Die Romane von Jules Verne (1828 – 1905) gelten bis heute als große Werke der Abenteuer- und Science Fiction-Literatur. Spannende, bildgewaltige Werke, von denen sich viele geradezu für einen filmische Umsetzung anbieten – nicht erst seit heute. Der rund 15-minütige Stummfilm "Der Geist vom Slumber Mountain", einer der Streifen, der auf der vierten Jules Verne-Filmbox vertreten ist, entstand bereits 1918. Neben diesem Stummfilm befinden sich auf der DVD-Compilation zudem noch der Film "Herrscher der versunkenen Welt", der 44-minütige Zeichentrickfilm "20.000 Meilen unter dem Meer" aus den 70er Jahren sowie, als Hauptfilm, der US-TV-Zweiteiler "Mysterious Island" aus dem Jahr 2005. Solche Zweiteiler kann man mögen oder nicht. Meist zeichnen sie sich unter anderem dadurch aus, dass sie einem beschränkten Budget Rechnung tragen müssen und mit bekannten TV-Stars besetzt sind – hier zum Beispiel mit Patrick Steward und Gabrielle Anwar. "Mysterious Island" gehört zu den durchschnittlichen Produktionen dieser Gattung.

[PIC]Der Film adaptiert – mitunter recht frei – Vernes Roman "Die geheimnisvolle Insel": Eine Handvoll Amerikaner flieht während des Bürgerkriegs aus einem Gefangenenlager mit Hilfe eines Heißluftballons. Was als große Befreiungsaktion beginnt, wird jedoch bald sehr abenteuerlich. Die sechs unterschiedlichen Gefährten – unter ihnen eine Krankenschwester und ihre Tochter – treiben lange über dem offenen Meer, ehe sie auf einer vergessenen Insel notlanden. Dort gibt es zwar das dringend benötigte Wasser - aber auch hausgroße Gottesanbeterinnen und andere monsterartige Kreaturen. Zum Glück lebt auf der geheimnisvollen Insel auch ein von wissenschaftlichen Experimenten besessener Mensch: Captain Nemo …

Es ist eine Produktion, bei der Kulisse und SFX nicht immer überzeugen, was aber zu verschmerzen wäre, wenn es nicht auch noch einige Stolpersteine im Drehbuch geben würde. Immerhin agieren die Darsteller mit Elan und so bietet "Mysterious Island" nette Unterhaltung für einen entspannten Fernsehabend. Ob man den Streifen freilich mehrmals anschauen muss, bleibt dahin gestellt.

[PIC]Der Stummfilm von 1918 hat einen gewissen Klassiker-Charme; "Herrscher der versunkenen Welt" eignet sich allenfalls für Fans von Genre-Trash. Ironischerweise erweist sich ausgerechnet der dreiviertelstündige Zeichentrickfilm als das Highlight der ganzen Box. Zwar sieht man auch dem Streifen sein Entstehungsalter an – Zeichentrickfilme werden heute nicht nur anders animiert (sowohl was Grafik angeht als auch die Erzählweise). Dennoch versprüht das Zeichentrickabenteuer für Kinder gute Laune. Dem Film gelingt es, den Romanklassiker humorvoll dem jungen Zielpublikum nahezubringen.

Dies hier ist bereits die vierte Jules Verne-Sammelbox, die MIG auflegt. Das Problem dieser Compilation ist, dass sie sich eigentlich selbst die Prämisse gesetzt hat, sich an Jules Verne-Freunde zu richten, aber gerade darin versagt. "Herrscher der versunkenen Welt" ist trotz des vielversprechenden Titels nicht einmal eine richtige Verne-Verfilmung. Im Hinblick auf die den allenfalls durchschnittlichen Unterhaltungswert sollte man sich überlegen, ob man die Box – trotz des zugegeben kleinen Preises – wirklich braucht. Auf ihre Kosten kommen diesmal höchstens Filmfreunde, die einen der vier Filme dringend in ihrer Sammlung brauchen oder die als Verne-Fans die DVD unbedingt im Regal stehen haben müssen, ohne auf die Qualität zu achten.