Andere Menschen manipulieren, um selbst einen Vorteil zu erlangen: Das hat wohl jeder Mensch schon durchgeführt, insbesondere im Berufsleben. Je höher man aufsteigt, desto feiner und möglichst wenig nachweisbar müssen die Manipulationstechniken sein, damit Widersacher aus dem Weg geräumt, Kollegen zu willfährigen Werkzeugen gemacht und Untergebene zu Höchstleistungen getrieben werden können.
So zumindest präsentiert sich die Ausgangssituation für die primäre Zielgruppe dieses Buchs, Menschen also, die lernen möchten, ihre eigenen Interessen nachdrücklich durchzusetzen - ohne negativ dabei aufzufallen, und, wo notwendig, ohne Rücksicht auf Verluste.
Dafür stehen dreißig verschiedene Manipulationstechniken zur Verfügung, von denen beim näheren Hinsehen die meisten unangenehm vertraut anmuten, denn erfahrene Mobber und berechnende Schmeichler setzen sie im Alltag gern ein, wenn auch nicht nach dem von Gloria Beck entworfenen System. Doch das lässt sich nun ändern, und nur die Perfektion der Methode und gründliches Üben versprechen laut der Autorin wirklich nachhaltigen Erfolg.
Jede der dreißig Techniken wird zunächst kurz umrissen, wobei zuerst die Ziele der Manipulation aufgezeigt werden (zum Beispiel: jemanden dazu bringen, gegen seine Interessen zu handeln; jemanden täuschen; jemandem schaden) sowie der Weg, diese Ziele zu erreichen, eventuell notwendige besondere Voraussetzungen und ein Überblick über die Funktionsweise der Technik. Anschließend wird Hintergrundwissen angeboten, wobei es um das wesentliche Element beziehungsweise Agens der Methode geht. Dann erfolgt eine detaillierte Gebrauchsanweisung: Auswahl der geeigneten Zielperson ("Opfer"), ein vorbereitender Schritt, schließlich der entscheidende Schritt, der zum Ziel führt, und zum Schluss eine Wirkungskontrolle.
Für jede Methode gibt es zudem etliche Beispiele, von denen allerdings viele ein bisschen flach und billig geraten sind.
Am Ende des Kapitels über die jeweilige Technik wird diese in eine Skala der ethischen Bedenklichkeit eingeordnet (über die subjektiv vorgenommene Gewichtung kann man natürlich streiten), und die Autorin weist darauf hin, welche Verhaltensweisen man überdenken muss, um Erfolg zu haben (Beispiele: Arglosigkeit ausnutzen, lügen, Vertrauen missbrauchen, Freude am Leid anderer). Wer mit diesen Verhaltensweisen nicht klar kommt, so der Tenor des Buchs, hat kaum Aufstiegschancen, denn Fachkompetenz allein bringt einen kaum weiter, solange die Kollegen mit eben jenen Tricks arbeiten, die im Buch vorgestellt werden. Folglich werden die Schädigung anderer und die damit verbundenen "ethisch bedenklichen" positiven Gefühle einschließlich der Gleichgültigkeit oder besser noch Schadenfreude gegenüber dem Leid anderer als berechtigt, ja, wünschenswert hingestellt. Darauf muss sich der Leser einlassen können - sonst kommt er mit der Lektüre nicht weit.
Die einzelnen Kapitel sind klar und logisch aufgebaut, und die meisten Techniken dürften in der Praxis auch einigermaßen funktionieren, denn Menschen sind tatsächlich leicht manipulierbar. Gefragt sind die Methoden durchaus, denn das Buch entstand laut Gloria Beck als Reaktion auf den vielfach geäußerten Wunsch nach "bösen" rhetorischen Tricks während Managerseminaren.
Ob sich die menschenverachtenden, das Betriebsklima vergiftenden Methoden mit moderner Unternehmenskultur vereinbaren lassen, und ob man sich ein solches Umfeld schaffen will ("Vertrauen Sie niemandem!"), muss der Leser dieser Rezension selbst entscheiden; ebenso, ob es sich wirklich auszahlt, den größten Teil seiner Energie statt für die eigentliche Arbeit zur Manipulation der Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeiter einzusetzen.
Es lohnt sich durchaus, das Buch zu lesen, auch wenn man selbst keine Lust hat, seine Kollegen und sonstigen Mitmenschen nach Strich und Faden auszunutzen, zu erniedrigen und zu quälen (und ein gewaltiges Eigentor zu schießen, wenn man auffliegt), und hier kommt die sekundäre Zielgruppe ins Spiel: Die dreißig Tricks sind zum Teil subtil und raffiniert, und wer sie kennt, wird nicht so leicht zum Opfer!