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 Josy sucht Josy


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Eigentlich klingt alles ganz banal: Unglückliche 17-Jährige mit allein erziehender Mutter fühlt sich einsam und will zu sich selbst finden.
Doch dieser Eindruck täuscht. Anders als in so vielen anderen Jugendbüchern wird hier wirklich versucht, Einblick in die seltsame Psyche eines jungen Mädchens zu geben.

Josy ist mit ihrem Leben unglücklich: Sie fühlt sich nicht schön genug, in der Schule ist sie nur oberer Durchschnitt und nicht wirklich akzeptiert, da sie eine Stipendiatin an einer Schule für die oberen Tausend Australiens ist. Dass ihre Großeltern italienische Einwanderer waren und sie ein uneheliches Kind ist, der Vater ist relativ unbekannt, das macht die Sache nicht einfacher. Ihre italienischen Bekannten lehnen sie ab, da ihre Mutter als Flittchen verschrien ist, ihrer Großmutter kann sie nichts recht machen. Freunde hat sie wenige, und auch diese haben genug mit ihren eigenen Problemen zu tun.
Als Josy dann auch noch gleichzeitig zwei nette Jungs kennen lernt, die sich beide für sie zu interessieren scheinen, ist das Chaos perfekt.

Im Laufe dieses Sommers kommt sie mit dem Rebell der Stadt, Jacob, zusammen, ihr Vater fällt plötzlich in der Stadt ein und begegnet zum ersten Mal seiner fast erwachsenen Tochter, Josy beginnt ihre Großmutter zu verstehen und kommt hinter ein lange gehütetes Geheimnis. Und nebenbei sollte sie eigentlich auch noch für die Abschlussprüfungen lernen. Dies ist ein weiteres ihrer Probleme: Immer wieder handelt sie sich an ihrer streng katholischen Schule Ärger mit den Schwestern ein, die alles über das Leben ihrer Schülerinnen zu wissen scheinen.

Zugegeben, diese Inhaltsangabe klingt, als wäre "Josy sucht Josy" wirklich nur ein weiteres Jugendbuch über eine verirrte Seele. Aber es ist mehr, da es viele verschiedene Aspekte einbringt.
Die Zerrissenheit Josys zwischen zwei Kulturen wird deutlich gezeigt. Einerseits ist sie eine aufgeschlossene und moderne australische junge Frau, andererseits ist ihre italienische Verwandtschaft sehr auf Moral und Tradition bedacht. Zwischen den beiden Extremen ist Josy oft hin und her geworfen und weiß nie so recht, für welche Seite sie sich endgültig entscheiden soll.
Gerade dieser Aspekt scheint der Autorin besonders am Herzen zu liegen, es entsteht der Eindruck, als würde sie hier teilweise ihre eigene Geschichte zu Papier bringen. Vielleicht rührt daher die besondere Verbundenheit, die der Leser schon bald zu Josy fühlen kann.

Josy ist keine der Heldinnen, die alles richtig machen, auch sie hat Fehler, die der Leser meist vor ihr bemerkt. Ihre Charakterschwächen werden ungeschönt gezeigt, genauso aber auch ihre Arbeit an sich selbst. Die ungeduldige Josy setzt sich nachmittags zu ihrer Großmutter, um in der Familiengeschichte zu stöbern, dies ist ein Punkt auf ihrem Weg zum Erwachsen werden.
Auch der Wechsel von kindischen Streitereien mit ihrer Mutter zum Versuch, mit ihr weiterhin so gut befreundet zu sein wie in ihrer Kindheit, zeigt die Entwicklung des Charakters.

Die Geschichte wird durchgehend aus Josys Perspektive geschildert, doch da sie mit ihrer Umwelt lange Gespräche führt, bemerkt der Leser meist auch die Motivationen der anderen Charaktere.

Der Roman wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet; diese sind auch berechtigt, da es ein Jugendbuch ist, das kaum etwas beschönigt und doch nicht auf Schockeffekte des Lebens setzt.

Nicht alles in Josys Leben klärt sich am Ende des Buches auf, dies macht es so glaubhaft, da wirklich sehr selten eine Jugend mit Happy End abschließt. Irgendeine Wunde bleibt immer, das wird deutlich gezeigt.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juli 2003 | ISBN: 3473580244 | Preis: 7,95 Euro | 340 Seiten | Sprache: deutsch

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