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 Schattenblüte

Die Verborgenen


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als der siebenjährige Fabi an Krebs stirbt, bricht für seine Familie eine Welt zusammen. Die Eltern können es im Haus der Familie nicht mehr ertragen, so beschließen sie Hals über Kopf den Umzug nach Berlin. Für Luisa, Fabis große Schwester, ist das genau das falsche Heilmittel. Sie ist allein in einer neuen Stadt, einer neuen Schule, ihre Eltern entfremden sich zusehends, sie trauert um ihren Bruder und hat keinen Ort, an dem sie dieser Trauer nachgeben kann. So verzweifelt sie immer mehr, bis sie beschließt, von einem Turm im Grunewald zu springen und endlich allem zu entfliehen. Doch ein Junge, der aus dem Nichts auftaucht, rettet ihr das Leben und nimmt ihr das Versprechen ab, sich nie wieder etwas antun zu wollen. Mit dieser Begegnung ändert sich Luisas Leben. Sie geht immer wieder in den Wald auf der Suche nach diesem Jungen und hat tatsächlich Erfolg. Thursen lebt mit anderen in den Wäldern, sie sind Werwölfe aus freiem Willen und haben sich auf der Flucht vor der Grausamkeit der Menschen und den schlimmen Ereignissen in ihrem Leben zurückgezogen. Doch das Leben als Wolf fordert Tribut, nach und nach verlieren sie ihre Menschlichkeit. Und ausgerechnet in Thursen verliebt sich Luisa.

Luisa will Thursen retten und ist dabei doch selbst verzweifelt und am Ende vor Trauer. Von dieser bekommt man als Leser mehr mit als von allen anderen Gefühlen. Leider sorgt das dafür, dass der Verlauf der Geschichte einseitig wird. Ständig geht es nur um Luisa und ihre Gefühle und Probleme. Zwar helfen ihre Eltern ihr nicht, dennoch benimmt sie sich egoistischer und arroganter als gut für eine Protagonistin ist. Sie weist fast gar keine sympathischen Züge auf und so ist das einzige, was der Leser ihr gegenüber empfinden kann, Mitleid. Das reicht nicht, um eine Geschichte zu tragen. Thursen könnte ein sehr interessanter Charakter sein. Könnte, denn von ihm ist viel zu wenig zu lesen, er bleibt sehr undurchsichtig und diffus. Und so sagt er Luisa erst, dass es zu gefährlich für sie ist, mit ihm zusammen zu sein, und bittet sie im nächsten Moment doch, ihn nicht zu verlassen. Ebenso verfährt Luisa: Mal verlässt sie ihn, dann vermisst sie ihn und rennt doch wieder in den Wald. Und so erlebt man auf knapp 350 Seiten gefühlte hundert Trennungen, die doch wieder rückgängig gemacht werden. So etwas ist nicht romantisch, sondern deprimierend und kindisch.

Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig - kurze, abgehackte Sätze, immer etwas gehetzt und sehr deprimiert wirkend. Nach einiger Zeit liest man sich aber ein und gewöhnt sich an diese Methode. Sie vermittelt Luisas Seelenqualen und ihre rastlose Art sehr gut, stellenweise gefallen die Wörter auch durch kreative Formulierungen und neue Schöpfungen. Leider sind diese Sternstunden eher rar gestreut auf den Seiten und reichen nicht aus, um das gesamte Buch lesenswert zu machen. Immer wieder ertappt man sich im Lesefluss dabei, Seiten zu überspringen, weil mal wieder die gleichen Gedanken wie schon zehn Male zuvor geschildert werden.

Das einzige fantastische Element an diesem Roman ist die Tatsache, dass die Gruppe sich aus freien Stücken in Werwölfe verwandelt und das menschliche Leben bewusst aufgibt. Ohne diesen Hauch Mystik ist das Buch einfach nur eine depressive Abhandlung über Trauer und einen arroganten Teenager, der sich für den Mittelpunkt der Welt hält. Leider nicht genug, um über die gesamte Länge des Buches zu fesseln.

Eine Leseprobe der ersten Seiten des Buches findet sich hier auf den Seiten des Verlags als PDF.

Anja Thiemé



Softcover | Erschienen: 1. November 2010 | ISBN: 978-3862520008 | Preis: 14,95 Euro | 347 Seiten | Sprache: Deutsch

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