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 Sweet Tooth, Band 2: Gefangen

Serie: Sweet Tooth, Band 2
Autoren: Jeff Lemire
Illustratoren: Jeff Lemire, José Villarrubia
Übersetzer: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Im ersten Teil von "Sweet Tooth" brachte der rätselhafte und sehr schlagkräftige Jepperd den kleinen Hybrid-Jungen namens Gus ins vermeintliche Reservat für Tierkinder – das sich jedoch als Militärcamp entpuppte, in dem die Ärzte schreckliche Experimente an den Hybriden vornehmen. Jepperd erhielt für diesen Verrat einen Seesack, dessen Inhalt zunächst unbekannt war. Nun, im zweiten Teil von "Sweet Tooth", verfolgt der Leser zum einen Gus' Leidensweg im Camp. Das Militär will um jeden Preis herausfinden, warum die Tierkinder so sind, wie sie sind, und vor allem, warum sie nicht an der Seuche erkranken, die Milliarden von Menschen dahingerafft hat. Der größere Teil der Handlung ist jedoch Jepperd gewidmet. Der Leser erfährt nicht nur, was in dem Seesack ist und warum der Mann den neunjährigen Gus ausgeliefert hat, sondern auch einiges aus der Vergangenheit von Jepperd und seiner Frau Louise.

Schon Teil 1 von "Sweet Tooth" entführte den atemlosen Leser in eine postapokalyptische Welt, in der es scheinbar nichts Gutes mehr gibt, mit Ausnahme der Tierkinder. Auch Gus ist eine solche Mischung aus Mensch und Tier: Er trägt ein Hirschgeweih. Teil 2, "Gefangen", führt die Handlung nahtlos fort, ist jedoch noch bedrückender, noch drastischer und spannender. Die Ärzte in dem Militärcamp versuchen, Gus mittels Hypnose das Geheimnis seiner Herkunft zu entlocken. Es scheint ganz so, als hätte Gus' toter Vater Recht gehabt: Die Welt ist schlecht und die Menschen darin sind noch schlechter. Nicht nur die Story ist hier extrem packend, auch die Zeichnungen überzeugen auf ganzer Linie – für beides zeichnet das bereits mehrfach mit wichtigen Comicpreisen ausgezeichnete Multitalent Jeff Lemire verantwortlich.
Die Szenen, die Lemire zeigt, sind teils surrealistisch, teils brutal; oft wählt der Autor ungewöhnliche Blickwinkel und bedient sich mehrerer Zeitebenen mit gut gemachten Übergängen, vor allem in dem Teil der Storyline, die einen eingehenden Blick auf Jepperds Vergangenheit wirft. Dass Jepperd nicht bloß ein geldgeiler Verräter sein kann, sondern dass mehr in ihm stecken muss, war schon im ersten Teil klar geworden. Teil 2 enthüllt nun mit anrührenden, dramatischen Ereignissen, was Jepperd antreibt und warum er Gus ins Camp brachte. Lemires Zeichenstil ist dabei manchmal ziemlich detailarm, wirkt hin und wieder etwas skizzenhaft, was aber kein Minus darstellt. Im Gegenteil, gerade dass die Panels nicht wie geleckt wirken, macht sie sehr ausdrucksstark und lebendig.

Insgesamt ist "Gefangen" eine wirklich großartige Fortsetzung der Serie, die Teil 1, was Dramatik, Atmosphäre und Emotionen angeht, noch übertrifft. Atemlos verfolgt man Gus' und Jepperds Leidenswege – die beiden begegnen sich in diesem zweiten Teil der Erzählung gar nicht, es wird jedoch immer offensichtlicher, dass ihre Geschichten eng miteinander verbunden sind. Auf welche Weise, das wird wohl Teil 3 deutlicher zeigen. Bis dahin heißt es leider: warten! Und das sehr ungeduldig, denn "Sweet Tooth" ist ein wirklich grandioses Comic, das völlig zu Recht für den Eisner und den Harvey Award nominiert ist. Diese Graphic Novel sollte man sich nicht entgehen lassen – aber definitiv mit Band 1 ("Aus dem tiefen Wald") beginnen.

Eine Leseprobe gibt es auf der Website von Panini Comics: "Sweet Tooth 2: Gefangen"

Christina Liebeck



Softcover | Erschienen: 17. September 2012 | ISBN: 978-3862014002 | Originaltitel: Sweet Tooth 2: In Captivity | Preis: 16,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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