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 Apfeldiebe


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als der vierzehnjährige Alex bei seinem Lieblingsspielplatz, einer alten Burgruine, eine aufregende Entdeckung macht, ahnt er noch nicht, dass dies sein Leben radikal verändern wird. Unter der Ruine befindet sich eine große Höhle, in der sich offenbar mehrere Räume aus längst vergangenen Zeiten verbergen. Für Alex, der beim Ritterspiel regelmäßig in Phantasiewelten abtaucht, ist es die Erfüllung all seiner Träume. Was verbirgt sich in dem Höhlensystem unter der alten Burg? Gemeinsam mit seinem Freund Max will er tags darauf die unterirdischen Räume erkunden. Max' jüngerer Bruder Timi schließt sich ebenso an wie der zehnjährige Kasimir, der eigentlich ein Außenseiter ist und von den anderen als "Mädchen" verspottet wird. Und auch der stets schwarz gekleidete Rufus, gerade erst zugezogen und in den Augen der anderen ziemlich verrückt, begleitet die anderen, wenn auch eher widerwillig. Den Eltern erzählen die fünf Kinder nicht, wohin sie gehen, nicht ahnend, dass ihre Expedition schon bald einen dramatischen Verlauf nehmen wird ...

Ein Sommer im Schwarzwald, eine Burgruine, fünf Jungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - und ein gemeinsames Wagnis, das als Abenteuer beginnt und in einer Katastrophe endet. Das sind die simplen, aber sehr effektvollen Zutaten, aus denen Michael Tietz' (Autor von "Rattentanz") neuer Roman besteht. Die Geschichte beginnt nach einem atemberaubenden Prolog vergleichsweise harmlos, obwohl der Leser schon auf den ersten paar Seiten ahnt, dass manche der Jungen dunkle Seiten an sich verbergen. Der Autor treibt die Handlung zügig voran, stellt die fünf Protagonisten vor und schickt sie dann auch gleich hinunter in die Höhle unter der Burg. In den Augen der Jungen sind dort wundersame mittelalterliche Schätze zu entdecken, vor allem aber ist das Höhlensystem unter der Ruine ein gigantischer Abenteuerspielplatz. Doch bereits das allererste Spiel der Fünf geht fürchterlich schief, es offenbart sich der erste Wahnsinn - weiterer soll folgen.
Dann die Katastrophe: Die Decke stürzt ein, die Kinder sind begraben. Niemand außer Alex' kleiner Schwester weiß, wo sie sich befinden, doch das Mädchen traut sich nicht, den großen Bruder zu verpetzen. Die einzige weitere Hoffnung sind ein alter Einsiedler und sein Hund, die die fünf bei ihrem Weg zur Ruine zufällig beobachtet haben - doch diese Hoffnung auf Rettung schwindet in den nächsten Tagen. Während der endlosen Wartezeit brechen Hunger, Durst, Kälte, Angst und Hass mit aller Macht über die kleine, ungleiche Gemeinschaft herein. Am Ende wird nichts mehr so sein, wie es vorher war. Und auch wenn es sogar sprichwörtlich bekannt ist, dass Kinder grausam sein können, überrascht die psychische und physische Gewalt in der Handlung den Leser dann doch immer wieder.

Tietz gelingt mit diesem Thriller ein beklemmendes Stück voller klaustrophobischer und befremdlicher Momente, in denen die einen den Verstand verlieren, während andere erst ihre wahre Stärke finden. Zu jeder Zeit wirkt das Buch düster und bedrückend, was natürlich auch daran liegt, dass die Ereignisse sich unter der Erde, auf engstem Raum, zutragen. Man fiebert mit den Kindern mit, bangt um ihre Rettung und betrachtet gleichzeitig fasziniert, was die Ausnahmesituation in kürzester Zeit aus den Eingeschlossenen macht. Feindschaften treten offen zutage, grausige Geheimnisse werden verraten, neue Bündnisse untereinander geschlossen. Und am Ende werden nicht alle fünf das Tageslicht wieder erblicken ...

"Apfeldiebe" ist ein packendes, psychologisch gut geschriebenes Buch, das den Leser abwechselnd bedrückt und aufrüttelt. Atmosphärisch dicht und sehr gut beobachtet - ein spannender, düsterer Thriller, der von der ersten Seite an fesselt!

Auf der Verlagswebsite gibt es ein Video zum Buch: "Apfeldiebe"

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. November 2011 | ISBN: 9783937357522 | Preis: 16,95 Euro | 464 Seiten | Sprache: Deutsch

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