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 Die weiße Massai

Autoren: Corinne Hofmann
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis


Als Corinne Hofmann mit ihrem Freund Marco in Kenia ankommt, ist sie von der atemberaubenden Schönheit des Landes überwältigt. Doch nicht nur die Natur tut es ihr an, auch ein Massai-Krieger fasziniert sie sehr. Dieser Krieger heißt Lketinga.
Noch ahnt Corinne nicht, dass dieser Mann ihr Leben komplett ändern wird.

Je mehr Zeit des Urlaubs verstreicht, desto mehr merkt Corinne, dass sie nicht in die Schweiz zurückkehren will. Hier in Kenia, in diesem wilden Land, will sie bleiben, was nicht zuletzt an Lketinga liegt, in den sie sich heftig verliebt.
Sie reist noch einmal mit in die Schweiz, trennt sich dort von Marco und fiebert ihrer nächsten Reise nach Kenia entgegen, die auch bald kommt.
Diesmal beschließt sie, für immer zu bleiben. Sie verkauft ihr Geschäft und gibt ihr komplettes Leben in der Schweiz auf, um die Frau von Lketinga zu werden.
Doch auch dies ist nicht so einfach, wie sie es sich ausmalt. Zuerst ist Lketinga wie vom Erdboden verschluckt und eine Suche quer durch Kenia beginnt, dann wieder muss Corinne immer wieder zum Amt, um verschiedene Aspekte ihres Aufenthalts zu klären. Viele Leute, die sie in Kenia trifft, versuchen ihr die Idee, bei Lketinga zu bleiben, auszureden. Zu unterschiedlich wären Kultur und Lebensweise, so sagen sie. Doch Corinne lässt sich ihre Liebe nicht ausreden, sondern folgt Lketinga in den Busch zu seinem Stamm.

Hier muss sie sich an ein noch primitiveres Leben als in Mombasa gewöhnen. Anfangs ist es schwer für sie, zu akzeptieren, dass Tiere nun einmal geschlachtet werden, bevor man sie isst. Auch mit dem ständigen Schmutz hat sie Probleme, doch mit allem findet sie sich für Lketinga ab, auch wenn sie bald bemerkt, dass ein Massai-Krieger nicht so "weich" und rücksichtsvoll ist wie ein europäischer Mann.
Dies zeigt sich schon bei der Planung der Hochzeit: Lketinga will natürlich mehrere Frauen haben können, Corinne kann sich nicht vorstellen, ihren Geliebten zu teilen. Doch auch hier findet sich ein Kompromiss.

Es zeigt sich immer wieder, dass Corinne Hofmann die Gefahren Afrikas unterschätzt hat: Sie wird häufig krank, da sie das Essen nicht gewöhnt ist. Zu den schlimmsten Erkrankungen zählen Malaria und Hepatitis, und auch die Schwangerschaft, die nach der Hochzeit mit Lketinga fast zwangsläufig folgt, verläuft nicht problemlos, ganz zu schweigen von der Geburt. Doch Corinne steht all dies für ihre Liebe durch - zu sehr hängt sie mittlerweile an Afrika, um zurück in die Schweiz zu gehen. Außerdem fühlt sie sich für die Menschen, die ihr helfen, verantwortlich und eröffnet ein Geschäft, um auch ihnen etwas Gutes tun zu können.

Doch das anstrengende Leben zehrt immer mehr an ihren Kräften und auch in ihrer Ehe mit Lketinga kriselt es mächtig, da die Kulturen doch zu unterschiedlich zu sein scheinen. Corinne muss sich entscheiden, ob sie ihren Traum von Afrika aufgibt und in die Schweiz zurückkehrt oder nicht.


Wie immer wieder betont wird, ist dies eine wahre Begebenheit, die genau so stattfand. Wenn man den Schreibstil betrachtet, dann glaubt man das gerne, erscheint das Buch doch sehr tagebuchartig zu sein und lässt den Leser poetische Töne vermissen. Es scheint ein Wunder zu sein, dass Corinne Hofmann sich nach vier Jahren in Afrika noch an alles erinnert, denn genau dieser Eindruck wird erweckt. Jedes Detail ihrer Probleme wird beschrieben, immer wieder wird betont, wie ärmlich die Verhältnisse der Massai in Kenia sind. Dabei verzichtet die Autorin dankenswerterweise komplett darauf, alles mit dem europäischen Standard zu vergleichen, sondern beschreibt ungeschönt, wie alles aussah.
Wie schon erwähnt, führt dieser detailgetreue Stil dazu, dass manche Leser malerischere Beschreibungen vermissen könnten. Auf die Natur Kenias, die wirklich atemberaubend sein muss, wird so gut wie nie eingegangen, dass Elend in den Buschhütten wird dafür umso genauer geschildert.
In der Mitte des Buches finden sich acht Seiten mit Fotos, die verschiedene Personen des Buches abbilden. Anhand dieser kann der Leser sich ein gutes Bild von der viel gerühmten Schönheit Lketingas oder der Ärmlichkeit der Behausung machen.

Kopfschüttelnd muss man sich an einigen Stellen fragen, ob die gute Frau wirklich so naiv war, wie es klingt. Ohne jede Absicherung nach Afrika auswandern, um einen Mann zu heiraten, der einem anderen Kulturkreis entstammt und den sie kaum kennt, das scheint doch sehr gewagt. Aber möglicherweise lässt sich mit Liebe auf den ersten Blick doch alles erklären.

Natürlich herrschen große Verständigungsschwierigkeiten zwischen Corinne, die wenig Englisch kann, und den Afrikanern. Diese werden sehr anschaulich dargestellt, da die Dialoge mit den Afrikanern wirklich in Englisch geschrieben sind. Dies lässt den Leser erahnen, mit welchen Schwierigkeiten so etwas Banales wie etwa Einkaufen verbunden war.

Für Fans von Erlebnisberichten ist dieser Roman bestens geeignet, sofern sie nicht zu viel Wert darauf legen, Einzelheiten über eine fremde Kultur zu erfahren. Genau das, was das Buch sehr interessant und lesenswert machen könnte, findet nicht statt: Die Erläuterung und das Näher bringen der faszinierenden Lebensweise der Massai. In diesem Zusammenhang ist auch der Titel falsch gewählt, da Corinne Hofmann in meinen Augen nie als Massai akzeptiert wurde oder gelebt hat. Sie war stets nur Lketingas Frau, an die Kultur konnte sie sich aber nie gänzlich anpassen, was zu großen Teilen auch daran liegt, dass sie anscheinend ihre Naivität nie ganz verlor.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2000 | ISBN: 3426614960 | Preis: 9,95 Euro | 462 Seiten

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