Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat es auf den Punkt gebracht: Man kann nicht nicht kommunizieren. Wer mit der Uneindeutigkeit der sprachlichen Kommunikation schon überfordert ist, wird über die noch viel subtileren Bedeutungen der menschlichen Körpersprache vielleicht gar nichts mehr wissen wollen. Und tatsächlich wird einem bei der Beschäftigung mit körpersprachlichen Phänomenen schnell bewusst, wie komplex die Interaktion von Körper und Geist ist und dass eine Definition von Körpersprache und ihrer Elemente schwieriger zu finden sind als man zunächst annimmt.

"Grammatik der Körpersprache" von Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt nimmt sich dieser Thematik an und versucht sich ernsthaft und tiefgründig mit ihr auseinanderzusetzen – wie der Untertitel verrät aus der Perspektive von Therapie und Coaching. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil, bestehend aus zwei Kapiteln, werden verschiedene theoretische Ansätze vorgestellt, die Körpersprache als Kommunikationssystem betrachten und sich mit dem Verhältnis zwischen Körpersprache und verbaler Kommunikation befassen. Der zweite Teil, bestehend aus ebenfalls zwei Kapiteln, befasst sich mit Gesichtspunkten der Entwicklung non-verbaler Kommunikation aus biologischer, evolutionsgeschichtlicher und entwicklungspsychologischer Sicht. Im dritten und umfangreichsten Teil, der vier Kapitel umfasst, wird es dann praktisch - mit Fallbeispielen und Hinweisen zur Integration des erworbenen Wissens in die psychotherapeutische Arbeit.

Ist man sich der Komplexität des Phänomens Körpersprache bewusst, kann man die Arbeit, die die Autoren mit diesem Buch geleistet haben, nur anerkennen - auch wenn es nicht immer bestens strukturiert und an einigen Stellen nur bedingt leserfreundlich formuliert erscheint. Denn wenn man sich auf dem Buchmarkt hinsichtlich der Thematik einmal umschaut, wird man so schnell nichts Vergleichbares finden. Sachbücher und Ratgeber, die das Komplexe auf allzu simple Ratschläge und knackige Regeln herunterbrechen, gibt es einige. Ein Buch, das sich der Herausforderung stellt, verschiedene kommunikationstheoretische, neurobiologische und psychologische Konstrukte und Befunde zu integrieren, um zu einem besseren Verständnis der Körpersprache zu gelangen, ist da schon schwieriger zu finden.
Laien sollten sich darum bewusst sein, dass die Autoren hier viel theoretisches Wissen zusammengetragen haben und dass Fragen wie "Was Ihr Gegenüber wirklich von Ihnen denkt" nicht beantwortet werden. Therapeutisch arbeitende Leser können jedoch vieles aus dem Buch mitnehmen, das ihnen zumindest körpersprachliche Aspekte in ihrer Arbeit mit Patienten noch bewusster macht und Hilfestellung zur Integration des erworbenen Wissens anbietet. In diesem Sinne ist es ein Buch für Theoretiker als auch Praktiker gleichermaßen, das vorhandenes Wissen aufgreift, ordnet, integriert und schließlich mit der Praxis verknüpft.

Fazit: Sehr interessante und empfehlenswerte Lektüre.