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 Ein höllischer Gast


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Dass Clive Barker über einen ausgeprägten Sinn für Humor verfügt, ist eigentlich bekannt. Daher wundert es Fans sicher nicht, mit diesem 62-seitigen Hardcover-Comic auch in dieser Hinsicht unterhalten zu werden.
Ursprünglich ist die im Comic erzählte Geschichte aus "Das erste Buch des Blutes" und ziert dieses Buch als dritte Geschichte mit 34 Seiten. Dort heißt sie allerdings "Das Gayatter und Jack".

Das Cuazzel ist ein Dämon niederen Ranges und hat eine schier unlösbare Aufgabe erhalten: Er soll die Seele Jack Polos, eines Essiggurken-Importeurs, für die Hölle sichern und ihn in den Wahnsinn treiben.
Zum einen gibt es jedoch Regeln, die das Cuazzel nicht verletzen darf: Es darf Polo nicht berühren, sich ihm nicht zeigen und auch sein Haus nicht verlassen.
Zum anderen scheint die Aufgabe unlösbar, weil - was immer sich das Cuazzel auch einfallen lässt - Jack Polo sich von allen Ereignissen stets ungerührt zeigt.
Doch dann steht Weihnachten vor der Tür und damit auch der Besuch von Polos Töchtern. Das Cuazzel hofft, über sie werde es endlich sein Ziel erreichen und schmiedet voller Vorfreude einen Plan nach dem anderen - frohe Weihnachten!

Schlägt man das Buch auf, prangen einem von der ersten Seite gleich eher brutal wirkende Bilder entgegen. Die gezeichneten Züge sind stark verzerrt, der vorherrschende Farbton ist Rot, Menschen leiden qualvoll im Fegefeuer - und während Fans solcher Szenen sich freuen, reicht schon diese erste Seite vermutlich bei anderen aus, das Buch zur Seite zu legen.
Dabei ändert sich eben dieser Stil schon auf der dritten Seite. Die Zeichnungen sind deutlich strukturierter und mit entsprechender Kontur versehen, die Farbgebung ist ruhiger, das - nun weltliche - Geschehen zu großen Teilen eher unspektakulär.
Doch bevor nun wiederum die Horrorfans das Interesse verlieren sei gesagt, dass das phantastische Genre unverkennbar bleibt. Im Zentrum stehen der unbezwingbare Polo und das Cuazzel; sie sind bis zum Eintreffen der Töchter nahezu die einzigen auftretenden Personen, aber es wird auch schon mal eine Katze zerfetzt, ersäuft oder verbrannt. Mal wird es morbide, selten richtig blutig. Immer aber bleibt der Comic urkomisch, vor allem der Text, doch gut unterstützt von entsprechenden Überzeichnungen.

Wie der Klappentext verrät, kennt Jack Polo die Regeln, an die sich das Cuazzel zu halten hat, sehr gut und weiß auch, dass es in seinem Haus ist und ihn für die Hölle bereit zu machen gedenkt. Doch beim Lesen stellt sich ein solcher Eindruck zunächst gar nicht ein, eher begegnet der Leser Jack Polo wie das Cuazzel mit wachsendem Unverständnis.
Erst ab der Mitte des Buches wird Jacks Verhalten näher unter die Lupe genommen und die Perspektive wechselt. Statt die Szenerie nun mit den Augen des Cuazzels zu sehen, entdeckt der Leser Jacks Sicht der Dinge - eine interessante Gestaltung.

"Ein höllischer Gast" empfiehlt sich nicht nur für Freunde des Horror-Genres im Speziellen, sondern ebenso für allgemein an Phantastik interessierte Leser.
Wer keinen Bezug zu Clive Barker hat, wird an dem Comic ebenso viel Freude haben wie die Leser, die bereits die Vorlage kennen.

Ein empfehlenswerter Comic - vielleicht sogar als Weihnachtsgeschenk? Immerhin ist es ein nicht ganz so günstiger Spaß.

Tanja Elskamp



Softcover | Erschienen: 1. Dezember 1994 | ISBN: 391007975X | Preis: 17,50 Euro | Sprache: Deutsch

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