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 Aiwasowski

Maler des Meeres


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
In Russland und den angrenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken hat Iwan Aiwasowski die schon zu Lebzeiten errungene Popularität nie verloren; im Gegenteil: Der etwas anachronistisch wirkende Maler wird dort nach wie vor verehrt. Im Westen kennt man ihn hingegen kaum. Dem wirkt eine Ausstellung des Bank Austria Kunstforums entgegen – und das hier besprochene Buch, das neben dem Katalog zur Ausstellung auch reichlich interessante Hintergrundinformationen umfasst.

Auf das Vorwort folgen vier ausführliche, sorgfältig ausgeführte Essays: "Traditionen und Formen der aquatischen Ästhetik in der Kunst Iwan Aiwasowskis", "Schiffbruch erleiden", "Die Welt im Licht einer Laterna magica des Ostens – Iwan Aiwasowskis Stellung in der russischen und europäischen Kunst" sowie "Gefährliche Brandung und stille See(le) – Aiwasowski und die neoromantischen Strömungen des Seestücks". Den Hauptteil des Buchs nimmt der eigentliche Katalog ein mit angenehm großformatigen, ein- bis doppelseitigen Abdrucken der Exponate und Angaben zu Titel, Entstehungsjahr und Eigentümer. Weitere Angaben, etwa zum verwendeten Material, findet man im Anhang. An den Katalog schließt sich eine Kurzbiografie Aiwasowskis an.

1817 in Feodossija auf der Krim als Spross einer armen armenischen Händlerfamilie geboren, wurde Iwan Aiwasowski glücklicherweise gefördert und erhielt eine akademische Ausbildung, die er durch Reisen, unter anderem nach Italien, ergänzen konnte. Unter anderem wurde Aiwasowski so auch mit seinem großen Vorbild William Turner vertraut. Dies muss man wissen, um Aiwasowskis Werk zu verstehen, das vor allem beeindruckende, heute hart am Rand des Kitsches verortete Seestücke enthält; von der Romantik hat sich Aiwasowski nie gelöst, wenngleich er innerhalb dieser Strömung eine Sonderstellung einnimmt.
Die sehr informativen, sensibel auf Aiwasowskis persönlichen Hintergrund und sein historisches Umfeld eingehenden Essays geben einen vielschichtigen und spannenden Einblick in das Leben und Werk des Malers; ohne eine solche Vorbereitung lässt sich Aiwasowski heute in Westeuropa weder recht verstehen noch wertschätzen. Dank der Essays begreift der Leser und Betrachter den Geist der Romantik, der Aiwasowski beflügelt hat, die Aspekte der russischen und abendländischen Geschichte, die für sein Schaffen relevant sind, und nicht zuletzt die Bedeutung seiner Reisen und der Auseinandersetzung mit Turner für sein Werk. Zahlreiche Abbildungen nicht in der Ausstellung enthaltener Werke ergänzen und illustrieren die Texte.
Der Katalog selbst ist, wie man es vom Verlag kennt, ausgesprochen hochwertig gestaltet. Teils stehen die Werke allein, dann meist doppelseitig, etwa "Die Schlacht bei Sinope" oder "Die Sintflut" sowie natürlich auch die weithin bekannten Werke wie "Die neunte Woge", teils werden zwei passende Bilder einander gegenübergestellt. Exzellente Druckqualität und durchdachtes Layout bringen die einzigartigen Werke hervorragend zur Geltung.
Eher ungewöhnlich wirkt die Unterbringung des biografischen Abrisses am Ende des Bandes. Dieser bringt dem Leser die Persönlichkeit des in mehrfacher Hinsicht aus dem zeitlichen und örtlichen Rahmen fallenden Malers sehr nahe und ermöglicht zusammen mit den Essays einen differenzierten, vorurteilsfreien Blick auf Aiwasowskis prächtige Werke.
Als Ausstellungskatalog ideal, besetzt dieser Band auch in seiner Funktion als Bildband über Aiwasowski eine Nische. Sowohl die Texte als auch die Auswahl der Werke und deren Präsentation überzeugen. Für Kunstfreunde, insbesondere Anhänger der Romantik, ein wahrer Schatz.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 24. März 2011 | ISBN: 9783775727815 | Preis: 39,80 Euro | 165 Seiten | Sprache: Deutsch

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