Media-Mania.de

 Salvador und der Club der unerhörten Wünsche


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Salvador ist bereits seit vielen Jahren am Flughafen als Putzmann angestellt und dafür verantwortlich, dass die Warteräume der Passagiere immer in einem ordentlichen Zustand sind. Dabei begegnet er vielen Menschen und erzählt ihnen gerne Geschichten. Sowohl die Reisenden als auch das restliche Personal profitieren von seiner Fantasie, denn bei Salvador weiß man nie so genau, ob er von etwas erzählt, was wirklich passiert ist oder ob alles nur seiner Kunst, Geschichten zu spinnen, zu verdanken ist.

Die Zeit, in der man Salvador als Leser begleitet und seinen Erzählungen beiwohnt, ist kurz vor seiner Pension angesiedelt. Somit hat man es mit einem älteren Mann zu tun, dem man seine kleinen Spinnereien gerne verzeiht. Aber hat Salvador sich das alles wirklich nur ausgedacht oder kennt (und kannte) er wirklich all die Leute, von denen er erzählt? Nicht immer kann man glauben, wovon er berichtet, gerade wenn er zum Beispiel zum Besten gibt, dass Japan eigentlich gar nicht existiert. Aber ob es wirklich geheime Zeichen für Flughafengäste gibt, mit denen sich Pärchen zusammenfinden können, die nur ein kleines Liebesabenteuer suchen - wer weiß das schon?

Ein bisschen erinnert der alte Mann, wie er mit seinem Besen durch den Flughafen läuft und sich für jeden Zeit nimmt, an "Beppo Straßenkehrer" aus Michael Endes Erfolgsgeschichte "Momo". Tatsächlich hat er in seiner Art durchaus einiges mit ihm gemeinsam und versteht es, zu den Herzen der Menschen vorzudringen.

Das Besondere an dem Buch ist, dass ausschließlich Salvador selbst zu Wort kommt. Das gesamte Buch besteht aus seinen Monologen. Nur aus dem, was er zu seinem Gegenüber sagt, kann man erahnen, wie die Menschen auf ihn reagieren. Aufgeteilt ist es in die Zeitspannen, die der Putzmann hat, um etwas zu erzählen und die meistens dann enden, wenn der Flieger des Passagiers, der gerade sein Gesprächspartner ist, eintrifft. Dementsprechend sind die einzelnen Geschichten nicht immer abgeschlossen, sondern enden an einer völlig unerwarteten Stelle. Dann bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als sich selbst auszumalen, wie es weitergehen könnte, oder darauf zu hoffen, dass die beiden Gesprächspartner noch mal aufeinander treffen und man mehr erfährt. Das passiert allerdings in den seltensten Fällen.

Zu Anfang fällt es ein wenig schwer, dem speziellen und ungewöhnlichen Erzählstil der Autors Alberto Torres Blandina zu folgen. Man muss der Geschichte eine Weile seine volle Aufmerksamkeit zukommen lassen, um mit ihrer Art klarzukommen. Dann bekommt man allerdings ein Werk voller Alltags-Poesie, die einen teilweise sogar zu Tränen rühren kann. Wirklich bemerkenswert ist allerdings, dass trotz all der merkwürdigen Begebenheiten, die hier geschildert werden, viele kleine Wahrheiten in dem Buch zu finden sind. Man fühlt sich durchaus an einigen Stellen wiedererkannt oder hat wenigstens ein Gefühl davon, dass es um einen Menschen geht, den man selbst kennen könnte. Dadurch erreichen einen die Kurzgeschichten sehr direkt und man hat schnell einen Bezug zu ihnen.

Jedem, der Alltagsgeschichten mag, kann man "Salvador und der Club der unerhörten Wünsche" klar empfehlen.

Bine Endruteit

Probe


Hardcover | Erschienen: 3. Mai 2010 | ISBN: 978-3421044488 | Originaltitel: Cosas que nunca occurirían en Tokio | Preis: 16,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Kurzgeschichten - Kurze ProsaKalte SchattenDie deutschsprachige KurzgeschichteKaffee trinken anderswoFerngespräch