Irgendwie ist es schon schade, wie die Gedankenwelten sich mit der Zeit verändern. Nimmt man die Begriffe Magie, Zauber und Besen fallen vielen nicht Merlin, Gandalf oder Hexen ein, sondern stattdessen kommt den meisten ein bebrillter Junge in den Sinn, der in Hogwarts zur Schule geht. So verändert sich alles, genau wie aus dem Jugendbuch einer hoffnungsvollen Autorin Kult wurde. Und dieser Kult ergibt nun gemeinsam mit einem anderen Erfolgsprodukt in "Lego Harry Potter. Die Jahre 1-4" einen echten Kracher.

Potter gekürzt

Harry Potter gelangt nach Hogwarts und ab da geht der Spaß los. Wie das Spiel schon sagt, sind hier die Erlebnisse der Bücher 1 bis 4 enthalten. Vier Schuljahre also, die der Spieler durchleben muss, bis er das Spielziel bewältigt hat. Natürlich hangelt sich die Ereignislinie an der Geschichte entlang, auch wenn, dem Spielvergnügen zugute, man sich lediglich rudimentär an die Film- und Buchvorlage gehalten hat, schließlich kann man nicht alles im Detail ausführen. Vorangetrieben werden die einzelnen Level durch eingestreute Videosequenzen. Wunderbar animiert hat man hier das Vergnügen, bekannte Szenen leicht verfälscht mit Legomännchen zu genießen. Und da sich die Entwickler treu geblieben sind wird hierbei nicht gesprochen, doch die Mienen sind beredt genug.

Immer wieder Hogwarts

Für diejenigen, die schon die vorangegangenen Lego-Spiele kennen, ist es etwas ungewohnt, dass man sich so häufig am gleichen Schauplatz, nämlich Hogwarts, wiederfindet. Damit man erkennt, wohin es dieses Mal geht, führt eine Geisterspur den Spieler, so dass man in Seelenruhe alles erkunden kann, ohne den Anschluss zu verlieren. Und manche Türen und Gänge öffnen sich erst in nachfolgenden Leveln mit steigenden Fähigkeiten, so dass es immer wieder etwas Neues zu erkunden gibt. Je nach Situation benötigt man dazu Harry, Hermine, Ron oder einen der anderen über hundert Charaktere. Doch bis man diese alle beisammen hat, vergeht einiges an Spielzeit.

Zwei starke Partner

Lego und Harry Potter sind zwei Marken, die jeder kennt und liebt. In "Lego Harry Potter. Die Jahre 1-4" vereinen sie beide ihre Stärken und bringen Spaß auf die Konsole. Wer jedoch einen müden Abklatsch der Vorgänger mit anderer Geschichte erwartet, der wird enttäuscht. Es gibt hier nämlich einige durchaus sinnvolle Änderungen. Für die Wii-Versionen kann man, wie in den letzten Spielen, im Koop-Modus endlich auf einen Split-Screen zurückgreifen, der quer durchs Bild läuft. Nähern die beiden Spielfiguren sich, vereinigt sich auch das Bild wieder. Doch auch alleine ist der Partner ganz passabel, da bei Aufgaben, die zu zweit durchgeführt werden müssen, die KI nicht mehr ganz so zickig ist wie früher. Schön ist natürlich auch die Fähigkeit der Zauberei. In verschiedenen Zaubermodi lassen sich die unterschiedlichsten Effekte erzielen. Allerdings gelingt das erst, wenn der Zauber im Unterricht erlernt worden ist. Legosteine zusammenbauen funktioniert nun auch durch Magie und passiert so sehr flüssig. Manche Steine bauen sich nicht von selbst zusammen, hier muss der Spieler ein wenig nachdenken, um diese übergroßen, an Tetris erinnernden Puzzles zu lösen.

Alles testen

In vier unterschiedlichen Kapiteln mit einzelnen Episoden erkundet der Spieler gemeinsam mit seinen Legofiguren die Harry Potter-Schauplätze und spielt deren Geschichte nach. Doch das ist längst nicht alles. Selbst wenn alle Kapitel durchgespielt sind, hat man lediglich einen Bruchteil des Spiels gesehen. Wie bei den Vorgängern ist das freie Spiel extrem wichtig und fordernd. Durch neue Charaktere lassen sich unerforschte Areale entdecken, weitere Charaktere freischalten, mehr Lego-Steine verdienen und Geheimnisse erkunden. Der Sammeleifer ist hier überall gefragt. Das Hogwarts-Wappen muss aus seinen Puzzleteilen vervollständigt werden, rote Steine werden mit Eulenpost versandt, goldene Steine schalten neue Spielinhalte frei und die gefüllte Anzeige des wahren Zauberers ist zu ihrer Entdeckung notwendig. Es gibt also eine Unmenge an Dingen zu erledigen, um das Spiel hundertprozentig auszureizen.

Cineastik auf der Wii

Sicher, die Wii ist, was die Grafik angeht, nicht auf dem neuesten und besten Stand, aber das ist hier auch nicht nötig. Die Grafik des Spiels stellt sie vor keine großen Anforderungen. Legosteine und -figuren sind schlicht animiert und agieren vor einem realistisch gestalteten Hintergrund. Schön hierbei sind die vielen Kleinigkeiten, wie die sich bewegenden Figuren in den Bildern, umherwandernde Spinnen und andere Details, die das Spiel mit Leben füllen. Die Musik jedoch trumpft vollkommen auf. Jede Szene wird vom Klang der Filme erfüllt, so dass man sich sofort in die Geschichte hineinversetzt fühlt. Und genau das ist es, was die Atmosphäre von "Lego Harry Potter. Die Jahre 1-4" so besonders macht. In der hier bewerteten Collectors-Edition findet der Sammler zusätzlich eine DVD, mit der man hinter die Kulissen sehen und einen Ausblick auf "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" erhält. Zusätzlich liegen zwei Lego-Magnete mit Potter-Hauswappen bei.

How to play

Gesteuert wird mit der Wii-Fernbedienung und dem Nunchuk. Schnell gewöhnt man sich an die Anwendung, zumal die anderen Spiele mit Lego nicht viel anders zu bedienen waren. Auch das Umschalten zwischen Einzel- und Zweispieler-Modus funktioniert schnell und problemlos. Ebenso gelingt der Wechsel zwischen den Figuren schnell, da jede spezielle Fähigkeiten besitzt und auch das Austauschen der Zauberfähigkeiten geht fix ins Blut über. Weder Erwachsene noch Kinder haben hierbei irgendwelche Probleme. Schön ist, dass es schon allein aufgrund der Romanvorlage, sehr wenige Kämpfe gibt. Stattdessen gilt es tausend Ecken zu erkunden und Rätsel zu knacken, was einem Kinderspiel viel besser zu Gesicht steht.

Lego is magic

Wow, wirklich, man hätte nicht gedacht, dass noch ein Lego-Spiel so viel Spaß bringen und so viel Spielzeit rauben könnte. Selbst wenn man alle Vorgänger kennt, gibt es bei "Lego Harry Potter. Die Jahre 1-4" noch lange keine Ermüdungserscheinungen. Alles wirkt altbekannt und geliebt, aber dennoch frisch und neu, da die Zauberei und die vielen liebevollen Spielereien aus dem Harry-Potter-Universum so frisch und unverbraucht sind. Wieder einmal sitzt man also stundenlang vor der Konsole mit einem Spiel, das alle Generationen gleichermaßen fesselt. Nur sollten Fans sich nicht zu sehr an die Romanvorlage klammern, denn Lego bedeutet schließlich Spaß zu haben. Viel Freude damit, die lange lange währen möge.