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 Königskinder

Autoren: Gernot Gricksch
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Frage, ob es die große, wahre, einzige Liebe, den Seelenpartner, der zu einem gehört, der einen vervollständigt, wirklich gibt, treibt viele Autoren in ihren Geschichten um. So auch Gernot Gricksch in „Königskinder“.

Simone und Marc könnten unterschiedlicher nicht sein, das zeigt sich schon bei ihren Geburten: Simone wird im Taxi geboren, weil ihre Mutter mitten im Park beim Yoga die Wehen bekam, während Marcs Eltern perfekt organisiert sind und er ordentlich im Krankenhaus zur Welt kommt. Simone mogelt sich irgendwie durchs Leben, lässt sich treiben, während Marc stets einen Plan hat und diesen verfolgt. Dennoch sind sie füreinander bestimmt, wissen davon aber nichts. Und so weht das Schicksal durch die Welt, immer wieder begegnen sie sich fast, sei es im Esoterikladen von Simones Mutter, während einer Demo, auf dem Roten Platz in Moskau, beim Taxifahren, Sushi verkaufen, auf Partys, sogar bei Singlebörsen … Aber nie finden sie zusammen.

„Königskinder“ ist wunderbar. Gernot Gricksch greift eine Frage auf, die wohl jeder kennt: Wenn es den Seelenpartner wirklich gibt, wie schafft man es, ihn zu finden? Was, wenn es ihn zwar gibt, man ihm aber nie begegnet? Der Autor lässt den Leser durch die Augen zweier Menschen jeweils einen großen Teil ihres Lebens miterleben. Dabei sind auch durchaus einige historische Momente, die einem selbst aus Zeitungen und Nachrichten ein Begriff sind. Immer wieder treibt das Schicksal die beiden zusammen, immer wieder kommt ein weiterer Zufall dazwischen und sie verpassen sich. Das ist für den Leser ganz schön frustrierend, weil man immer hofft, dass diese beiden Menschen, die sich so perfekt ergänzen würden, endlich treffen und finden könnten. Aber nein, es wird äußerst spannend gemacht …

Gernot Gricksch überlässt kapitelweise abwechselnd Simone und Marc das Wort. Nicht immer geht es hierbei um Fast-Begegnungen, oft lernt man einfach das Leben und die Gedanken einer der beiden Personen kennen. So wird man tief in das jeweilige Leben gezogen. Es sind größtenteils keine ausgefallenen, abenteuerlichen Geschichten, sondern das wahre Leben. Und dadurch wird es so spannend und bewegend, man findet sich selbst wieder in den Geschichten von Schulzeit, Uni, Ziellosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Vorfreude, Traurigkeit und Freude, Einsamkeit und Freundschaften. Doch die Suche nach dem Seelenpartner bildet den roten Faden, zu dem die Geschichte immer wieder zurückkehrt. Dabei sind einige der Einfälle und Wendungen so überraschend und ungewöhnlich, dass man laut auflacht und sich an den Kopf greift, da solche Geschichten eigentlich nur das Leben schreiben kann. Obwohl aber diese Wendungen manchmal so unerwartet kommen, wird die Handlung nie unglaubwürdig. Manches ist einfach Schicksal.

Die märchenhafte Geschichte der beiden Königskinder, die füreinander bestimmt sind und doch nicht zusammen finden, kommt hier in einem modernen Gewand daher, dennoch spürt man die Herkunft noch im Glauben an das Schicksal und daran, dass Wunder manchmal wirklich echt sind. Durch die genaue Einordnung in das Zeitgeschehen ist die Handlung aber sicher verankert und wirkt nie, als wäre sie nicht von dieser Welt.

Ein wunderbarer Liebesroman, wohl einzigartig dadurch, dass die Liebenden sich (fast) nie direkt begegnen und sich oftmals nur um Haaresbreite verpassen. Dabei erscheint er aber so wirklich, so, als könnte es genau so passiert sein. Auch die durchaus absurden Momente und die ironischen Untertöne machen das Buch zu etwas ganz Besonderem und zu einer Leseempfehlung ohne Einschränkungen!

Anja Thiemé



Softcover | Erschienen: 15. Februar 2010 | ISBN: 9783426198728 | Preis: 12,95 Euro | 345 Seiten | Sprache: Deutsch

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