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 Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Band 45: Biografische Ansätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert


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Mit dem Aufkommen der Sozialgeschichte in Deutschland geriet die Biographie als geschichtswissenschaftliche Praxis in den Hintergrund. Mit den vielen Turns in den Geisteswissenschaften und die Hinwendung zu kulturgeschichtlichen Fragestellungen erlebt die Biografik nun ein Revival, wenn auch sicher keinen Rollback zum Historismus mit seiner Fokussierung auf große Persönlichkeiten. Biografien müssen eingebettet sein in die Strukturen, Ereignisse und Entwicklungen ihrer Zeit.

Der Band "Biografische Ansätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert" versucht eine Verortung in einem der klassischen Themen der Sozialgeschichte: der Arbeiterbewegung. In 15 Beiträgen zu verschiedenen Methoden, Epochen und Personen soll ein Beitrag zur Entwicklung zeitgemäßer Biografik geleistet werden.

Alexander von Plato untersucht die Möglichkeiten der oral history zur Erstellung von Biografien. Christina Morina schlägt vor, die politische Ideengeschichte als Erfahrungsgeschichte nutzbar zu machen und erläutert ihr Konzept anhand der Epigonen Marx' und ihrer unterschiedlichen Aneignung des Marxismus. Max Bloch stellt die Kommunikationsstrukturen und politischen Interessen der Reformisten in der SPD während und nach dem ersten Weltkrieg dar und zeigt so sowohl ihren Erfolg als auch Misserfolg auf. Walter Mülhausen untersucht die Rolle diverser Sozialdemokraten in Regierungsverantwortung in der Weimarer Republik. Meik Woyke stellt beispielhaft die Lebensläufe einiger SPDler zusammen, die in die zweite Reihe der Parteiführung gehörten. Das sind nur einige Beispiele für die Bandbreite der Beiträge.

Der Band zeigt auch einige Diskussionen auf, in dem er Raum lässt für Kommentierungen und Erwiderungen. So kommentiert Bernd Braun einige der oben genannten Beiträge mit weitergehenden Hinweisen. Außerdem hat Helga Grebing einen Beitrag zu diesem Heft geleistet, in diesem stellt sie die Rezeption Friedrich Eberts dar.

Der letzte Beitrag im Heft behandelt die sozialdemokratischen Europaabgeordneten seit 1952. An dessen Ende wurde eine Liste aller Abgeordneten abgedruckt. In einem Anhang finden sich zu allen Beiträgen im Heft kurze Abstracts, sowie Hinweise zu jedem Autor.

Der Band "Biografische Ansätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert", der als Ausgabe 45 des Mitteilungsblatts des Instituts für soziale Bewegungen erscheint, richtet sich vor allem an Historikerinnen und Historiker, die sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung oder ähnlichen Themen beschäftigen. Methodische wie beispielhaft arbeitende Beiträge sollen die Möglichkeiten einer neuen Biografik aufzeigen, ohne sie schon ganz ausgelotet zu haben. In diesem Sinne ist der Band mehr als Anregung denn als Abschluss eines Diskussionsprozesses zu lesen.

Viele Beiträge zeigen auf, welche Erkenntnisse noch zu erwarten sind, wenn altbekannte Quellen mit neuen Ansätzen erschlossen werden. Hier sind beispielsweise die Beiträge von Christina Morina zur politischen Ideengeschichte, Max Bloch zu den Reformisten oder Meik Woyke zu den Funktionären der zweiten Reihe interessant. Sie verdeutlichen anhand von Beispielen, welche neuen Zusammenhänge das geschichtliche Bild von der Sozialdemokratie abrunden können.

Der Sammelband bietet mit einigen spannenden Beiträgen eine Reihe von Forschungsanregungen. Er ist daher für Studenten und Wissenschaftler, die sich mit der Arbeiterbewegung beschäftigen, sehr zu empfehlen.

Andreas Schmidt



Softcover | Erschienen: 2. Januar 2012 | ISBN: 978-3837507096 | Preis: 7,60 Euro | 252 Seiten | Sprache: Deutsch

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