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 Secretary

Manchmal muss Liebe weh tun


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Die junge Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) wird aus der Psychiatrie entlassen, in die sie eingewiesen worden war, nachdem sie sich selbst eine gefährliche Schnittverletzung zugefügt hatte. Doch wieder im Elternhaus, in dem hinter einer scheinbar heilen Mittelschichts-Fassade einiges im Argen liegt, nimmt sie ihre autoaggressiven Fluchten wieder auf, die seit ihrer frühen Jugend zu ihrem Alltag gehören. Zufällig stößt sie auf ein Stellenangebot, das sofort ihre Aufmerksamkeit erregt: Der Rechtsanwalt E. Edward Grey (James Spader) sucht eine Sekretärin. Einfach nur tippen und stumpfsinnige Aufgaben verrichten – das ist genau, was sich Lee wünscht, wie sie beim Einstellungsgespräch enthusiastisch betont. Sie bekommt den Job.
[PIC]In dem Anwaltsbüro herrscht eine merkwürdige Atmosphäre, und die Sekretärinnen wechseln offenbar häufig, denn vor der Türe prangt ein – nach Lees Arbeitsantritt wieder unbeleuchtetes – "Sekretärin gesucht"-Schild wie vor Motels eine "Zimmer frei"-Anzeige. Der neue Chef ist exzentrisch und vor allem streng: In harschen Worten beschwert er sich nicht nur über den Zuckergehalt seines Kaffees, sondern auch über Lees Kleidungsstil, ihr Fußtrommeln bei der Arbeit und ihre Angewohnheit, immer die Nase hochzuziehen. Doch Lee scheint dieser maßregelnde Ton geradezu zu beflügeln. Als ihr Vorgesetzter seinen züchtigenden Worten auch noch Taten folgen lässt und seiner Sekretärin wegen ihrer Tippfehler ordentlich den Hintern versohlt, scheint diese so glücklich zu sein wie nie zuvor. Und als er ihr, auf ihr selbstverletzendes Verhalten aufmerksam geworden, befiehlt, damit aufzuhören, legt sie ihre alten Gewohnheiten von einem Tag auf den anderen ab. Ihr Nähkästchen mit dem Nagelscherchen, den Nadeln und der Jodtinktur befördert sie entschlossen in einen Fluss. Sie hat in der Beziehung zu ihrem Chef etwas gefunden, das ihr wesentlich mehr gibt: eine ungewöhnliche Form der Liebe, für die sie jedoch erst noch etwas kämpfen muss, denn E. Edward Grey kann seine Neigungen und ihre sadomasochistische Beziehung keineswegs problemlos akzeptieren.

[PIC]Regisseur Steven Shainberg hatte bei der Umsetzung seines Projekts erst einmal Anlaufschwierigkeiten finanzieller Art. Denn obwohl der Kurzfilm, mit dem er die Kurzgeschichte der US-Autorin Mary Gaitskill in seiner College-Zeit schon einmal auf die Leinwand gebracht hatte, durchaus Anklang fand, taten sich potenzielle Geldgeber doch damit schwer, dass Shainberg die Grundaussage beibehalten wollte: Die S/M-Neigungen der Hauptfiguren werden nicht als etwas dargestellt, von dem diese kuriert werden müssten, um frei und glücklich zu werden. Ganz im Gegenteil. Das Happy End dieser ungewöhnlichen Romanze besteht gerade darin, dass sie sie ausleben können und darin die Erfüllung ihrer Liebe und ihrer Selbstachtung finden.
[PIC]Der Weg dorthin führt über Sexualität – und doch spielt diese nicht die Hauptrolle. (Wer sich den Film also nur in Aussicht auf diese Komponente anschauen will, wird wahrscheinlich enttäuscht werden.) Sex ist hier vielmehr mit einer speziellen Vorstellung von romantischer Seelenverwandtschaft verwoben, die in "Secretary" nur eine andere Umsetzung findet als in typischen Romantic Comedies. Gerade diese Verknüpfung kann auf den Zuschauer, der den vorgeführten Sadomasochismus nicht einfach nur als sexuelle Spielerei oder gar Perversion abtun kann, verstörend wirken und macht zugleich die besondere Faszination der dargestellten Beziehung aus.
Die Erotik kommt in dem Film dennoch nicht zu kurz, und auch der bissige Humor trägt zur Unterhaltung bei. Das komplexe Thema wird hier nicht als ernste Psychostudie oder aufwühlendes Drama verpackt. Und es wird auch nicht bis ins Kleinste zu ergründen versucht. Stattdessen zaubern ein gewagtes Drehbuch, überzeugende Darsteller und eine Regie, die die zugleich komische und melancholische, erotische und romantische Geschichte angemessen umzusetzen versteht, eine intensive Stimmung, die dem Zuschauer nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird.

Während der Film selbst als heißer Tipp für Freunde von (Heim-)Kinounterhaltung der etwas anderen Art gelten kann, kann seine Bluray-Umsetzung diese nicht glücklich machen. Einzig die Bildschärfe bei den Großaufnahmen lässt erahnen, dass man es hier mit High Definition zu tun hat. Ansonsten sind die Bilder ziemlich schwammig und ruckeln bei Bewegungen. Besonders in den (wenigen) hellen Passagen fällt ein deutliches Flackern einfarbiger Flächen auf. Und den Tonregler muss man schon ein wenig mehr nach oben drehen als bei mancher DVD, um eine normale Lautstärke zu erreichen – die Qualität lässt dabei immer noch zu wünschen übrig, und das trotz DTS-HD 7.1 Master bei der deutschen bzw. DTS-HD 5.1 Master bei der englischen Tonspur.
Immerhin gibt es ein bisschen Bonusmaterial, das einen jedoch auch nicht vom Hocker reißt: Neben dem Trailer und ein bisschen Behind-the-Scenes-Material kann man sich kurze Interviews mit dem Regisseur und den beiden Hauptdarstellern zum Thema des Films und den beiden Hauptcharakteren anschauen.

Fazit: Interessanter Film, maue Bluray-Umsetzung! Zwar kann man sagen, dass man beim Preis von nicht einmal 10 Euro, für den die Bluray im Handel zu bekommen ist, seine Ansprüche etwas herunterschrauben kann. Allerdings kann man dann auch gleich richtig sparen und genauso gut zur noch billigeren DVD greifen.

Silke Hettich

Probe



Blu-ray Disc | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4041658290647 | Erschienen: 10. Februar 2011 | FSK: 16 | Laufzeit: 110 Minuten | Preis: 12,90 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Englisch DTS-HD 5.1, Deutsch DTS-HD 7.1

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