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 Blödmaschinen

Die Fabrikation der Stupidität


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Preis - Leistungs - Verhältnis
"Blödmaschinen - Die Fabrikation der Stupidität" ist sicher ein gut gewählter Titel. Der Leser weiß nicht recht, um was es sich handelt: Eine plumpe Medien- und Gesellschaftskritik, in der zum ungezählten Male die Niveaulosigkeit der Massenmedien rekapituliert wird, oder eine ernsthafte philosophische Analyse moderner Medien. Da das Buch von Suhrkamp herausgegeben wird, gibt der interessierte Leser dem Werk eine Chance.

Acht Kapitel und ein Epilog, die zusammen 770 Seiten ergeben, beschäftigen sich mit dem, was die Autoren des Buches "Blödmaschinen" nennen. Der polemische Begriff soll die modernen Massenmedien bezeichnen, die uns mit Informationen und Unterhaltung versorgen. Fernsehsender, Filmstudios, Zeitungen, Werbeagenturen oder ähnliches, sie sind alle Blödmaschinen, weil sie unter kapitalistische Bedingungen produzieren, also wie alle Unternehmen durch fabrikmäßige Produktion versuchen Profit zu machen. Sie sind oder funktionieren also auch wie Maschinen im weitesten Sinn. Sie produzieren aber nicht nur handfeste Waren oder Dienstleistungen wie andere Branchen, sie produzieren, Stupidität, Belanglosigkeiten, Dummheiten, Blödheiten. Für die Autoren bedeutet das vor allem, dass unsere heutige Gesellschaft sich durch die Abwesenheit von Denken charakterisiert, was für sie Dummheit bedeutet.

Dieser Gedanke ist der Ansatz für jedes Kapitel, die weniger aufeinander aufbauen, sondern jeweils eher andere Aspekte beleuchten oder andere gesellschaftliche Phänomene mit den Blödmaschinen in Verbindung setzen. Durch das ganze Buch wird so eigentlich ziemlich alles angesprochen, was die Gegenwart der westlichen Welt gerade so beschäftigt: Bildung, Arbeitswahn, Demokratiedefizite, das Internet natürlich und nicht zuletzt immer wieder die Probleme der modernen Massenmedien. Es scheint als ließe sich alles mit den Blödmaschinen erklären.

Das Buch endet mit einem kleinen Literaturverzeichnis.

"Blödmaschinen - Die Fabrikation der Stupidität" ist sicher ein gut geschriebenes Buch von zwei Autoren, die sich in der Philosophie und den Geisteswissenschaften sehr gut auskennen. Dennoch fragt sich der Leser nach der Lektüre, was soll das alles? Auf 770 Seiten wird mit einer philosophischen aufgeladenen Sprache und mit einigen Redundanzen doch nur erklärt, dass Hollywood, Bildzeitung, RTL II und co. nur Dummheiten produzieren und die Menschen das Denken verlernen. Was ist neu an diesem kulturpessimistischen Standpunkt? Was weiß der durchschnittlich geisteswissenschaftlich gebildete Leser nach der Lektüre, was er nicht auch schon vorher wusste?

Sicher, die Texte bieten an vielen Stellen durchaus interessante Fakten und stellen auch bedenkenswerte Zusammenhänge her. Aber der Eindruck bleibt insgesamt doch bestehen, dass hier nur versucht wurde eine unter Akademikern sehr verbreitete Medienkritik künstlich aufzublasen, sowohl mit einem Überschuss kritischer Philosophie wie auch mit einem massiven Überschuss an Textseiten.

Kritisch ist auch zu sehen, dass die Autoren ihren eigenen ideologischen Standpunkt wie selbstverständlich als Analyseansatz heranziehen. So führen sie das Buch beispielsweise mit einer ökonomischen "Analyse" der "Blödmaschinen" ein. Diese Analyse erschöpft sich darin, dass die Unterhaltungsindustrie wie alle anderen Branchen unter kapitalistischen Bedingungen von einem tendenziellen Fall der Profitrate betroffen sind. Dies mag ja aus marxistischer Sicht korrekt sein, ändert aber doch nichts daran, dass hier vielleicht für das Verständnis und einer wirklich tiefgehenden Analyse der Zusammenhang zwischen den "Blödmaschinen" und dem Kapitalismus ein wenig eingehender hätte untersucht werden sollen.

Dann hätte sich vielleicht auch eine interessante und neue Perspektive auf das Problem Unterhaltungs- und Informationsindustrie ergeben, die dem Buch eine Struktur hätte geben können, und dem Leser einen Erkenntnisgewinn. So bleibt ein Text mit hochtrabender und doch nur polemischer Begriffswahl, der zwar einige interessante und unterhaltende Fakten und Zusammenhänge herausarbeitet, aber insgesamt die 770-Seiten-Lektüre kaum lohnt.

Andreas Schmidt



Taschenbuch, | Erschienen: 23. Mai 2011 | ISBN: 978-3518126097 | Preis: 25 Euro | 782 Seiten | Sprache: Deutsch

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