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Das ehrgeizige Gentechniker-Paar Clive (Adrien Brody) und Elsa (Sarah Polley) arbeitet für einen mächtigen Pharmakonzern an der Schaffung neuer Lebewesen mittels "Splicing": Durch die Kombination der DNA unterschiedlicher Tierarten werden Hybride geschaffen, in deren Erbgut man den Schlüssel im Kampf gegen Erbkrankheiten zu finden erhofft. Doch Clive und Elsa wollen mehr als das bloße Jonglieren mit Tier-DNA: die Schaffung eines Mischwesens aus tierischem und menschlichem Erbgut. Doch die Konzernspitze legt den Plan aufgrund befürchteter negativer Publicity auf Eis, sodass sich die beiden dazu entschließen, das Experiment mit weiblicher DNA auf eigene Faust durchzuführen – mit Erfolg. Clive will das künstlich erzeugte Wesen töten, doch in Elsa erwachsen Mutterinstinkte und sie kann ihn davon überzeugen, den Hybriden zu verschonen. Schon bald beginnt sich Dren, wie die beiden das Wesen nennen, rasant zu entwickeln – und das Experiment gerät außer Kontrolle …
[PIC]Den blinden Glauben an die Allmacht der Wissenschaft zu hinterfragen, für einen moralischen Kurs in der Forschung zu plädieren und die Wissenschaftler daran zu erinnern, dass jedes Experiment Konsequenzen mit sich führt – was Regisseur Vincenzo Natali mit seinem jüngsten Streich "Splice" vorlegt, hat nicht gerade die Originalität für sich gepachtet, hat doch schon rund 200 Jahre zuvor Mary Shelley mit ihrem "Frankenstein" davor gewarnt, der Mensch solle sich nicht in Gottes Schöpfung einmischen. Doch Natali, der schon mit "Cube" und
"Cypher" zwei beeindruckende Stücke Independent-Kino abgedreht hat, wäre eben nicht Natali, wenn er es bei einem uninspirierten Aufguss x-mal durchgekauter Motive belassen würde – oder wenn er mit "Splice" einen simplen Sci-Fi-Schocker Marke Einheitsbrei vorlegen würde, wie der Trailer einen glauben machen will. Stattdessen bekommt man mit "Splice" einen bemerkenswerten Mix aus Wissenschaftshorror und Drama serviert, der sich sehen lassen kann.
[PIC]Seinen Charme und seine beklemmende Atmosphäre bezieht der Film nicht zuletzt aus seinem intelligenten Drehbuch, das seine einzelnen Elemente gekonnt miteinander verbindet: Weder entpuppt sich "Splice" als nervtötende Hetzschrift gegen die Gewissenlosigkeit in der Wissenschaft im Allgemeinen (und in der Gentechnik im Besonderen), noch mutiert der Film zu einer ermüdenden Monsterhatz, die auf lächerlichen B-Movie-Stelzen von einem Unterhaltungsschlagloch ins nächste stakst. Statt auf billige Effekthascherei oder platte Genreklischees setzt "Splice" auf einen durchdachten Plot, für den sich Zeit genommen wird, um ihn langsam und ohne jede überflüssige Eile auszurollen. Dem Zuschauer wird die Möglichkeit gegeben, sich in die Figuren hineinzuversetzen, über ihre Handlungen nachzudenken und die Kreatur beim Heranwachsen zu beobachten, während immer wieder gekonnt Schockmomente eingestreut werden, die nicht plakativ-überflüssig wirken. Besonders gelungen ist die Entwicklung des Beziehungsgeflechts der Charaktere untereinander: Es gibt keine festgefahrenen Positionen, sondern nachvollziehbare, da menschliche Einstellungen und Wandlungen, welche die Geschichte vorantreiben und dem Film Dynamik verleihen.
[PIC]Gerade die sorgfältige Zeichnung der Protagonisten gibt dem Film eine angenehme Tiefe. Es sind keine stereotypen Motive Marke
mad scientist, die sie zu Drens Erschaffung veranlassen, sondern ein gefährlicher Mix aus Neugierde und persönlichen Beweggründen, die Clive und Elsa sogar voreinander verschweigen. Die beiden Gentechniker sind keine farblosen Schablonen, sondern authentische Figuren mit Persönlichkeit, ihre Handlungen erscheinen nie unmotiviert oder unnachvollziehbar – auch keine Selbstverständlichkeit im modernen Kino. Ausgefüllt werden die Figuren von einem ordentlichen Cast: Adrien Brody (
"King Kong", "Predators") gefällt als Gentechniker mit Vorliebe für Schallplatten, auch wenn er stellenweise etwas blass wirkt, und Sarah Polley (
"eXistenZ",
"Dawn of the Dead") überzeugt mit ihrer starken Vorstellung als ambivalente Forscherin. An dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf das Team hinter Dren: Nicht nur, dass Maske und CGI-Schmiede angesichts des Budgets einen sehenswerten Job geleistet haben, mit Delphine Chanéac wurde auch die richtige Besetzung für die "erwachsene" Hybride gefunden, um sie gleichermaßen fremd wie vertraut, abstoßend wie verführerisch darzustellen. Man kann sogar trotz Drens Andersartigkeit irgendwie nachvollziehen, weshalb Clive ihr schließlich verfällt, ohne dass "Splice" zum reinen Sexy-Chick-Festival à la
"Species" mutiert.
[PIC]Was ein wenig sauer aufstößt, ist der Showdown: Zu vorhersehbar, zu routiniert und zu genrehörig präsentiert sich das Finish, das zwar ordentlich inszeniert ist, aber dennoch mit dem Film ein wenig bricht. Doch dafür entschädigt die letzte Szene, die dem Zuschauer einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt und sich keinem klischeehaften Happy-End-Konzept verpflichtet fühlt.
Noch ein paar Worte zur Blu-ray: Das Bild präsentiert sich recht ordentlich und wartet mit einer guten Detailzeichnung auf, allerdings fällt über weite Strecken Filmkorn unangenehm auf. Über den HD-Ton kann man kaum klagen, zumal die Soundschockmomente einige ordentliche Höhepunkte liefern. Die Extras gehen in Ordnung, reißen aber nicht vom Hocker: Ein rund halbstündiges Behind the Scenes, daneben der Originaltrailer, eine Trailershow und ein Wendecover. Außerdem unterstützt die Blu-ray BD-Live sowie dynamicHD: Ist der BD-Player mit dem Internet verbunden, werden die Inhalte der Disc auf den neuesten Stand gebracht. Allerdings wird dieser Service vorrangig dafür verwendet, um nach dem Start der Blu-ray Trailer abzurufen …
Fazit:
Cleveres und beunruhigendes Sci-Fi-Kino, wie man es sich öfters wünscht.