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Der Krieg ist vorbei. Im März 1802 schließen Napoleon und das Britische Empire endlich Frieden. Doch was bei den einfachen Soldaten des Heeres und Seeleuten der Kriegsmarine zu grenzenlosem Jubel Anlass gibt, verdrießt die Herren Offiziere. Diese sind nun buchstäblich arbeitslos. Zumindest einige haben aber während des Krieges einige Summen an Beutegeld zusammengerafft und können nun auf einen beschaulichen Lebensabend blicken.
Auch Jack Aubrey ist einer dieser Glücklichen. Er mietet sich einen kleinen Landsitz und genießt sein Leben mit Fuchsjagden. Endlich hat er auch Zeit, sich etwas um die ledigen Frauen in der Nachbarschaft zu kümmern. Wobei hier die Damen der Familie Williams immer ein offenes Ohr und Haus für den Kapitänleutnant haben. Doch das Glück neigt sich schnell dem Ende entgegen: Weil sein Prisenagent sich mit dem gesamten Vermögen aus dem Staub gemacht hat, steht Jack nun vor einem riesigen Berg Schulden. Mit der Hilfe seines Freundes Stephen Maturin gelingt ihm die Flucht vor den Schuldeneintreibern ausgerechnet nach Frankreich. Doch damit gerät er vom Regen in die Traufe. Napoleon erklärt wieder den Krieg gegen England und lässt alle Engländer gefangen nehmen. So rückt Jacks Wunsch nach einem eigenen Kriegsschiff wieder in weite Ferne. Lucky Jack – wie ihn andere Kapitäne nennen – scheint gänzlich vom Glück verlassen zu sein.
Auch die Hörbuchversion des zweiten Romans der Aubrey-Maturin-Serie aus der Feder Patrick O'Brians ist wieder ein nautisches Schmuckstück. Johannes Steck versteht es perfekt, die einzelnen Charaktere noch mehr zur Geltung zu bringen, was dem Ganzen einen Hauch von Hörspiel verleiht, auch wenn keinerlei Geräusche zu hören sind. Aber wieder einmal muss der Hörer sich auf einen Schwall seemännischer Fachausdrücke gefasst machen. Einige davon werden in der beigelegten Broschüre erklärt; ebenso finden sich dort die Übersetzungen der französischen Dialoge, die aber nur einen verschwindend geringen Anteil ausmachen.
Zunächst gibt es einige langatmigere Szenen zu überwinden. Da der Krieg beendet ist, beginnt auch die Geschichte zunächst beschaulich. Ausführlich werden die gesellschaftlichen Gegebenheiten und Beziehungen im britischen Empire zur Zeit Napoleons geschildert. Da die Reise auch durch Frankreich und Spanien geht, werden auch diese Gebiete eingehend betrachtet. Hier kommen auch viele damals alltäglichen Dinge zur Sprache, wenn der Hörer zum Beispiel an einem Streitgespräch über die Echtheit der Gedichte von Ossian teilhaben darf. Doch wird das Intrigenspiel auch im Krieg weiter gepflegt, wie auch zu erleben ist.
Den eigentlichen Reiz entfaltet die Geschichte aber wieder, als es hinaus aufs Meer geht. Die philosophischen Streitgespräche werden allerdings auch auf den Schiffsplanken fortgesetzt. Darüber hinaus erhält der Hörer viele Einblicke in das Alltagsleben im frühen 19. Jahrhundert. So wird Stephens Drogenkonsum immer offensichtlicher, auch wenn dessen dramatische Folgewirkungen eher angedeutet sind. Ohne Andeutungen, dafür in aller Detailkraft beschrieben werden dann die Gefechte der Kriegsschiffe. Auch wenn der Hörer in einer wahren Flut maritimer Fachausdrücke zu ertrinken scheint, können doch im Laufe der Zeit immer mehr davon verstanden werden. Die einzelnen Manöver sind dann auch so plastisch beschrieben, dass ein unwissender Laie sich durchaus auch vieles richtig zusammenreimen kann. Und wenn Jack in einer Nacht- und Nebelaktion mit seiner Mannschaft eine Korvette mitten in einem stark bewachten französischen Hafen entert, verblassen dann sogar die Piraten der Karibik, die wohl kein besseres Husarenstück oder gar spannenderes Gefecht liefern könnten.
Die MP3-Dateien ergeben über 19 Stunden Hörgenuss. Allerdings sollte ein aktuelles Gerät für die Wiedergabe gewählt werden. Ein älteres Abspielgerät interpretierte einige Dateien nicht korrekt, wodurch einige Minuten verloren gehen. Dies ist aber kein Problem der MP3-Dateien, denn mit drei neueren Geräten wurden diese ausnahmslos korrekt wiedergegeben.
Fazit: Leinen los! Und auf zu neuen Ufern!
Eine Hörprobe findet man
auf den Seiten des Verlages.