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 Der größte Raubzug der Geschichte

Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden


Cover
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Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Wir erleben zurzeit die in ihren Dimensionen größte ökonomische Krise der Menschheitsgeschichte. Die Werte, die inzwischen weltweit vernichtet sind, lassen sich kaum noch beziffern, zumindest nicht auf eine Art, dass sie den meisten Menschen noch irgendwie vorstellbar erscheinen. In einer solchen Situation gibt es ein großes Bedürfnis nach Erklärungen und Antworten. Dementsprechend ist der Buchmarkt mittlerweile auch überschwemmt von Titeln zur Finanz- und zur sogenannten Schuldenkrise. Matthias Weiks und Marc Friedrichs Buch "Der größte Raubzug der Geschichte - Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden" ist einer dieser Titel.

Auf 380 Seiten versprechen die Autoren einen Überblick und eine Erklärung für die Krise. In den 43 Kapiteln gehen sie größtenteils chronologisch vor. Nach kurzen Vorbemerkungen zur Frage, was Geld sei, beginnen sie ihre Geschichte. Dabei fangen sie nicht mit dem Platzen der Immobilienblase an, sondern bereits in den 1990er-Jahren. Falsche Weichenstellungen, Deregulierungen, frühere Krisenerscheinungen geben bereits eine Ahnung von den großen Gefahren. Nach und nach werden alle Stationen der letzten Jahren abgearbeitet, von Lehmann-Pleite und Hypo-Real-Estate bis hin zu Griechenland und Eurokrise. Die letzten Kapitel beschäftigen sich mit dem Heute und der wahrscheinlichen Zukunft des Systems, das aus Sicht der Autoren noch kein bisschen verbessert wurde.

Die kurzen Kapitel sind meistens gleich aufgebaut. Die knappe Ereignisgeschichte wird mit kurzen Erläuterungen vorgestellt. Häufig werden Abschnitte mit Zitaten bekannter Politiker oder Ökonomen begonnen. Einige Karikaturen illustrieren die Urteile der Autoren.

Im Anhang findet sich ein Quellenverzeichnis sowie der Fußnotenapparat.

Matthias Weiks und Marc Friedrichs Buch "Der größte Raubzug der Geschichte - Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden" wird seinem reißerischen Titel sehr gerecht. Der Inhalt ist genau das, was die Verpackung verspricht. Der Titel und der Mann mit der MG auf dem Cover sind nicht nur vom Verlag gewählte Hingucker, um die Verkaufszahlen zu steigern, sondern fassen das Programm des ganzen Textes gut zusammen.

Es ist kaum überraschend, dass eine Krise wie diese Begleiterscheinungen wie dieses Buch zur Folge hat. Die Ohnmacht und Wut zu vieler Menschen ist zu groß. Die Empörung der Leute kommerziell auszunutzen verlockt zu sehr. Das Konzept ist einfach: Zwei Autoren lesen sich ein wenig in die Problematik der Finanzkrise ein, fassen sie in möglichst kurzen Textabschnitten zusammen und garnieren den Text mit möglichst viel Polemik. Banker werden immer wieder Verbrecher genannt. Auf fast jeder Seite tauchen rhetorische Fragen auf wie "Wären Sie so verrückt?" oder "Ist das zu glauben?" Das Ganze wird dann auch noch alle paar Seiten mit Karikaturen und zweckmäßigen Zitaten aufgelockert, die zum Erkenntnisgewinn wenig beitragen.

Wenn es den Autoren wenigstens gelingen würde, neue Erkenntnisse zu transportieren. Inhaltlich erschöpft sich das Buch aber in der plumpen Nacherzählung der letzten Jahre. In dem Buch steht nichts, was nicht auch in den Zeitungen stand. Weik und Friedrich haben nichts weiter getan, als öffentlich Bekanntes zusammenzufassen und ihre Polemiken dann alle paar Sätze irgendwie einzubauen. Das Buch bietet also keine Einsichten oder Erkenntnisse, sondern es appelliert nur an die Emotionen. Wut auf die da oben soll geschürt werden. Das wäre ja noch verzeihlich, wenn die Autoren ein politisches Programm hätten, wenn sie ein Pamphlet geschrieben hätten, damit sich die Massen gegen die Ungerechtigkeiten und die Absurdität dieses Systems endlich erheben.

Aber der Zweck der Autoren ist sehr viel profaner und wird auf den letzten Seiten auch ziemlich unumwunden offengelegt: Profit! Im Fazit empfehlen sie erstmal, ihr Buch weiter zu verschenken, wenn der Leser will, dass sich etwas verändert. Darüber hinaus solle der Leser aber auch darauf achten, dass seine persönlichen Ersparnisse nicht von einer Bank verzockt werden. Dafür bieten die beiden auch gleich die richtige Adresse an: sich selbst. Die beiden haben die "Friedrich & Weik Vermögenssicherung" gegründet, eine Finanzberatung, natürlich seriöser als jede Bank.

So entpuppt sich das ganze Buch letztlich als überdimensionierte und zynische Werbeannonce, die mit dem Unverständnis, der Ohnmacht und der Wut der Menschen, die Angst um ihre Ersparnisse und Lebensleistung haben, einfach nur den Umsatz eines unbedeutenden Beratungsunternehmens steigern soll. Ein wirkliches Sachbuch ist das nicht. Wer der Krise verstehen will, sollte sich nach seriösen Büchern umschauen!

Andreas Schmidt



Taschenbuch | Erschienen: 30. Mai 2012 | ISBN: 9783828829497 | Preis: 19,90 Euro | 381 Seiten | Sprache: Deutsch

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