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 Blutkirsche


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Eine Oase im Grünen sollte es sein, ein Rückzug vom jahrelangen Stress des Alltags. So jedenfalls hatte es sich der arbeitslose Computerspezialist Mike Fink vorgestellt, als er sich einen Schrebergarten zulegte, um ihn mit Bambusstauden und Bonsai zu bebauen. Ein Vorhaben, das schon bald auf massiven Widerstand stößt. Denn ausgerechnet dem Vorsitzenden des Stuttgarter Kleingartenvereins "Kirschblüte", Harry Kohl, passt es überhaupt nicht in den Kram, anstelle eines ordentlich bebauten Obst- und Gemüsegartens, eine japanisches Kleinod betrachten zu müssen. Ein Streit, der sein jähes Ende findet, als Harry Kohl kurz darauf mit gespaltenem Schädel auf seinem akkurat geschichteten Komposthaufen liegt.

Kriminalrätin Anne Wieland und ihr Kollege Marco Schneller beginnen zu ermitteln und stoßen schon bald auf eine bunte Gruppe von Gartenliebhabern, die alle etwas zu verbergen haben. Angefangen mit dem Gartenwart Albert Rössler, dessen Cannabispflanzen prächtig gedeihen und der sich gern einmal ein Pfeifchen seines Rauschmittels gönnt. Über die attraktive Krankenschwester Wilma, einer verlassene Ehefrau, die praktische Erfahrung mit der Wirkung der Herbstzeitlosen besitzt. Bis hin zu dem Computerfreak Mike Fink, der sein Wissen schamlos ausnutzt, um hinter die Unregelmäßigkeiten der Vereinskasse zu kommen. Gartenfreunde, die eines gemeinsam haben. Sie alle besitzen ein mehr oder weniger stichhaltiges Motiv, um ihren unliebsamen Vorsitzenden aus dem Weg zu räumen.

"Blutkirsche" ist ein gelungener Lokalkrimi, der, neben viel frischer Luft und zwei madenzerfressenen Leichen, Einiges mehr zu bieten hat. Da werden alte Wunden aufgerissen, die bis tief in die unrühmliche Nazizeit reichen, dubiose Machenschaften aufgerollt, die am Rande des Verkehrs- und Städtebauprojektes "Stuttgart 21" ablaufen oder die Verbrechen eines Pädophilen enttarnt, der die eigene Tochter brutal missbraucht. Themen, die alles andere als ländlichen Charme besitzen und neben humorvoll verpackten Episoden, einen knallharten Krimialltag offenbaren. Aber das ist lange noch nicht alles.

Mit viel Einfühlungsvermögen und gekonnt gesetzten Nuancen von Barbara Stoll gelesen, profitiert "Blutkirsche" vor allem von seinem gut erdachten Plot und interessanten Figuren. Während der Hörer einen neugierigen Blick auf die Beete einer Stuttgarter Kleingartenidylle wirft und deren liebenswert schrullige Hobbygärtner kennenlernt, bietet sich ihm gleichzeitig die Gelegenheit, eine Kriminalrätin bei der Arbeit zu beobachten. Und was er dort sieht, ist eine ganz normale Frau, deren Privatleben nicht gerade makelfrei ist. Schon allein deshalb macht das Zuhören Spaß und so bleibt letztendlich die Hoffnung, die sympathische Ermittlerin einmal wiederzutreffen. Das nächste Mal vorzugsweise bei den Ermittlungen zu einem Fall, dessen Auflösung sich nicht so beschaulich gibt, wie seine Kulisse. Denn ein wenig mehr Dramatik und ein fulminant arrangierter Schluss hätten dem Krimi gut getan und ihm sozusagen das Sahnehäubchen aufgesetzt.

Fazit:
Mit "Blutkirsche" hat Gudrun Weitbrecht einen kurzweiligen Lokalkrimi geschrieben, der hörenswert in Erscheinung tritt und auch für Nicht-Stuttgarter Bestens geeignet ist.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.

Dorit Wiebke



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 1. März 2011 | ISBN: 978-3806224313 | Laufzeit: 333 Minuten | Originaltitel: Blutkirsche | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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