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 Gruselkabinett, Folge 44/45: Berge des Wahnsinns


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Neuengland, 1930: Es soll eine aufschlussreiche Expedition in die Antarktis werden, ein Gewinn für die Welt der Wissenschaft – und endet schlussendlich in einer Katastrophe.
Gemeinsam bricht ein Team von Geologen, Biologen und Vertretern weiterer Fachrichtungen gen Süden auf, um in den unwirtlichen Weiten des Südpols nach interessantem Gestein und Fossilien zu suchen. Mit dabei sind neben dem mürrischen Expeditionsleiter Professor William Dyer und dessen jungem Assistenten Larry Danforth auch die eigenwillige Biologin Dr. Leni Lake und ihre Assistentin Leslie Carol.
Tatsächlich findet das Team direkt zu Beginn höchst spektakuläre Spuren längst vergangenen Lebens in Form riesiger Fußabdrücke, konserviert in alten Schieferfelsen. Die Begeisterung über diese Sensationsfunde kann auch nicht von der Tatsache getrübt werden, dass es vor 500 Millionen Jahren noch gar keine Lebewesen gegeben haben kann, die entsprechende Spuren hinterlassen haben könnten.
Der Forscherdrang von Dr. Lake ist ungebrochen und wird durch die Funde erst so richtig angefacht. Gemeinsam mit ein paar wenigen Teammitarbeitern bricht sie mit einem Flugzeug zum 300 Meilen entfernten Fundort des Gesteins auf und macht dort weitere, extrem wundersame Entdeckungen. Derweil bleiben Professor Dyer und Larry Danforth im Lager zurück. Doch dann erreicht ein verzweifelter Funkspruch von Dr. Lake die im Lager Zurückgebliebenen – und plötzlich geht es um Leben und Tod. Unvorstellbarer Horror nimmt seinen Lauf …

Die Doppelfolge "Berge des Wahnsinns" aus der erfolgreichen Reihe "Gruselkabinett" widmet sich erneut einer Geschichte von H.P. Lovecraft. Es ist eine sehr typische Lovecraft-Story, die sich um längst vergangene Kulturen und den Einfluss der Großen Alten, die einst von den Sternen auf die Erde kamen, dreht; manche Szenen erinnern an die vor kurzem erschienene Folge "Der Tempel", ebenfalls eine Lovecraft-Adaption.

Als Hörspielumsetzung ist diese gruselige Geschichte, obwohl sie nicht immer dem Original folgt, absolut gelungen von Titania Medien inszeniert worden. Das beginnt schon bei der Auswahl der Sprecher: Die Hauptrolle hat Reiner Schöne als Professor Dyer. Man fragt sich, warum Schönes sehr markante, kratzig-raue Stimme nicht viel öfter im Gruselkabinett zu hören ist. Zwar hat man als Hörbuch-Fan bald Schöne in anderen Rollen im Ohr – etwa von seinen Lesungen der Hard Case Crimes aus dem Argon Verlag -, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch; der Sprecher ist einfach ein vielfältiges Talent, das den etwas chauvinistischen, oft mies gelaunten Professor Dyer glaubhaft verkörpert.
Gegenpart ist Bettina Weiß in der Rolle von Dr. Leni Lake, ebenfalls eine sehr bekannte Stimme. Zwischen den beiden dickköpfigen Charakteren kracht es immer wieder gewaltig, weil keiner nachgeben will und Lake sich bewusst über Dyers Anordnungen hinwegsetzt. Das Hörspielscript hat sich hier auf der ersten CD viel Zeit genommen für einen langen Dialog zwischen Dyer und Lake, bei dem man sich zuerst fragt, warum er so ausufernd ist, der sich dann aber zum sehr komischen, bissigen Schlagabtausch entwickelt, den man keinesfalls versäumen sollte. In weiteren Rollen glänzen Annina Braunmiller als reizende Leslie Carol, Eckart Dux als eher väterlicher Professor Padobie und Jan Panczak als Larry Danforth.

Die Geschichte selbst entwickelt sich langsam und ist unglaublich spannend. Spätestens bei dem dramatischen Hilferuf, den Dr. Lake über Funk absetzt, sträuben sich beim Hörer alle Haare. Zum Ende hin lässt die Spannung etwas nach, was nicht an der Handlung an sich liegt, sondern eher daran, dass sich Prof. Dyer und sein junger Assistent Danforth nicht wirklich glaubhaft benehmen. Die beiden bewegen sich durch ein Schreckens-Szenario aus verstümmelten und abgeschlachteten Menschen und Tieren relativ furchtlos, was man den Personen einfach nicht abkaufen kann. Alle Vorsicht ignorierend, widmen sie sich in aller Ruhe der weiteren Erforschung der "Berge des Wahnsinns", als wären nicht gerade ihre engsten Kollegen und Freunde brutal ermordet worden und ihnen obendrein etwas höchst Gefährliches dicht auf den Fersen. Das ist natürlich wichtig, damit der Hörer mit den beiden Protagonisten zusammen gleichfalls die Berge und die sonderbaren Vorkommnisse erforschen kann, wirkt aber nicht sehr plausibel. Auch das Ende ist ein wenig zu kurz gekommen und nicht ganz befriedigend, nachdem der Anfang so sorgfältig vorbereitet wurde.

Trotz minimaler Schwächen ist "Berge des Wahnsinns" eine grandiose Doppelfolge aus der Reihe Gruselkabinett, die die typisch Lovecraft'sche Atmosphäre gelungen einfängt und in eine etwas moderne Fassung überträgt. Die Spannung wird dabei gekonnt von Minute zu Minute weiter gesteigert. Viel Gänsehautfaktor, toll besetzt, hochspannend – was will man mehr?

Eine Hörprobe gibt es bei Titania Medien: "Berge des Wahnsinns - Teil 1"

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 24. September 2010 | Laufzeit: 120 Minuten | Originaltitel: At the Mountains of Madness | Preis: 16,99 Euro | Sprache: Deutsch

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