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 Nerd Attack!

Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook


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Das Internet hat die Welt verändert - nicht nur technisch, sondern auch kulturell. Es bietet anscheinend unbegrenzte Möglichkeiten der Kommunikation und damit zur Potenzierung von Kreativität. Christian Stöcker zeichnet in seinem Buch "Nerd Attack!" die Kulturgeschichte dieser digitalen Welt nach.

Das 320-seitige Buch erzählt in seinen 14 Kapiteln eine Entwicklung von den Anfängen der Digitalisierung, insbesondere vom C-64, bis hin zur Gegenwart, in der Twitter und Facebook alltägliche Kommunikationsplattformen sind, die sogar in Revolutionen eine Rolle spielen.
Stöckers roter Faden ist dabei, neben seinen eigenen Erfahrungen, von denen er fast in jedem Kapitel berichtet, der Dauerkonflikt um die Freiheit des Netzes, seiner Form der "Tabula rasa", wie der Autor es nennt. Das Internet war deshalb so erfolgreich, weil es jedem und jeder ermöglichte auf Informationen zuzugreifen, sie selbstständig zu verarbeiten und zu erweitern. Dies war nicht selbstverständlich. Von Anfang an, bereits während der ersten Digitalisierungswelle, die mit Heimcomputern wie dem C-64 oder dem Amiga eingeleitet wurde, fand dieses Konzept den erbitterten Widerstand von Unternehmen und Staaten. Es entstanden Milieus, vor allem die Hacker-Gemeinschaft, die die Freiheit der Information verteidigen und durchsetzen wollen, während Unternehmen und Staaten nach Möglichkeiten der Kontrolle und Hierachisierung suchen, um ihre Interessen auch im Internet durchzusetzen.

In diesem Spannungsfeld zwischen radikaler Informationsfreiheit und der Monopolosierung und Kontrolle von Informationen entwickelt der Autor die Geschichte der digitalen Welt und arbeitet sich dabei an allen bekannten Schlagworten ab: Filesharing, Hackerangriffe, Sperrung von Websites, Gewalt in Computerspielen und viele mehr.

In einem Nachwort schließlich formuliert der Autor einen Appell an die Politik und die Wirtschaft, sich mit den Möglichkeiten des Netzes zu befassen und nicht weiterhin zu versuchen, ihm mit Denkmustern zu begegnen, die nur auf eine analoge Welt anzuwenden sind. Die Möglichkeiten des Netzes, seine Freiheit, sollten gefördert und genutzt werden, wenn Deutschland nicht den Anschluss an die Entwicklungen verlieren will. Das Buch endet mit einem Quellenverzeichnis und einem Personenregister.

"Nerd Attack!" ist eine sehr gelungene Einführung über die Geschichte der digitalen Entwicklung seit den 1980er Jahren, die sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Der Autor lässt keinen Zweifel an seinen Sympathien für diejenigen, die mit ihrem Know-How und ihren Entscheidungen ein Internet ermöglichten, in dem jeder die gleichen Möglichkeiten hat, an Informationen zu gelangen und selbst zu verbreiten.

Das Buch lebt sehr von Nostalgie. Alle Leser, die in den 1970er oder 1980er geboren wurden, dürften sich in dem einen oder anderen Kapitel wiederfinden. Christian Stöcker erzählt beispielsweise von seinen ersten Verstößen gegen das Urheberrecht, als er sich Kopien von C-64-Spiele besorgte, oder von den ersten Shootern, die Debatten über Gewalt in Computerspielen auslösten. Wahrscheinlich kann fast jeder unter 35-Jährige ein paar Geschichten in dem Buch finden, die er ebenfalls erlebt hat.

Das meiste in "Nerd Attack!" dürfte den jüngeren Generationen also bekannt sein. Doch der Autor versammelt nicht nur eine Fülle von kulturhistorischen Fakten. Er verbindet sie zu einer systematischen Geschichte der digitalen Welt. Dem Leser wird vermittelt, wie umkämpft die Ausrichtung dieser Welt war und bis heute ist. Die Freiheit des Netzes ist keine Selbstverständlichkeit, seine Möglichkeiten können stets begrenzt werden. Diese Freiheit wurde von Menschen durchgesetzt, die eine neue Mentalität, eine neue Kultur entwickelten und bis heute ausleben. Diesen "Nerds" haben wir einiges zu verdanken. Ihre Geschichte zu lesen ist nachdrücklich zu empfehlen!

Andreas Schmidt

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Taschenbuch, | Erschienen: 29. August 2011 | ISBN: 978-3421045096 | Preis: 14,99 Euro | 320 Seiten | Sprache: Deutsch

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