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 Gastrosophie und Lebensfreude

Das Fünf-Jahrhundert-Menü


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Freude an leiblichen Genüssen ist keine neue "Erfindung", wie wir aus Schilderungen der Festmähler in der Antike wissen. Die Gastrosophie, also die Küchenkultur, wurde zu allen Zeiten gepflegt, wenngleich sie meist ein Privileg der Wohlhabenden war, insbesondere des Adels und des Klerus.
Um die Entwicklung der Gastrosophie im Lauf der vergangenen fünf Jahrhunderte geht es im hier besprochenen Hörbuch, dessen Autorin Mitbegründerin der Gesellschaft für Gastrosophie ist. Ein festliches Fünf-Jahrhundert-Menü bildet den Rahmen für die einzelnen Beiträge; die einzelnen Gerichte selbst sollen hier natürlich nicht verraten werden.
Der Aperitif bietet eine kurze Zusammenfassung der Entwicklung der Gastrosophie und Kurzvitae einiger Persönlichkeiten, die für die Gastrosophie und auch für die Entstehung des Buchs von Bedeutung waren und teils noch sind. Für das Amuse-Gueule stand der berühmte Römer Apicius Pate, und mit dem ersten Gang wird dem Hörer das kulinarische Mittelalter am Beispiel des Klosters Benediktbeuern näher gebracht. Der zweite Gang befasst sich mit der Renaissance und ihren Begriffen erlesener Speisen, der dritte führt nach Rastatt ins barocke Schloss Favorite, jedoch auch hin zum Kaffee und anderen Luxusgenüssen.
Im Rahmen des Rokoko-Gangs lernt der Hörer die ersten bedeutenden Gastrosophen der Aufklärung kennen. Und da Käse den Magen schließt, geht es auch im letzten Gang um ihn – beziehungsweise das 19. Jahrhundert und die aufkommenden Grandhotels als Nachfolger herrschaftlicher Residenzen mit ihren Festmählern sowie um die großen Maîtres.

In rund zweieinhalb Stunden wird der Hörer somit Zeuge einer vergleichsweise kontinuierlichen Entwicklung: Neue Erkenntnisse und Experimente, Gepflogenheiten und Techniken bauen auf dem auf, was die Vorgänger entdeckt und etabliert haben. So tritt beispielsweise, beginnend mit César Ritz, das Luxushotel mit Einzeltischen als Ort für Festmähler an die Stelle fürstlicher Residenzen und üppig ausgestatteter Klöster. Ein anderes Beispiel für die Verfeinerung der Küchenkultur, das im Hörbuch genannt wird, ist die Einführung der Gabel als Teil des Essbestecks.

Die einzelnen Gänge und die Beiträge hierzu sind fein aufeinander abgestimmt, alles harmoniert und bietet doch Abwechslung, zu der auch die zahlreichen interessanten Exkurse beitragen, unter anderem Kurzbiografien oder Kurzessays, etwa zu Kochbuchsammlern oder der Geschichte des Tees. Ganz vorzüglich ergänzt das Süddeutsche Salonorchester die verschiedenen Gänge mit passenden Musikstücken.

Hörbücher leben von den Sprechern, und Markus Hoffmann trägt die Texte kurzweilig und abwechslungsreich vor. Hinzu kommen einige Live-Beiträge von Spezialisten.
Auch die Aufmachung trägt dazu bei, dass dieses Hörbuch ein feines "Schmankerl" geworden ist. Die CDs sind in einer robusten Plexiglasbox sicher untergebracht, und das zwölfseitige, reich bebilderte Booklet ist sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf das Layout hochwertig gestaltet. Es bietet einen guten Überblick über die Inhalte, was der Hörer eines Sach-Hörbuchs zu schätzen weiß.
Eine echte Perle für alle Liebhaber kulinarischer Genüsse, die sich gern über die Geschichte und Entwicklung feinen Essens als Teil der abendländischen Kultur informieren möchten.

Hörprobe auf der Verlagsseite: http://www.sprechendebuecher.de

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 1. April 2010 | ISBN: 9783869740249 | Laufzeit: 150 Minuten | Preis: 16,99 Euro | Sprache: Deutsch

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