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 Wilde Feigen

Autoren: Nedjma
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Zobidas Vater und auch der Ehemann, den sie später heiraten muss, teilen eine Meinung: Frauen sind das Böse, das nur in die Welt gebracht wurde, um Männern das Leben zur Hölle zu machen. Als Rache dürfen sie wie wertloses Eigentum behandelt werden, sie sind nach Auffassung der Männer rechte- und willenlos.
Nach dem Tod ihres Ehemannes erfährt Zobida zum ersten Mal Freiheit. Als Witwe ist sie geachtet in der Gesellschaft und muss sich nicht mehr in die Gefangenschaft eines Mannes begeben.
Sie wird als Ratgeberin angenommen, doch keiner der Dorfbewohner ahnt etwas von ihrem Doppelleben. Sie hat stets Liebhaber, lebt ihre Sehnsüchte und Lüste frei aus. Als Leyla, ein Mädchen aus dem Dorf, verheiratet wird, von der Familie des Mannes aber als "beschädigte Ware" wieder zurückgeschickt wird - und dennoch schwört, unberührt zu sein -, ist Zobidas Stunde der Rache gekommen. Sie nimmt Leyla unter ihre Fittiche, macht mit ihr eine Reise - sowohl durch das Land, als auch durch Wünsche, Sehnsüchte und den eigenen Körper.

Nedjma hat bereits einen anderen Roman unter diesem Pseudonym veröffentlicht, "Die Mandel". Auch hier ging es zu großen Teilen um das erotische Erwachen einer unterdrückten Frau.

Auch "Wilde Feigen" behandelt genau dieses Thema. Eine Witwe mittleren Alters nimmt ein blutjunges, verängstigtes und unglückliches Mädchen unter ihre Fittiche, um ihr zu zeigen, dass die Eltern und Nachbarn gelogen haben. Es kann sehr wohl Erotik für Frauen geben, sie können an ihrem eigenen Körper Lust empfinden und müssen nicht nur als Objekte und Eigentum für Männer herhalten. Auf der Reise, die die beiden Frauen unternehmen, machen sie so einige seltsame bis lustvolle Begegnungen.

Auch wenn das Buch mit vulgärer Ausdrucksweise einsteigt, wird die Sprache doch fast poetisch und anfängliche Befürchtungen werden widerlegt. Dennoch ist "Wilde Feigen" natürlich kein Stück großartiger Literatur, sondern einfach eine halbwegs interessante Geschichte eines erotischen Erwachens - hinterlegt damit, dass hier über muslimische Frauen geschrieben wird, von einer Frau, die wohl schlimmste Strafen befürchten müsste, sollte ihr Pseudonym aufgedeckt werden.

"Wilde Feigen" ist nicht durchweg erotisch. Zu viele Szenen sind befremdlich, ungewöhnlich bis hin zu abstoßend. Aber auch dies ist das Leben und muss gezeigt werden, dieser Auffassung scheint zumindest die Autorin zu sein. Die Reise von Zobida und Leyla ist interessant mitzuverfolgen, Leylas Erwachen als Frau nachvollziehbar und einfühlsam geschildert. Dabei geht es nicht nur um den reinen Sex, auch die Liebe und die Erlaubnis, Liebe zu fordern, wird thematisiert.

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 1. Juni 2011 | ISBN: 978-3426198711 | Originaltitel: La Traversée des Sens | Preis: 16,99 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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