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 Geisterfjord

Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
Übersetzer: Tina Flecken
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die junge Lehrerin Katrín, ihr Mann Garðar und ihre beste Freundin Lív wollen sich weitab vom Großstadtleben einen Traum erfüllen: In dem winzigen Dörfchen Hesteyri auf den kargen Westfjorden Islands wollen sie gemeinsam ein heruntergekommenes Haus renovieren und zum Ferienhaus ausbauen. Einzige weitere Gesellschaft ist Lívs kleiner Hund Putti. Doch schon bei der Überfahrt nach Hesteyri wird es Katrín mulmig: Die Landschaft ist äußerst karg, das Wetter kalt und unfreundlich, es gibt keine Menschenseele weit und breit. Ausgerüstet mit Lebensmitteln und Handys, fühlen sich die drei jungen Leute aber immerhin sicher genug, sich für eine Woche in Hesteyri aufzuhalten, dann will der Kapitän, der sie hergebracht hat, sie wieder mit dem Boot abholen.
Doch schon von Anfang an steht das Abenteuer unter keinem guten Stern. Das Haus ist nicht nur renovierungsbedürftig, sondern vielmehr baufällig, und die drei Städter sind weder geschickt noch ausdauernd. Bald schon häufen sich beunruhigende Vorkommnisse - nachts sind seltsame Geräusche und unheimliches Flüstern zu hören, auf dem Fußboden des Hauses tauchen Wasserpfützen und Fußabdrücke auf, sie finden herausgerissene Grabkreuze unweit vom Haus. Sind Katrín, Garðar und Lív wirklich allein auf der Insel?

Zur gleichen Zeit auf dem isländischen Festland in Ísafjörður: Der Arzt und Psychologe Freyr untersucht gemeinsam mit der Kriminalkommissarin Dagný einen befremdlichen Fall von Vandalismus in einem Kindergarten. Doch die Untersuchung wird von einem dringlicheren Fall unterbrochen - eine alte Frau hat sich in einer Kirche das Leben genommen. Freyr ahnt zunächst nicht, dass beide Ereignisse etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun haben und ihn bald auf die Spur seines kleinen Sohnes Benni, der vor drei Jahren spurlos verschwand, führen werden ...

Mit "Geisterfjord" hat die isländische Autorin Yrsa Sigurðardóttir einen unglaublich spannenden Thriller geschrieben, der dem Leser wirklich das Blut gefrieren lässt. Die Stimmung ist von Anfang an furchtbar bedrückend und düster, und schon auf den ersten Seiten, wenn die drei unbedarften jungen Leute auf der verlassenen Insel eintreffen, möchte man ihnen eine Warnung zurufen: Kehrt um, hier wartet nichts Gutes auf euch! Dies soll sich auf erschreckende Weise bewahrheiten. Nicht nur, dass Katrín, Garðar und Lív bald an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifeln - spukt es in ihrem Haus in Hesteyri? -, auch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Lìv hat erst vor kurzem ihren Mann verloren und ist ohnehin eine unstete, eigenartige Persönlichkeit. Katrín und Garðar haben seit der Wirtschaftskrise schwere Geldsorgen - der Versuch, das baufällige kleine Haus in eine Ferienpension umzubauen, ist ihr letzter Strohhalm, und das Unternehmen scheint von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Sigurðardóttir spinnt aus dieser fast klassischen Ausgangssituation - drei junge Leute, abgeschnitten von der Zivilisation und dazu verdammt, für eine Woche ganz allein zurechtzukommen - einen so dermaßen unheimlichen, bedrückenden und spannungsgeladenen Stoff, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Allein die eindringlichen Beschreibungen der kargen Natur und des eiskalten, heruntergekommenen Hauses wecken beim Leser das dringende Bedürfnis, sich tiefer in seine Decke zu kuscheln und das Licht einzuschalten.
Auch der zweite Erzählstrang, der sich um den Psychologen Freyr dreht, ist ausgeklügelt und wahnsinnig packend. Man ahnt zwar von Beginn an, dass irgendwie alles zusammenhängen muss - die drei Menschen auf der verlassenen Insel, der Vandalismus im Kindergarten, Freyrs schweres Schicksal, der Selbstmord der alten Frau -, aber wie gut die Autorin alle Fäden bis ganz zum Schluss in der Hand hält und schließlich zusammenführt, das ergibt sich erst aus der ausgeklügelten Gesamtkonstruktion, die den Leser atemlos und auch nach der letzten Seite mit einem unwohlen Gefühl zurücklässt.

Fazit: "Geisterfjord" ist ein spannungsgeladener, äußerst unheimlicher und düsterer Thriller mit übersinnlichem Touch, dessen bedrohliche Stimmung sich immer mehr aufheizt, um sich schließlich in einem dramatischen Finale zu entladen. Beunruhigend gut!

Christina Liebeck

Probe


Taschenbuch | Erschienen: 9. September 2011 | ISBN: 978-3-596-19273-1 | Originaltitel: Ég man þig | Preis: 8,99 Euro | 368 Seiten | Sprache: Deutsch

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