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 Blades of Time


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Spannung
Ton
Erinnert sich noch jemand an "X-Blades"? Das Action-Adventure der russischen Spieleschmiede Gajin Entertainment ging vor einigen Jahren im tiefen Ozean der Mittelmäßigkeit unter, weil das Game um die leicht bekleidete Schatzjägerin Ayumi trotz einiger guter Ideen viel zu schnell viel zu langweilig wurde. Doch die Jungs von Gajin lassen ihre Heldin nicht im Stich und versuchen es mit einem spirituellen Nachfolger, genannt "Blades of Time". Dieser ist zum Budget-Preis für Xbox 360 und Playstation 3 erschienen. Für diesen Test lag die PS3-Version vor.

Kennen wir uns nicht?
[PIC]Ayumi ist zurück, auch wenn Kenner von "X-Blades" die Dame kaum wiedererkennen dürften – immerhin hat sie ihren Anime-Look hinter sich gelassen und etwas dezentere, wenngleich immer noch knappe Bekleidung über die vormals doch arg spärliche Verhüllung gezogen. Die bauchfreie Schönheit verschlägt es in ihrem neuen Abenteuer durch ein Portal auf eine mysteriöse Insel, auf der neben vielen Kostbarkeiten auch große Gefahren lauern: Die Chaosmagie, die das Eiland im Griff hat, bringt schreckliche Kreaturen hervor, denen Ayumi sich stellen muss. Zudem muss sie die verborgenen Kräfte, die auf der Insel schlummern, für sich nutzen, um einen Weg zurück in ihre Heimat zu finden.

Einmal Geschnetzeltes, bitte
[PIC]Unsere Protagonistin wird in typischer Hack and Slay-Manier per Analogstick durch die Landschaft gehetzt. Dabei darf die Heroine per Tastendruck Schwerter, Schusswaffen und Magie einsetzen, um sich eine Schneise durch die Gegnerhorden zu bahnen. Manche Feinde erfordern einen besonderen taktischen Kniff, genannt "Time Rewind": Relativ bald im Spiel kann Ayumi die Zeit ein Stückchen zurückdrehen und wieder laufen lassen – um dann in doppelter Ausführung auf den Gegner loszustürmen. Dieses Spielchen lässt sich auch mehrmals wiederholen, sodass mehrere Ayumis ihre Kräfte bündeln, um Rätsel zu lösen oder Monster ins Jenseits zu schicken. Zwischen Rätselpassagen und dem üblichen Kampfgetöse stehen auch Bossbegegnungen an, in denen die Heldin nur mit speziellen Strategien bestehen kann.

Gewöhn dich dran!
[PIC]Der Einstieg ins Spiel gestaltet sich dezent holprig. Zuallererst fällt die wenig zeitgemäße Grafik ins Auge, die mit schwammigen Texturen und groben Charaktermodellen nicht gerade eine optische Höchstnote einfährt. Auch die Bewegungsabläufe sehen zum Teil unnatürlich aus und erwecken – anders als die schicke Umgebungsausleuchtung – einen eher zwiespältigen Eindruck. Doch auch das Gehör des Spielers wird mit der dürftigen Tonabmischung merklich strapaziert: Mal ohrenbetäubend laut, dann wieder viel zu leise – der Lautstärkeregler ist öfter im Einsatz, als es dem Spieler lieb ist. Zuletzt fällt auf technischer Seite die Synchronisation auf, die weder auf Englisch noch auf Deutsch wirklich gelungen ist. Im Vergleich zu den völlig emotionslosen englischen Sprechern schlagen sich die deutschen Kollegen sogar noch wacker, das Wörtchen "lippensynchron" darf aber schnell wieder vergessen werden, wenn "Blades of Time" im Laufwerk liegt.

Schwerter schwingen
[PIC]Auch vor der Story, in die man ohne Vorerklärungen hineingeworfen wird, macht die anfängliche Enttäuschung nicht halt. Der abrupte Einstieg wäre ja an sich nicht schlimm, wenn denn später weitere Einzelheiten folgen würden – aber weit gefehlt. Das Konstrukt ist so dünn und wirr erzählt, dass man die meiste Zeit nicht wirklich mitbekommt, warum man eigentlich durch die Landschaft stapft und Bösewichte vertrimmt. Aber ganz ehrlich: Das macht auch nix. "Blades of Time" ist unmissverständlich als schnelles Actionspiel konzipiert, bei dem die Handlung ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen setzt Gajin Entertainment auf flotte Kämpfe, die sich weitgehend flüssig spielen und gut von der Hand gehen. Die wuchtigen Magie-Angriffe machen Laune, das Schwertgeschnetzel sowieso – einzig die Steuerung der Fernwaffen gestaltet sich unnötig kompliziert: Dass man die Wumme unbedingt per Druck auf R3 (rechten Analogstick herunterdrücken) ziehen muss und dann aber mit L2 (linke Schultertaste) Feinde anvisiert, ist weder intuitiv noch nachvollziehbar. So werden die Kämpfe gegen Feinde am Boden und in der Luft gelegentlich hektisch und besonders zu Anfang auch etwas frustrierend.

Zeitspiel!
[PIC]Die Singleplayer-Komponente des Spiels schlägt sich also für ein Budget-Spiel durchaus beachtlich. Wenn man sich an die Eigenheiten der Steuerung gewöhnt hat, macht die Action ordentlich Spaß. Kleinere Schwächen in puncto Grafik oder Leveldesign sind durch die schnell inszenierten, fordernden Kämpfe schnell vergessen. Besonders erwähnenswert ist das interessante "Time Rewind"-Feature. Die Rückspulfunktion erweitert das doch sehr konventionelle Spielprinzip um eine neue Komponente, die wirklich gut funktioniert und auch spielrelevant eingebunden ist: Manche Rätsel lassen sich ohne den Einsatz des Features gar nicht lösen, und einige Gegner sind so gepanzert, dass zwei Ayumis draufhauen müssen, um sie kleinzukriegen.

Besser allein als schlecht begleitet
[PIC]Kaum hervorzuheben ist dagegen der Multiplayer-Modus, der eigentlich gar keinen eigenen Absatz verdient hat – schließlich ist er bestenfalls eine mehr oder weniger unterhaltsame Beigabe, die man sich jedoch auch hätte sparen können. Die wenigen Maps – gerade einmal drei Stück liefert Gajin mit – und das simple Spielprinzip werden viel zu schnell langweilig, sodass das Online-Vergnügen sich stark in Grenzen hält. Hinzu kommen nervige Lags und das Fehlen der lieb gewonnenen "Time Rewind"-Funktion, was den Spaß weiter schmälert.

Fazit
[PIC]In vielen Bereichen zeigt sich, dass Gajin Entertainment sich mit dem zweiten Ayumi-Abenteuer in die richtige Richtung bewegt. Dennoch bleibt das Game zu oft hinter seinen Möglichkeiten zurück – schade, denn manche Ansätze sind richtig gut und scheitern nur an der bisweilen unausgegorenen Umsetzung. Die Genre-Konkurrenz ist groß, sodass es genug deutlich bessere Alternativen auf dem Markt gibt. Wer die Klassiker schon durch hat, darf sich jedoch zum günstigen Preis bedienen und die schöne Ayumi durch ein über weite Strecken spannendes Abenteuer jagen.

Marc Zeller

Probe



Konsolenspiel | Erschienen: 15. März 2012 | FSK: 16 | PS3 | Preis: 27,90 Euro | für 1 - 2 Spieler | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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