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 Das Geheimnis der Wände

Autoren: Tatiana de Rosnay
Übersetzer: Gaby Wurster
Verlag: Bvt

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Mit dem Roman "Sarahs Schlüssel" gelang der französischen Schriftstellerin und Journalistin Tatiana de Rosnay 2008 ein internationaler Bestseller, der auch in Deutschland viele Leser fand. 2003 verfasste sie bereits den kurzen Roman "Das Geheimnis der Wände", der nun, nach dem Erfolg von "Sarahs Schlüssel", erstmals in deutscher Sprache erscheint.

Die Ich-Erzählerin Pascaline steht vor einem Weg ins Ungewisse. Ihre Ehe zu Fréderic zerbrach, doch im Gegensatz zu ihm hat sie noch keine neue Partnerschaft eingehen können. Sie glaubt ohnehin nicht mehr daran, dass sich noch ein Mann für sie interessieren könnte. Wer will schon eine unscheinbare vierzigjährige Softwareentwicklerin näher kennenlernen? Auf der Arbeit hingegen läuft es eigentlich gut, sie schließt sogar Freundschaft mit der jüngeren Élizabeth, die Pascaline dazu überredet, sich mal wieder etwas herauszuputzen und mit ihr auszugehen. Und nicht zuletzt der Umzug in eine neue Wohnung gibt Pascaline das Gefühl, dass sich ihr Leben endlich wieder zum Positiven wendet.
Aber die Wände, in denen sich Pascaline sofort heimisch fühlt, bergen ein düsteres Geheimnis. Ein Mädchen wurde darin vergewaltigt und umgebracht. Zunächst fühlt sich Pascaline abgestoßen von diesem schrecklichen Ereignis, das in ihrer Wohnung stattgefunden hat; sie fühlt sich zuhause unwohl, kann nicht einmal mehr schlafen. Trotz ihres baldigen Auszugs lässt die Geschichte der ermordeten Frau sie nicht mehr los und sie stellt Nachforschungen an. Bald schon will Pascaline alles über den Mörder, seine weiteren Opfer und deren Wohnungen wissen, und aus dem anfänglichen widerstrebenden Interesse wird eine düstere Obsession …

Psychologisch gesehen kann "Das Geheimnis der Wände" im Großen und Ganzen überzeugen, wenngleich die 142 Seiten doch etwas knapp geraten sind für eine wirklich tiefgründige Analyse über eine von Obsessionen geplagte Frau, die doch nichts anderes will, als ein schreckliches Erlebnis zu verarbeiten. Der Entwicklung der Ich-Erzählerin ist sämtlicher Raum gewidmet, für weitere Erzählstränge oder Personen im Mittelpunkt des Interesses bleibt da kein Platz. Und doch wirkt die Beleuchtung der Protagonistin unfertig, vielleicht sogar unvollständig. Dabei hat die Geschichte durchaus Potenzial, sind Pascalines eigenes Leben und die tragische Geschichte, die hinter dem Tod der jungen Vormieterin steckt, doch reizvoll und stimmig miteinander verknüpft.

Das Ende wiederum überrascht mit einer ungewöhnlichen Konsequenz. Die Entwicklung bis zu jenem Punkt wird nur angedeutet, und so treffen die letzten Seiten den Leser beinahe unvermittelt und offenbaren mehr von Pascaline, als es dem Roman zuvor gelang. Durch die Ich-Perspektive ist man nah am Geschehen, glaubt zu wissen, was vor sich geht, ehe das Ende diesen Glauben zunichtemacht. Allerdings wäre eine weniger drastische Beschließung der Ereignisse stimmiger zu den eher leisen Tönen gewesen, die in "Das Geheimnis der Wände" angeschlagen werden.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 1. Dezember 2009 | ISBN: 9783833306259 | Originaltitel: La Mémoire des murs | Preis: 8,95 Euro | 142 Seiten | Sprache: Deutsch

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