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 Die Kinder im Brunnen

Autoren: Lilo Beil
Verlag: Conte Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Idyllisches Weschnitztal, historisches Heidelberg, ruhiges Speyer – so oder so ähnlich möchten wir uns heute das Leben vorstellen. Doch die Realität sieht leider ganz anders aus. Auch in diesen Regionen findet man bereits bei Kindern und Jugendlichen immer stärker werdende Gewaltbereitschaft. Selbst Mobbing ist kein Thema mehr – wer nicht mitzieht wird zum Außenseiter und nicht mehr nur ignoriert sondern auch immer wieder gequält.

So auch Lisa. In ihrer Schule findet sie keinen Anschluss und die älteren Jungs quälen sie und filmen sie dabei mit ihren Handys. Lisa flüchtet sich in eine Traumwelt und ihr Märchen landet als Schulaufsatz bei ihrer Lehrerin Charlotte Rapp. Diese sieht sich in der Annahme, dass Lisa ein ganz einsames Mädchen ist, in ihrer Einschätzung der Situation bestätigt. Als Lisa verschwindet spürt Charlotte, dass sie den Schlüssel zur Aufklärung in den Händen hält. Aber noch verschweigt sie diese Tatsache.

Erst als ihr Kollege, ein bis dahin sehr angesehener und bei allen beliebter Kollege, mit dem Verschwinden und dem Mord an Lisa in Verbindung gebracht und schließlich ebenfalls ermordet wird, gibt sie der Polizei den entscheidenden Hinweis und gerät dadurch selbst in Lebensgefahr.

Ein von der ersten Seite an spannender Krimi, der nicht zum Weglegen geeignet ist. Gerne liest man ihn auf einmal durch und vergisst dabei sicherlich auch, dass am nächsten Morgen wieder die Arbeit ruft.

Lilo Beil ist es hier gelungen neben der Faszination dieser spannenden Geschichte auch auf Probleme hinzuweisen, die in der heutigen Gesellschaft bestehen. Längst ist Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere untereinander, ein Thema, das nicht zu verharmlosen ist. Nur mit Hinsehen und viel Zivilcourage kann es jedoch gelingen, etwas gegen diese alarmierende Entwicklung zu tun.

Mit der Lehrerin Charlotte Rapp hat sie eine Figur geschaffen, deren Engagement zunächst auch von ihrem Freund belächelt wird. Spöttisch nennen ihre Schüler sie auch Mutter Theresa. Aber gerade durch ihren Einsatz gelingt es, den Mord an Lisa und dem Lehrer aufzuklären. Hier will die Autorin zeigen, dass sich der Einsatz, wenn er auch gefährlich sein kann, am Ende doch lohnt.

Hervorragend dargestellt ist auch die Fassungslosigkeit der Betroffenen. Sei es sowohl Lisas Oma, die einzige Vertraute, die Lisa je hatte als auch die Mutter der Person, die den Mord verübt hat. Beide machen sich Vorwürfe etwas falsch gemacht zu haben, etwas überhört zu haben oder schlicht und einfach versagt zu haben.

Lilo Beil kann all die hier genannten Punkte in einer einfachen klaren Sprache darstellen, was den Lesefluss des Buches natürlich erhöht. Erst dadurch wird es möglich, dass der Leser sich lediglich auf den Inhalt der Geschichte konzentrieren und deren kritische Auseinandersetzung mit der heutigen Gesellschaft in ganzem Umfang erfassen kann.

Ein Muss für jeden Krimifreund, den nicht nur wirklich spannende Handlungen interessieren, sondern der sich auch gerne mit der Gesellschaft und ihrer bestehenden Problematik auseinandersetzt.

Petra Schott



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2010 | ISBN: 978-3941657106 | Preis: 11,90 Euro | 195 Seiten | Sprache: deutsch

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