesamtkonzept und vielen überraschenden Details. Als sehr ansprechend erweist sich auch die Wiederkehr von bestimmten Motiven in immer neuem Kontext, etwa der Spirale, mit der Hicks häufig arbeitet.
Der bereits erwähnte Hang zum Mystischen zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch Hicks' Gärten. Vieles erschließt sich erst auf den zweiten Blick.
Detailliert beschreiben die Texte Hicks' Werdegang und seine Gärten. Die Abbildungen orientieren sich an den Texten – oder umgekehrt, das spielt für das Verständnis und die Schlüssigkeit des Buchkonzepts keine Rolle, weil die Symbiose aus Wort und Bild ganz einfach großartig gelungen ist; beigefügt sind neben den Fotos der Gärten beziehungsweise Teilen und Einzelheiten der Gärten auch viele persönliche Bilder, zum Beispiel Auszüge aus der lebendigen Korrespondenz mit Hicks' früherem Arbeitgeber Edward James.
Immer beim passenden Wetter beziehungsweise Licht aufgenommen, der Wald von Groombridge etwa naturgemäß bei dämmerigem, meist seitlich einfallendem Licht, die sehr abwechslungsreich konzipierte Ryewater Nursery je nach Element auch bei vollem sommerlichem Sonnenschein, und aus der Perspektive, die das jeweilige Motiv am besten zur Geltung bringt, fesseln die Fotos den Betrachter und regen durchaus auch zu eigenen, vom Begleittext unabhängigen Gedanken und Interpretationen an.
Da Ivan Hicks meist neben überwiegend "klassischen" Pflanzen Objekte einsetzt, die er auf Trödelmärkten entdeckt, oder ausrangierte Nutzgegenstände und sonstiges Fundgut wie ehemalige Eisenbahnschwellen und Treibholz, bietet sein Werk auch finanziell weniger gut ausgestatteten Gartenbesitzern eine Fülle an packenden Ideen und Anregungen für einen eigenen Stil der Gartengestaltung. Als Ratgeber ist das Buch zwar keineswegs gedacht, doch macht es Mut zu persönlichen Experimenten und vermag aufzuzeigen, dass ein Garten wesentlich mehr sein kann als ein apartes Arrangement von Pflanzen, Wegen und Beetbegrenzungen.
Vor allem aber bereitet das Betrachten von Hicks' Gärten geradezu sinnlichen Genuss – einen Genuss, den die erläuternden Texte noch vertiefen. Ein sehr gelungenes, apart und hochwertig aufgemachtes Buch über einen außergewöhnlichen Aspekt der Kunst!

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 22. Februar 2010 | ISBN: 9783421036391 | Preis: 29,95 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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