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 Scheibenwelt: Wachen! Wachen!

Der Scheibenwelt-Comic


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Karotte Eisengießersohn wird von seinem Vater nach Ankh-Morpork geschickt. Er ist mit seinen etwa zwei Metern für einen Zwerg zu groß und soll in der Stadtwache zu einem richtigen Mann werden. Er lernt die Gesetze der Stadt auswendig und nimmt an seinem ersten Arbeitstag den Vorsitzenden der Diebes-Gilde fest. Ein Skandal. Doch ein viel schlimmeres Verbrechen beginnt Gestalt anzunehmen.
Eine Gruppe ehrgeiziger Männer beschwört mit Hilfe eines aus der "Unsichtbaren Bibliothek" entwendeten Buches einen Drachen. Keinen kleinen harmlosen Sumpfdrachen, wie sie Lady Käsedick züchtet, sondern einen riesigen und grausamen Drachen.
Die Männer inthronisieren einen König und lassen den Drachen wieder verschwinden. Sie legen den Patrizier, Herr über die Stadt, in Ketten und sind zufrieden. Ihre Ziele sind erreicht.
Wäre da nicht Hauptmann Mumm, der Patrizier, Karotte und ... der Drache!

Terry Pratchetts wundervolles Buch "Wachen! Wachen!" ist von Stephne Briggs bearbeitet und in Comic-Form übertragen worden, mit Bildern versehen hat die Geschichte Graham Higgins. Auffallend düster und hart ist bereits das Titelbild. Den Stil von Kirby, der die Illustration der Pratchett-Bücher erarbeitet hat, sucht man vergebens. Sehr viel realistischer und grausamer wird die Geschichte einer Revolte in Ankh-Morpork erzählt.
Die oft hässlichen Gesichter, überbordenden Muskelpakete der Helden und die sehr düsteren, detailreichen Szenarien sind nicht für Pratchett-Fans. Es entsteht eine eigenständige Comic-Welt, die nur ansatzweise vom Pratchett?schen Humor begleitet wird.
Die Charaktere, aus den Büchern sattsam bekannt, treten zwar auf und sind unverkennbar, doch werden sie zeichnerisch und in der comic-eigenen Dramaturgie zu etwas anderem, härteren. Es entsteht ein Abenteuer voller Heldentum und Irrtümer, derbem Humor und wenigen Zwischentönen.
Auf den 126 Seiten überwiegen die dunklen Gassen und nächtlichen Straßen der Stadt. Harte Gesichtszüge, vom Leben gezeichnet und enttäuscht schwingen sich zu Heldenmut auf, ohne es zu wollen.
Wahre Helden sind eher tumbe Gestalten, vorangetrieben von schierer Notwendigkeit und nicht der Ruhm ist es, den sie erreichen wollen, sondern nur, in Ruhe gelassen zu werden. Die Dinge sollen sich richtig verhalten und möglichst nicht ändern.
Einzig die Moral der Geschichte ist typisch für Pratchett, die Zeichnungen und die Textblasen sind es nicht. Ein Comic ist entstanden, den Pratchett-Fans eher gering achten.
Comic-Fans aber können dieser Geschichte und ihrer Umsetzung sehr viel abgewinnen. Die künstlerisch hochwertigen Grafiken sind äußerst gelungen, der Text perfekt passend - nur eben nicht im Pratchett-Universum.
Auf der Scheibenwelt regiert eigentlich die Ironie, der Humor und Aberwitz, lässt der Irrsinn grüßen und die Bürokratie winkt. Hier ist magisch durchwirkte Eloquenz zu Hause, regiert der liebevolle Tyrann die bösartigen Schwachen, lässt die verhasste Wache, bestehend aus Verlierern und Nieten, Ordnung inmitten des Chaos? entstehen.
In seltsamer Diskrepanz dazu ist dieses Comic entstanden - zwar auf der Scheibenwelt zu Hause, aber nur scheinbar.
In Wirklichkeit wird nur ein kleines Fenster geöffnet, durch das der Leser und Betrachter einige Tage und Menschen aus irgendeiner düsteren mittelalterlichen Stadt schwach beleuchtet dahinwanken sieht. Ohne Moral, ohne Zukunft und ohne Hoffnung.

Fazit: Diesen Comic muss man gesehen haben - er ist einfach nur schrecklich schön. Allerdings nicht für Pratchett-Fans - oder gerade doch!

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2002 | ISBN: 3442545331 | Preis: 14,90 Euro | 125 Seiten | Sprache: Deutsch

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