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 Codex Angélique

Kompendium der Engel

Autoren: Thierry Gloris
Illustratoren: Mikaël Bourgeon
Übersetzer: Marcel Le Comte
Verlag: Ehapa Comic Collection

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Frankreich zur Zeit der Belle Epoque, die Jahre rund um die Wende zum 20. Jahrhundert. Die Zeiten sind düster. Des nachts wird Paris von einem Serienmörder heimgesucht, der sich im Besonderen auf Huren und deren Herzen spezialisiert zu haben scheint. Aus England hat man von einem Monster gehört, das einem ähnlichen Schema folgt. Auch der Herzensbrecher - so der Name, der dem Mörder verpasst wurde - gibt keine Ruhe und holt sich Opfer für Opfer, Herz für Herz.
Davon unbeeindruckt, versucht der Onkel des jungen Studenten Thomas, seine Schwester, Thomas' Mutter, vom Tod ins Leben zurückzuholen. Direkt nachdem sie einem furchtbaren Leiden zum Opfer fiel, "fror" er sie ein. Seine Experimente nehmen sein gesamtes Denken ein, die Bindung zur Realität leidet immer mehr. Als Thomas eines Tages in den Besitz eines Exemplars des überaus seltenen "Codex Angélique" gelangt, sieht sein Onkel die Chance, seine Schwester endlich zu retten. Sein Plan aber ist sehr gefährlich: Er will einen Engel entführen und fordert im Gegenzug das Leben seiner Schwester zurück. Doch es läuft nicht, so wie er es sich vorgestellt hat ...

Der Ehapa-Verlag bringt einige Comicreihen im so genannten All-in-one-Format heraus. Dabei werden kleine Serien, wie die vorliegende Trilogie, in einem hochwertigen Hardcoverband zusammengefasst. Der Preis für einen solchen Band ist auf den ersten Blick recht hoch, berücksichtigt man aber, dass man eigentlich den Inhalt von gleich drei Bänden in Händen hält, relativiert sich der Preis sofort. Die Verarbeitung und der Druck sind von sehr hoher Qualität, von diesem Comic hat man ganz sicher länger als nur zwei Stunden etwas.

Das Artwork Bourgouins ist in gedeckten Farben gehalten, braun, grau, grün und blau beherrschen die Seiten. Die roten Blutflecken an einigen Stellen stechen dabei besonders heraus. Bourgouins Zeichnungen zeichnen sich durch weiche Linien aus, einige der Panels wirken getuscht - Licht und Schatten vermischen sich. Dieser Stil und die gewählten Farben untermalen die düstere Stimmung großartig. Die Personendarstellung im Comic brilliert durch die häufig überspitzt gezeichneten Figuren. So sieht man beispielsweise den Insassen eines Irrenhauses deren Wahnsinn direkt an - oder zumindest möchten die Autoren, dass die Leser genau das in ihnen sehen.

Die Story ist aufgeteilt in drei Kapitel, in denen sich die Lage der Protagonisten immer weiter zuspitzt. Diese nehmen im Übrigen kein Blatt vor den Mund und wer sich an derben Sprüchen oder Bordellszenen stößt, sollte diesen Comic meiden. Denn genau wie der Absinth und das Opium, gehören auch die Huren in das Bild, welches von Paris in dieser Zeit gemalt wird. Neben Steampunkelementen findet sich auch eine gute Portion Horror in dieser Story. Die Existenz von Hölle und Himmel wird in dieser fiktiven Umgebung real und die Aussage des Klappentextes, es gäbe auch Anleihen an Blatty (Exorzist), ist durchaus passend. Auch wenn wahrlich nicht alle Machwerke mit dem gerade sehr präsenten "Engel"-Thema empfehlenswert sind, sticht dieses doch heraus und bietet eher klassische Schauerkunst auf hohem Niveau. Für schwache Nerven ganz sicher nicht das Richtige.

Autor und Zeichner haben drei Jahre harte Arbeit in dieses Kunstwerk gesteckt, welch ein Glück, dass die deutschen Leser gleich alle Bände auf einmal in Händen halten können. Die Wartezeit zwischen einzelnen Bänden wäre sicher schwer geworden. Eine lohnende Investition für alle Freunde anspruchsvoller Comic-Unterhaltung.

Sandra Wiegratz



Hardcover | Erschienen: 15. Januar 2010 | ISBN: 978-3770433391 | Originaltitel: Le codex angélique | Preis: 39,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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