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 Baker Street, Band 3: Sherlock Holmes und die Kamelienmänner

Serie: Baker Street, Band 3
Autoren: Pierre Veys
Illustratoren: Nicolas Barral
Übersetzer: Martin Surmann
Verlag: Piredda Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als bei Sherlock Holmes und Dr. Watson ein gewisser Clipton vorstellig wird, haben die beiden Detektive einen denkwürdigen Morgen hinter sich. Erst hatten sie ein üppiges Frühstück in einem der besten Hotels der Stadt genossen, dann wurden ihnen von Chinesen Hektoliterweise Oolong-Tee mittels Trichter einverleibt, ehe sie, erneut gekidnappt, diesmal Dutzende Kannen Ceylon-Tee hinunterschlucken mussten.
Nun entpuppt sich eben jener Clipton als die Ursache der morgendlichen Teerunden. Der junge Mann muss innerhalb von sechs Wochen in Ceylon vor einem Notar stehen, um Erbe einer riesigen Teeplantage zu werden. Zu Watsons maßloser Überraschung willigt Holmes sofort ein, Clipton zu begleiten und das Unmögliche zu schaffen. Denn in sechs Wochen auf dem Landweg von London nach Ceylon zu gelangen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Der Seeweg aber ist dank Cliptons Feind, der verhindern will, dass das Erbe vollzogen wird, versperrt. Holmes ersinnt den genialen Plan, Inspektor Lestrade, der bis auf die Gesichtsfarbe ein eineiiger Zwilling Cliptons sein könnte, als diesen auszugeben und den Feind auf ihre Spur zu locken. Derweil soll der richtige Clipton unbehelligt nach Ceylon reisen.

Teil drei der genialen Persiflage auf den berühmtesten Detektiv aller Zeiten ist zunächst eine herbe Enttäuschung. Den geneigten Leser erwarten diesmal keine klug ersonnenen Geschichten, an denen sich Holmes die Zähne ausbeißen kann, er sich den Spott von Dr. Watson zuzieht und am Ende triumphal seinen Freund maßregelt, sondern eine schlichte Reisegeschichte. Einzige Überraschung in dem Panoptikum der verrückten, aber nach den ersten beiden Bänden hinreichend bekannten Figuren, die Szenarist Pierre Veys ersonnen und Illustrator Nicolas Barral in Szene gesetzt hat, ist ausgerechnet die ansonsten dauerhaft volltrunkene Ms. Hudson. Sie erweist sich als geniale Planerin, die Holmes und Watson in jeder nur erdenklichen Lage eine echte Stütze ist.

Ansonsten herrscht leider wenig Einfallsreichtum, zumindest aus detektivischer Sicht. Nimmt man dieses Abenteuer jedoch als ironische Brechung des Mythos Holmes, als sarkastische Abrechnung mit seinem Genie und als Vexier- und Zerrbild der britischen Gesellschaft, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Gag reiht sich an Gag und nicht nur Watson muss unter dem Stock von Holmes leiden. Und auch wenn das etwas schwache Ende sich als Überleitung zum vierten Band entpuppt, der die Reise in die umgekehrte Richtung zum Thema zu haben scheint, ist "Sherlock Holmes und die Kamelienmänner" einfach nur köstlich.

Von besonderer Güte sind die unzähligen Anspielungen an die ersten beiden Bände, die Personen und Ereignisse aufgreifen und aufs köstlichste neu arrangieren. So ist es einfach ein brillanter Einfall, mitten im Dschungel auf eine gewaltige Statue von Dr. Watson zu stoßen, der dort vor allem wegen seiner tätlichen Angriffe auf die Königin (siehe "Sherlock Holmes fürchtet sich vor gar nichts") so etwas wie weltweiten Ruhm zu genießen scheint.

"Sherlock Holmes und die Kamelienmänner" patzt als Detektivstory, glänzt jedoch als ironisch-sarkastischer Zweikampf zwischen Holmes und Watson und einer wirklich einmaligen Ms. Hudson. Allein die beiden Teezeremonien am Anfang des Bandes sind jeden Cent wert und machen den dritten Teil zu einem weiteren Highlight der fünfbändigen Reihe.

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 15. Juli 2010 | ISBN: 9783941279377 | Originaltitel: Sherlock Holmes et les hommes du camellia | Preis: 13 Euro | 47 Seiten | Sprache: Deutsch

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