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 Vinland

Die Entdeckungsfahrten der Wikinger von Island nach Grönland und Amerika. Erik der Rote, Bjarni Herjulfsson, Leif Eriksson und Thorfinn Karlsefni


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Es ist eine der bekannten historischen Tatsachen, dass Kolumbus eine Westroute nach Indien finden wollte, dabei auf Amerika stieß und seinen Irrtum nicht einmal erkannte. Dabei hätte er durchaus auch auf die Idee kommen können, dass es noch eine Landmasse zwischen Europa und Ostasien gibt. Im mittelalterlichen Europa war die Vorstellung von einem großen Land im westlichen Meer durchaus verbreitet, oft ging sie einher mit paradiesischen Vorstellungen. Eine dieser Vorstellungen war das "Vinland" der Wikinger und Nordeuropäer. Dabei handelte es sich um ein Land hinter Grönland, in welchem dichte Weinreben mit großen Früchten wachsen sollten.

Ende des 10. Jahrhundert unternahmen mehrere Wikinger Fahrten dorthin und entdeckten dabei Neufundland und Teile Nordostamerikas. Archäologische Funde und literarische Quellen, die Gröndländersaga und die Saga von Erik dem Roten gehören zu den wenigen Überlieferungen, die wir von diesen Ereignissen besitzen. Jörg-Peter Findeisen hat den Forschungsstand in seinem Buch "Vinland" auf 220 Seiten zusammengefasst.
In zehn Abschnitte geht der Autor dabei auf verschiedene Fragestellungen ein. Er berichtet von den Fahrten Erik des Roten, Bjarni Herjulfssons, Leif Erikssons und Thorfinn Karlsefnis. Dabei stellt er vor allem die Berichte der Sagen und die archäologischen Funde einander gegenüber. Detailliert geht er dabei auf viele verschiedene Lebensszenen der überlieferten Protagonisten ein.

Weitere Kapitel drehen sich um die Frage, welcher Ort mit dem paradiesischen Vinland identisch ist. Außerdem werden auch die Entdeckungsfahrten der Dänen, Portugiesen, Spanier und Engländer der frühen Neuzeit behandelt und zu guter Letzt auch über Kolumbus Rolle spekuliert.
In dem Buch finden sich zahlreiche alte Karten, die die geographischen Vorstellungen ihrer Zeit wiedergeben. Im Anhang finden sich eine Chronologie, die aufgrund der Quellenlage nur eine Annäherung sein kann, ein Quellen- und ein Literaturverzeichnis, sowie ein Orts- und ein Personenregister.

Jörg-Peter Findeisens "Vinland" behandelt ein spannendes Thema. Die Wikinger entdeckten und besiedelten Länder und Inseln zwischen Skandinavien und Neufundland bereits im 10. Jahrhundert. Sie überwanden regelmäßig Strecken, die die europäischen Seemächte erst am Ende des Mittelalters schafften. Ihre Leistung gehört daher auch historisch gewürdigt.
Allerdings schafft es Findeisen leider über weite Strecken des Buches nicht, das Thema genauso spannend zu vermitteln. Insbesondere die Abschnitte, die sich fast ausschließlich auf die Grönländer- und Erik-der-Rote-Sagen beziehen, sind kaum lesbar für einen interessierten Laien. Sie erzählen keine durchgehende Geschichte, sondern reihen Spekulation an Spekulation. Die äußerst schlechte Quellenlage lässt für die Forschung kaum Alternativen zu. Wie immer in solchen Fällen muss Spekulation die Lücken schließen, wenn man zu einem einigermaßen überschaubaren Bild gelangen möchte. Findeisen begnügt sich aber oft damit, zu allen möglichen Aspekten die verschiedenen Spekulationen, die es in der Forschungsgeschichte gab, aufzuzählen. Er enthält sich dabei häufig einer Entscheidung für diese oder jene Theorie, sondern geht einfach über zur nächsten ungelösten Frage. So entsteht keine runde Geschichte, der Leser bleibt im Grunde genauso schlau wie zuvor. Ein roter Faden mit Lücken hätte das Buch deutlich lesbarer gemacht.

Es gibt aber auch einige Kapitel, die gelungen sind, beispielsweise das zur Knarre, dem wikingischen "Hochseeschiff", oder das zu den späteren Entdeckungsfahrten in der frühen Neuzeit. Es sind die Kapitel, in denen der Autor sich auch auf andere Quellen und archäologische Funde stützen konnte. Diese sind mit Gewinn zu lesen.

Insgesamt ist das Buch nur denjenigen zu empfehlen, die sich vertieft mit dem Thema beschäftigen wollen. Denn für sie werden der Forschungs- und der Spekulationsstand erfolgreich zusammengefasst. Alle anderen dürften zwar auch viele Kapitel interessant finden, aber für 19,90 Euro dürfte sich der Kauf kaum rechnen.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: "http://www.verlag-ludwig.de/product_info.php?pName=vinland-die-entdeckungsfahrten-der-wikinger-von-island-nach-groenland-und-amerika-p-564&cName=geschichte-c-2192]Vinland"

Andreas Schmidt



Taschenbuch, | Erschienen: 6. Oktober 2011 | ISBN: 978-3869350554 | Preis: 19,90 Euro | 220 Seiten | Sprache: Deutsch

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