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 Gebrauchsanweisung für die USA


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Anspruch
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Preis - Leistungs - Verhältnis
Innerhalb der Masse an Reiseführern, die es zu kaufen gibt, nimmt die Reihe der "Gebrauchsanweisungen" von Piper einen Sonderstatus ein. Der Reihentitel kann dabei allerdings in die Irre führen: Der Leser bekommt hier eben keine touristischen "Gebrauchsanweisungen" im Sinne von nützlichen Adressen, Listen der Top-Sehenswürdigkeiten für Eilige oder praktischen Routenvorschlägen. Er bekommt stattdessen Geschichten, mit denen Autoren und Autorinnen, meist namhafte Journalisten, auf sehr persönliche Weise ihre eigenen Erfahrungen mit dem Reiseziel teilen.

Als einen solchen "Wegweiser für die amerikanische Wirklichkeit" will auch Adriano Sack seine "Gebrauchsanweisung für die USA" verstanden wissen. Der 1967 geborene Journalist, der unter anderem Redakteur beim Spiegel war, hat nach ausgiebigen USA-Reisen seine Zelte in Deutschland mittlerweile ganz abgebrochen und wohnt seit 2005 im New Yorker Szene-Viertel Greenwich Village. Bereits im ersten Kapitel macht er schnell deutlich, dass er dem Leser bewusst seinen sehr persönlichen Zugang zum 'Land der unbegrenzten Möglichkeiten' eröffnen will, dem er in inniger Hassliebe tief verbunden ist.

Der Autor beschreibt sehr informativ und vor allem unheimlich witzig verschiedene Momente, in denen man als europäischer Besucher die Eigenheiten der US-amerikanischen Kultur kennenlernt. Auf gut 220 Seiten wird der Leser anekdotisch mitgenommen, unter anderem zur Einwanderungsbehörde, auf die Route 66, in ein New Yorker Krankenhaus, zu einem Personal Trainer oder ins berühmte Promi-Hotel Chateau Marmont. Auf unterhaltsamste Weise teilt Sack mit uns seine intelligenten Gedanken über den US-Slang, über das Geschichtsverständnis der Amerikaner, ihre Küche, ihre Medien und ihre sprichwörtlichen Eigenschaften wie Freundlichkeit, Prüderie und Militarismus. So typisch einem manche Geschichte auch erscheinen mag – Sacks Erzählungen machen deutlich, wie sehr gerade die USA von Pluralität und Ambivalenz geprägt ist: Es gibt zwar viele Klischees, die irgendwie typisch sind, aber es ist eben die Mischung aus vielen, und nicht nur ein einziges, das dieses riesige Land ein wenig fassbarer zu machen vermag.

Das Buch trifft auf angenehme Weise genau den richtigen Ton: eine Mischung aus kritischer Distanz und anteilnehmender Sympathie, die sich im Untertitel des letzten Kapitels deutlich zeigt: "Warum ich nie wieder hier wegwill. Oder: Wie die USA von der zweiten zur ersten Heimat werden können." Das Buch kann also als schöne Einstimmung vor der USA-Reise oder gar mit Auswanderungsträumen im Hinterkopf gelesen werden – oder auch einfach nur als amüsante und anregende Lektüre für zwischendurch: Die jeweils etwa zehnseitigen, sehr spritzig geschriebenen Essays können auch gut manche U-Bahnfahrt versüßen.

Was die Gestaltung des Buches angeht, ist übrigens nicht nur die zugleich sehr robuste und flexible Umschlaggestaltung lobend zu erwähnen, sondern auch die Integration einer Übersichtskarte, auf denen die Bundesstaaten überblickt werden können.

Fazit: Wem das Konzept der "Gebrauchsanweisungen" aus dem Piper Verlag gefällt, der holt sich mit dem USA-Buch von Adriano Sack ein besonders interessantes und unterhaltsames Exemplar ins Haus.

Silke Hettich



Softcover | Erschienen: 1. Juli 2010 | ISBN: 978-3492275736 | Preis: 14,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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