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 Es war einmal in Frankreich, Band 3: Für die Ehre


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Achtung: Dies ist der dritte Teil der Serie "Es war einmal in Frankreich" von Autor Fabien Nury und Illustrator Sylvain Vallée. Um die Geschichte des Joseph Joanovici zur Gänze verstehen zu können, empfiehlt es sich, zunächst "Das Imperium des Monsieur Joseph" und "Dunkle Geschäfte" zu lesen!

Joseph Joanovici ahnt, dass die "goldenen" Zeiten für Schwarzhändler, Kollaborateure und selbst für die Nazis bald zu Ende gehen könnten. Und was dann geschehen wird, weiß er ganz genau. Man wird die, die mit dem Feind zusammengearbeitet haben, festnehmen und büßen lassen. Für die eigene Tatenlosigkeit, die eigene Feigheit und Scham.
Doch Joseph hat Milliarden Francs in diversen Verstecken – warum also nicht sein Geld in die Zukunft investieren, in Menschen, die bezeugen werden, dass Joanovici ein Held war, ein Ehrenmann, ein Wohltäter. Er beginnt, Geld zu spenden und dem Widerstand unter die Arme zu greifen. Er geht sogar so weit und druckt deren Brandbriefe, versteckt Juden ebenso wie Engländer, Widerständler und Verfolgte in seinen Fabriken und Häusern. Er lässt sogar seine Beziehungen in höchste SS-Kreise spielen, um bereits Inhaftierte und für die Deportation Vorgesehene wieder frei zu bekommen. Er gibt Millionen und Abermillionen aus, um sich für die Zeit nach dem Krieg abzusichern. Er lässt sich Schwarz auf Weiß belegen, was für ein guter Mensch er ist. Und handelt weiter mit den Nazis und mit Lafont, dem Unterweltboss. Doch selbst Joanovici kann nicht alle schmieren und jeden überzeugen. Und so gleitet er sehenden Auges immer tiefer in den Abgrund.

Der dritte Band dieser unautorisierten und künstlerisch verfremdeten Biografie des Joseph Joanovici widmet sich dem dunkelsten Kapitel dieses Mannes. Die Zeit, in der er Milliarden verdiente und mit den Nazis offen kollaborierte. Aber auch verdeckt dem Widerstand half, gegen die Nazis zu bestehen.
Wieder gelingt es Autor Nury mit nur wenigen Szenen, diesem Charakter weitere Facetten hinzuzufügen, ihn gleichzeitig aber auch immer undeutlicher werden zu lassen. Was trieb diesen Mann an, wie sah es in ihm aus, welche Wege war er gezwungen zu gehen, welche ging er freiwillig?
Genial werden diese Miniaturen von Sylvain Vallée in Bilder gefasst, die unter die Haut gehen, schonungslos offenlegen und gleichzeitig den Menschen Joanovici immer undeutlicher werden lassen. Mal ist er Marionette, mal Akteur, mal Getriebener, mal Handelnder. Mal lässt er Menschen über die Klinge springen, die es gewagt haben, gegen ihn zu sein, mal muss er sprichwörtlich und mal ganz direkt die Hosen runterlassen, um Einblicke zu gewähren, die niemandem zustehen sollten.

Der dritte Teil von "Es war einmal in Frankreich" gerät Nury und Vallée packend, fesselnd und mitreißend. Atemlos folgt man dieser Geschichte, diesem einmaligen Leben durch die Untiefen des Krieges. Man ahnt das unrühmliche Ende, sehnt es fast herbei und gewährt dem Mann doch gleichzeitig seine Absolution. Mal hat man mit ihm Mitleid, mal schließt man vor Abscheu die Augen.

Bleibt nur zu hoffen, dass Nury und Vallée dieses hohe Niveau auch in "Zu den Waffen, Bürger!" halten können – fast jeder Leser von "Für die Ehre" wird es jedenfalls kaum erwarten können.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 5. September 2011 | ISBN: 9783941815810 | Originaltitel: Honneur et Police | Preis: 14,95 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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