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 Lachende Wissenschaft

Autoren: Mark Benecke
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


51 Fälle von überflüssigen, besser nicht zu wiederholenden Forschungsarbeiten "mutet" Mark Benecke dem Leser zu. Diese eine bis zwei Seiten langen pseudowissenschaftlichen Texte befassen sich mit Studien, die für den "Ig-Nobelpreis" eingereicht wurden und mehr oder weniger erfolgreich waren. Der besagte "Ig-Nobelpreis" wird jährlich vom Team der Zeitschrift "Annals of Improbable Research" verliehen. "Ig" ist einerseits entlehnt vom Vornamen des Neffen von Alfred Nobel, dem Nobelpreis-Stifter, anderseits ähnlich dem englischen ignoble, unwürdig.
Es finden sich Studien zu
-Duschvorhängen, die scheinbar von Geisterhand bewegt auf den nackten Körper zu streben und daran haften wollen,
-Getränkeautomaten, die seltsamerweise stark gehäuft männliche Soldaten durch Umstürzen zerquetschten (weil sie daran rütteln, um ein Freigetränk zu erhalten),
-Keksen und wie lange man sie in wie heiße Getränke tauchen sollte, um den Genuss zu maximieren,
-Sprudelwasser und der vermeintlichen Wahrnehmung, dass die Bläschen kribbeln (was falsch ist),
-Bierschaum und seine exponentielle Abnahme,
-Bildern von Nackten, die das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen,
-Hühnern, die ähnlich der untersuchten "menschlichen Kontrollgruppe", schöne Menschen bevorzugen,
-Martinis, die geschüttelt gesünder sind als gerührt (was man grundsätzlich nicht tut!).

Im Anhang erklärt der Autor einige im Text verwendeten wissenschaftlichen Begriffe und verweist auf weiterführende Literatur.

Der Humorgehalt der kurzen Einblicke in den höheren Irrsinn fehlgeleiteter Wissenschaftler und ihrer nutzlosesten Forschungsergebnisse ist leider gering.
In trockener Form und wenig erhellend wird Studie auf Studie angerissen. Völlig zusammenhanglos werden skurrilste Einfälle der Wissenschaftler und ihre meist nicht signifikanten Ergebnisse aneinander gereiht.
Der Autor fügt einen kleinen Kommentar und die "Ig-Nobelpreiswertung" an. Ansonsten bleiben die Fälle aber seltsam uninteressant im Raum stehen, werden nicht erhellt oder eingeordnet und nur ob ihres Gehaltes an Abnormität aufgeführt.
Wer sich wirklich begeistern kann für Studien über Ehe-Formeln und Langlebigkeit von lieben oder vom Partner als lieb eingestuften Ehepartnern, oder Lehrern, die Gefahr laufen, sich in Studentinnen zu verlieben, oder eine genaue Auswertung sämtlicher Briefe Mozarts auf ihren Gehalt an Schimpfwörtern (und die Schlussfolgerung, an welcher Krankheit er wohl demzufolge litt), sollte sich dieses Buch kaufen. Er wird lernen, dass Gekritzel in Lehrbüchern (markierte Textstellen, die der vorherige Ausleiher hinterließ) nicht hilfreich ist und dass man Grizzlybären am besten mit einer Dose Cola vertreibt.
Zumindest werden all diese Fälle erläutert. Ob sie der Wahrheit entsprechen, muss leider bezweifelt werden. Denn wie auch der Autor immer wieder einwendet, ist es bei fast allen Studien oder Forschungsergebnissen nicht gesichert, dass Ursache und Wirkung zusammenpassen. Das "Storchenproblem", dass nämlich Orte mit mehr Storchenpaaren über mehr Nachwuchs verfügen und die Schlussfolgerung daraus eben nicht kausal zusammengehören, ist häufigste Grundlage der Ergebnisse und - nach Meinung des Autors - eben einer der Faktoren, der diese Ergebnisse erst interessant und "Ig-Nobelpreis"-würdig macht. In meinen Augen macht er das Ganze zu einer fragwürdigen, überflüssigen und nutzlosen Veranstaltung (was die Veranstalter nicht müde werden selbst festzustellen). Und ein Buch, das sich zur Aufgabe macht, die Ergebnisse einer Auswahl der "Besten" "Ig-Vorlagen" der Öffentlichkeit vorzustellen, ist meines Erachtens ebenso überflüssig und nutzlos - dessen ungeachtet natürlich dennoch ein Kaufgrund, denn wer mag nicht einmal völlig Verdrehtes aus den heiligen Hallen der Wissenschaft zu lesen bekommen.
So sind einige wenige Abschnitte wirklich so skurril, dass ein Schmunzeln nicht mehr zu vermeiden ist - sei es auch nur aus dem Gefühl heraus, dass Wissenschaftler offensichtlich über zuviel Forschungsgelder und zuviel Freizeit verfügen, wenn sie solch einen Nonsens produzieren.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2005 | ISBN: 340460556X | Preis: 7,95 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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