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 Tribunal

Knobels vierter Fall


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Zum Kulturhauptstadtsjahr 2010 entstanden im Ruhrgebiet zahlreiche Attraktionen. Neben den vielen verschiedenen Festivals, Museen und Ausstellungen wurden auch die „Landmarks“ wie das Gesometer in Oberhausen, die Zeche Zollverein in Essen oder der Landschaftspark Duisburg-Nord für die kulturhungrigen Besucher aus aller Welt aufgehübscht. Für alle möglichen Kulturgeschmäcker hat das Ruhrgebiet etwas zu bieten.

Auch das Thema Justiz und Psychologie soll im Kulturhauptstadtsjahr nicht zu kurz kommen. In Klaus Erfmeyers Ruhr-Krimi „Tribunal“ entwirft der Psychologe Paul Bromscheidt eine Ausstellung zum Thema „Justiz und Gewissen“ in Deutschlands größter unterirdischen Bunkeranlage in Dortmund. Da dieses Unterfangen nicht von einer einzelnen Person getragen werden kann, sucht sich Bromscheidt sechs Mitstreiter, die ihm bei der Ausarbeitung und Durchführung der Ausstellung zur Seite stehen sollen.nDie Anwälte Stephan Knobel und Hubert Löffke sollen den nötigen juristischen Stoff für die Ausstellung aufarbeiten. Achim Frodeleit, kurz vor seiner Ernennung zum Vorsitzenden Richter des Oberlandesgerichts, bringt die Seite der Judikative ins Spiel. Knobels Lebensgefährtin, Marie Schwarz, ist studierte Germanistin und soll die Ausstellung literarisch begleiten. Für einen ersten Gedankenaustausch treffen sich die genannten Akteure mit ihren Lebenspartnern in Bromscheidts noblen Villa in Dortmund.

Bei einem Glas Wein werden die Formalitäten und Themen der Ausstellung geklärt. Bromscheidt ist nahezu besessen von seiner Idee und versucht seine Mitstreiter mit allen Mitteln zur Teilnahme am Projekt zu überzeugen. Ein abschließender Besuch in der „Alten Steinwache“ soll den Deal perfekt machen. Gemeinsam brechen alle auf und kommen doch nie am Ziel an. Bromscheidt macht zuvor einen Abstecher in die Dortmunder Unterwelt, wo die Ausstellung stattfinden soll: Eine der ältesten unterirdischen Bunkeranlagen Deutschlands. Bei der Besichtigung der Anlage kommen den sechs Gästen Bromscheidts zum ersten Mal einige Dinge äußerst seltsam vor: Warum mussten sie ihre Mobiltelefone am Eingang ablegen und warum kennt niemand, nicht mal Google einen gewissen Paul Bromscheidt. Kaum gedacht, fällt hinter den sechs auch schon eine Tür ins Schloss. Bromscheidt hat sie eingesperrt. Aber warum? Welche kranken Gedanken, welche Absichten hat der vermeintliche Psychologe mit dieser Aktion? Nach endlosen Stunden in der Dunkelheit offenbart sich, was Bromscheidt will: Gerechtigkeit ausüben. Löffke, Knobel und Frodeleit bekleiden selbst die Ausstellung in dem sie einen Prozess führen sollen. Einen Bagatell-Prozess, den Löffke als Anwalt für Herrn Bromscheidt vor etlichen Jahren verlor...

Klaus Erfmeyer gelingt es, die düstere Stimmung der unterirdischen Stollen zu dem Leser zu tragen. In einem flüssigen und mitreißenden Stil wird die Geschichte um Paul Bromscheidt erzählt. Die Spannung reißt durch das schnelle Erzähltempo so gut wie nie ab. Es wird dem Leser somit schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Das Ende des Prozesses in der „Kathedrale“ der Bunkeranlage kommt recht plötzlich und unerwartet, der Grund für die Rettung der Personen erscheint ein wenig einfallslos. Dem durchdachten vermeintlichen Psychologen Bromscheidt hätte man doch etwas mehr Gründlichkeit und Sorgsamkeit beim Einrichten des Gefängnisses zugetraut. Die abschließende Aufarbeitung des Falls durch den Anwalt Knobel fesselt den Leser dann doch noch einmal und bringt einige überraschende Fakten ans Tageslicht.

Der Ruhr Krimi „Tribunal“ eignet sich perfekt als gruselig-düstere Einstimmung auf das Kulturhauptstadtjahr 2010. Für alle Leser, die sich ein Bild der Bunkeranlage in Dortmund machen wollen, können diese teilweise besichtigen oder Eindrücke auf der Internetseite http://www.bunker-nrw.de erlangen.

Julia Langosz



Softcover | Erschienen: 8. Februar 2010 | ISBN: 9783839210604 | Preis: 11,90 Euro | 324 Seiten | Sprache: Deutsch

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