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 Mother


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Eine verwitwete Mutter (Hye-ja Kim) lebt mit ihrem zurückgebliebenen Sohn Do-Joon (Bin Won) zurückgezogen in einem südkoreanischen Dorf. Der Junge ist ihr Ein und Alles, und sie kümmert sich überfürsorglich um sein Wohlergehen. Als eines Tages die 17-jährige Ah-jung erschlagen aufgefunden wird, gibt es nur einen Hinweis auf den Mörder: Neben der Leiche wird einer der Golfbälle gefunden, die Do-Joon in der Nacht zuvor bekanntermaßen in die Hände geraten sind. Der junge Mann wird verhaftet und in einem brutalen Polizeiverhör zu einem Geständnis genötigt. Obwohl der örtliche Hauptermittler trotz seiner Sympathien für die Familie den Fall bereits für abgeschlossen erklärt, will Do-Joons Mutter nichts unversucht lassen, um ihren Sohn aus dem Gefängnis zu holen. Und da sich auch der selbstverliebte Staranwalt, dessen Honorar sie sich kaum leisten kann, weniger Herzblut in den Fall als in vergnügliche Besäufnisse mit jungen Mädchen steckt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als selbst den wahren Mörder zu finden. [PIC]Nicht nur Do-Joons bester Freund ist verdächtig, sondern, wie sich allmählich herausstellt, eine ganze Reihe von Männern, die sich Sex mit dem Schulmädchen gegen Reiskuchen erkauft haben – und heimlich mit dessen Handykamera fotografiert worden sind.

Der Regisseur Joon-ho Bong kann als einer der momentan erfolgreichsten und spannendsten Filmemacher Südkoreas gelten. Sein gesellschaftskritischer Seemonster-Blockbuster "The Host" von 2006 wurde in seinem Heimatland ein Kassenschlager und schaffte es sogar in Deutschland in Cineplex-Kinos und in die Kritikerherzen. Mit "Mother" (2009) gelingt ihm wieder ein eindringliches Werk, das als dramaturgisch und visuell perfektes Genrekino überzeugt und zugleich noch etwas mehr bietet als das.
Der Psychothriller beginnt gemächlich, zieht aber schnell durch die geschickte Inszenierung von Suspense und sein Spiel mit dem Wissen und den Emotionen des Zuschauers in seinen Bann, und selbst den einen oder anderen witzigen Moment gibt es. Dabei klingen zugleich gesellschaftskritische Töne an, nicht nur gegenüber einem fragwürdigen Justizapparat und einem Sozialsystem, in dem es selbstverständlich scheint, dass ein junges Mädchen sich prostituiert, um sich selbst und ihre einzige Bezugsperson, ihre pflegebedürftige und alkoholkranke Großmutter, durchzubringen. Auch die fatale Mutter-Sohn-Beziehung, die in ihrer zweifelhaften Unbedingtheit ebenso zu weit zu gehen scheint wie die in Hitchcocks "Psycho", lässt Fragen danach aufkommen, inwieweit gesellschaftliche Gegebenheiten ihren Teil dazu beitragen.

"Mother" ist vieles zugleich, Thriller, Familiendrama, Gesellschaftsporträt. [PIC]Die besondere Kunst seiner Macher liegt wohl darin, dass all diese Elemente ihn nicht zerfallen lassen, sondern im Gegenteil elegant ineinander greifen und ein stimmiges und interessantes Ganzes daraus machen, das sich von anderen Genrefilmen abhebt. Der Film wird jedem, der ihn gesehen hat, noch ein wenig länger im Gedächtnis bleibt, insbesondere durch die charismatische, zugleich berührende und befremdende Präsenz der überragenden Hauptdarstellerin Hye-ja Kim. (Übrigens wird die Wirkung für Kenner des südkoreanischen Film- und Fernsehgeschehens besonders ambivalent sein, ist die Schauspielern doch unter anderem durch eine koreanische Fernsehserie auf die Rolle der Vorzeige-Mutter abonniert.) Alleine wegen der atmosphärischen Schlussbilder lohnt es sich diesen Film zu sehen. Und erwähnt werden sollte auch die wunderbar melancholische und rhythmische Titelmelodie des Filmkomponisten Byung-woo Lee.

Die bei Ascot Elite Entertainment erschienene DVD bringt den Film in guter Heimkinoqualität ins Haus und bringt außerdem einige Extras mit: Das "Behind the Scenes"-Material ist zwar wenig aussagekräftig, aber im knapp zehnminütigen Making Of bekommt man ein paar nette Informationen unter anderem zur Auswahl der Drehorte, zum Production Design und den Kostümen. Außerdem erfährt man aus dem etwa 45-minütigen Mitschnitt eines Podiumsgesprächs mit dem Regisseur einiges über seine Beeinflussung durch Regisseure wie Alfred Hitchcock und Claude Chabrol, die wiederkehrenden Themen und die politische Dimension seiner Filme. Das Cover stimmt mit einer intensiven Großaufnahme der Protagonistin auf den Film ein und lässt sich durch Umdrehen vom FSK-Logo befreien.

Silke Hettich



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4048317370030 | Erschienen: 2. Dezember 2010 | FSK: 12 | Laufzeit: 129 Minuten | Originaltitel: Madeo | Preis: 10,79 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, DD 2.0 + 5.1
Koreanisch, DD 5.1

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