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 Gruselkabinett, Folge 42: Der Sandmann


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, bekannter als E.T.A. Hoffmann, lebte von 1776 bis 1822 und war sowohl Schriftsteller als auch Komponist. Als Autor widmete er sich viel dem Unheimlichen, dem Fantastischen, und folgerichtig hat die Reihe Gruselkabinett eines seiner bekanntesten Werke in die erfolgreiche Serie aufgenommen: "Der Sandmann".

Der Schüler Nathanael berichtet seinem guten Freund Lothar in mehreren Briefen von einer unheilvollen Begegnung mit einem italienischen Wetterglashändler, die den jungen Mann sehr aufregt, denn sie erinnert ihn schmerzlich an seine Vergangenheit.
In seiner Kindheit wurden Nathanael und seine Schwester stets um eine bestimmte Uhrzeit von der Mutter geradezu panisch zu Bett gebracht, denn der "Sandmann" käme - und den dürften die Kinder auf keinen Fall sehen. In Wirklichkeit war der Besucher, der sich abends im Haus der Eltern einstellte, der unheimliche Advokat Coppelius, der mit Nathanaels Vater undurchsichtige Geschäfte tätigte.
In seiner kindlichen Fantasie vermischte der kleine Nathanael die furchterregende Gestalt von Coppelius mit den grausigen Schauermärchen vom Sandmann, die ihm die Haushälterin erzählte. Und seine kindlichen Ängste wurden durchaus bestätigt, denn als Folge von Coppelius' Besuchen starb der geliebte Vater auf grausame Art und Weise.
Als der inzwischen erwachsene Nathanael nun den Wetterglashändler erblickt, glaubt er, in ihm den verhassten Coppelius und damit die Schrecken seiner Kindertage zu erkennen. Bald beruhigt Nathanael sich wieder, zumal er abgelenkt ist: Einer seiner Professoren hat eine bezaubernd schöne Tochter, in die sich der junge Mann trotz einer bereits bestehenden Verlobung unsterblich verliebt. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf, denn tatsächlich ist die Vergangenheit noch lange nicht abgeschlossen – und der Sandmann findet einen Weg zurück in Nathanaels Leben …

"Der Sandmann" ist ein atmosphärisches und wirklich gruseliges Werk der Schauerromantik, das erstmals 1817 veröffentlicht wurde. Das Schreckensbild vom Sandmann, der den Kindern abends Sand in die Augen streut, bis sie bluten und schlussendlich die Augäpfel herausgepickt werden, ist hier sehr eindrucksvoll beschrieben und man kann Nathanaels Kindheitstrauma gut nachvollziehen, zumal die Rolle des kinderhassenden Coppelius perfekt besetzt wurde. Genial gesprochen von Roland Hemmo ist diese Figur durch und durch diabolisch geraten und fesselt den Hörer geradezu vor dem Lautsprecher, vor allem durch ihr böses Lachen, das durch Mark und Bein geht. Auch die anderen Sprecher sind, die von der Reihe nicht anders zu erwarten, wirklich gut: Als Erzähler ist uns Hasso Zorn längst ans Herz gewachsen, als Nathanael ist die bekannte Stimme von Marius Clarén zu hören. In weiteren Rollen glänzen unter anderem Tanya Kahana als Nathanaels Verlobte Clara, Wilfried Herbst als Professor Spalanzani und Robin Kahnmeyer als Lothar. Und auch wenn die lange Arie von Polonca Olszak in der Rolle der Olimpia schwer zu ertragen ist, ist sie doch wichtig für die Handlung - also nicht vorspulen!

Obwohl die Geschichte fast 200 Jahre alt ist, ist sie im Grunde genommen zeitlos, denn sie thematisiert unter anderem die Beziehung von Menschen und Maschinen, die schon damals Faszination, aber auch eine Menge Angst und Misstrauen bargen. Nebenbei hat der Autor auch eine Menge dezenter Ironie untergebracht, in dem er das damalige Frauenbild und den versponnenen Nathanael mit seinem Faible für Selbstgeschriebenes persifliert.

"Der Sandmann" ist als Hörspiel rundum gelungen – schaurig, perfekt besetzt, romantisch-gruselig und sehr nah an der Vorlage aus dem 19. Jahrhundert.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Mai 2010 | ISBN: 9783785742693 | Laufzeit: 69 Minuten | Preis: 8,99 Euro | Sprache: Deutsch

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