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 Forget Me Not

Vergessen ist tödlich


Cover
Gesamt +----
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Sandy hat es geschafft: Den Highschool-Abschluss hat sie in der Tasche und ein Stipendium für die Uni ist ihr auch schon sicher. Grund genug also, mit ihrem Bruder Eli und ihren Freunden den Erfolg zu feiern und den Alkohol fließen zu lassen. Während der Party erinnert sich Sandy plötzlich an ein Versteckspiel, das sie als Kinder immer am Friedhof gespielt haben, und überredet die anderen kurzerhand, "das Spiel" wieder auferstehen zu lassen.
Am nächtlichen Friedhof begegnet ihnen ein fremdes Mädchen, das Sandy zu kennen scheint, doch dieser ist sie völlig unbekannt. Sandy werde sich noch an sie erinnern, prophezeit die Fremde unheilvoll, bevor sie eine Klippe hinunterspringt. Ihre Leiche wird nicht gefunden, doch der eigentliche Albtraum sollte erst beginnen: Am nächsten Tag bereitet sich die Gruppe auf einen Strandurlaub vor, als einer von ihnen auf mysteriöse Weise verschwindet – und sich außer Sandy niemand an ihn erinnern kann, als hätte er nie existiert. Als die Clique von unheimlichen Gestalten weiter dezimiert wird, versucht Sandy das Geheimnis hinter den Vorfällen zu lüften – und legt dabei ein dunkles Kapitel ihrer eigenen Kindheit frei …

Wenn Michael Myers und Ghostface uns eines gelehrt haben, dann, dass sich Jugendliche von Alkohol, Drogen und vorehelichem Sex fernhalten sollten, wollen sie nicht als Schlachtvieh für entflohene Psychopathen, verbrannte Killer in Ringelpullovern oder dem Inzest entsprungene Hinterwäldler dienen. Doch allzu oft zeichnen Teenie-Horrorfilme ihre jugendlichen Opfer dermaßen dumm, unsympathisch und hormongesteuert, dass der Zuschauer in Gedanken selbst gerne mal zur Kettensäge greift oder die imaginäre Machete entstaubt. Kreativität wird leider immer öfter in den Leichensack gestopft, starre und eingefahrene Genrekonventionen werden bis zum Erbrechen wiedergekäut. Gewissermaßen repräsentativ für das kreative Ödland der modernen Generation des Teenie-Horrorkinos steht Tyler Olivers Regiedebüt "Forget Me Not". Als nervenzerfetzender Hochglanz-Horror angepriesen, entpuppt sich der Film rasch als ideenloser B-Geister-Schund, der sämtliche Klischees des Teenie-Horrors ungefiltert auf die Leinwand rotzt und zugleich sichtbar selbst davon überzeugt ist, Genregeschichte zu schreiben.

Dies beginnt schon mit den bereits angesprochenen Todesurteilen, die Film-Teenies für gewöhnlich selbst unterzeichnen und es auch in "Forget Me Not" tun: Drogen, Alkohol und Sex ohne Mutters Einverständnis. In der als Flashback gestalteten Eingangssequenz sieht man Sandy als kleines Mädchen aufgelöst bei Nacht nach Hause laufen, danach wechselt der Film in die Gegenwart – und springt ohne Vorwarnung in einen wahren Bier-, Gras- und Kopulationsmarathon hinein, der Stumpfsinn in Reinkultur zelebriert. Kurvige Girls ohne Persönlichkeit verdrehen waschbrettbäuchigen Intelligenzabstinenzlern die Köpfe, treiben den körpereigenen Promillepegel regelmäßig in die Höhe und geben gerne mal sinnfreien Müll von sich. Sandy wird als einzige Person mit Moral gezeichnet und avanciert somit zum genretypischen final girl, der Rest der Gruppe besteht aus Fleisch gewordener Austauschbarkeit in Modelmaßen, die kein anderes Gesprächsthema kennt als Sex, Sex und nochmals Sex. Die Krönung unglaublicher Idiotie: Sandys jungfräulichen Bruder Eli erwartet Sex im Pool, doch da er ungefähr so viel Erfahrung im Umgang mit knackigen Blondinen hat wie Uwe Boll vom Filmemachen, greift ihm Sandys Freund unter die Arme – und zeichnet ihm eine Vagina in Form einer Schatzkarte auf die Handfläche! Fehlte nur noch, dass er Indiana Jones zitiert: "Das X markiert den Punkt."

"Forget Me Not" ist zwar streng genommen ein Horrorfilm, doch das uninspirierte Drehbuch und die lahme Inszenierung lassen kein einziges Mal echtes Horror-Feeling aufkommen, ebenso wenig wie der unerträgliche Cast, dem die miese deutsche Synchro noch eins oben draufsetzt. Die Handvoll Schockmomente, die der Film zu bieten hat, sind kaum der Rede wert, das Design der Geister wirkt öde, zumal sie allzu oft als spastische Low-Budget-Aushilfsdämonen in Erscheinung treten, die im Angesicht der Opfer zehn Krämpfe auf einmal durchleben. Erwähnenswert sind zwar der angenehm geringe Splatteranteil sowie die Tatsache, dass viele Horrormomente am helllichten Tag spielen – wenn auch an abgelegenen oder menschenleeren Orten –, doch gemacht hat Tyler Oliver aus diesen eher genreunüblichen (und von daher schon fast mutigen) Elementen ebenso wenig wie aus der eigentlich interessanten Idee um ein unschuldiges Kinderspiel, das eine mörderische Wendung nimmt. Der Twist am Schluss soll dem Zuschauer wohl ein paar imaginäre Eiswürfel in den Kragen stecken, doch wirklich packen kann er nicht, dafür ist er zu vorhersehbar. Außerdem hat der Film zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon jede Chance beim genervten Zuschauer verspielt, der lediglich den erlösenden Abspann herbeisehnt. Aber immerhin: "Forget Me Not" klärt einen darüber auf, dass Klosterschwestern Highschool-Football im Fernsehen schauen. Wer hätte das gedacht …

Ein paar Worte zur DVD: Das Bild entpuppt sich in puncto Schärfe und Detailzeichnung als recht guter Durchschnitt, verfälscht wiedergegebene Farben und steile Kontraste lassen sich als optische Stilmittel identifizieren. Der deutsche Ton ist wahlweise in 2.0 und 5.1 anwählbar, bei beiden wurde gut zwischen Musik und Soundeffekten abgemischt und auch die Dialoge sind klar verständlich; allerdings hätte der 5.1-Ton ruhig eine Spur oder zwei räumlicher ausfallen können. Das Bonusmaterial ist keinen zweiten Satz wert, mehr als die obligatorische Trailershow und ein Wendecover hält die DVD nicht bereit.

Fazit:
Lahme Horror-Standardkost mit einer interessanten Grundidee, die einfallslos und quälend umgesetzt wurde. Auch wenn der Film im Titel um ein anderes Schicksal bettelt: "Forget Me Not" wird schneller in Vergessenheit geraten als Wahlversprechen nach der Stimmenauszählung.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 9120027344763 | Erschienen: 24. Februar 2011 | FSK: 18 | Laufzeit: 93 Minuten | Originaltitel: Forget Me Not | Preis: 10,41 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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