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 Altamura Chroniken: Der Weg nach Altamura

Altamura Chroniken I


Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Humor
Spannung


Magister Wasmodus von dem Knesebeck ist zusammen mit seinem Vetter, Ritter Werner von Langenapel, auf der Reise durch ein unruhiges Italien. Kein Papst sitzt auf dem Thron der Christenheit, Gerüchte sprechen von Glaubensbrüdern, welche der Ankunft eines Kaisers der Endzeit entgegensehen. Seltsame Ereignisse brauen sich offenbar zusammen, wie von dem Knesebeck feststellen muss, als eine Botin namens Oda ihm ihre Aufwartung macht. Die mysteriöse Frau bringt Kunde von Kardinalbischof Gerhard von Parma, einem Freund und Vertrauten des Magisters. Den Worten der Botin nach soll von dem Knesebeck zunächst gen Mantua aufbrechen; ein Ehrengeleit durch den Grafen Galvano von Sulmona, der von dem Kardinalbischof geschickt wird, und sein Gefolge soll eine sichere Reise garantieren.
Gemeinsam mit einem weiteren guten Freund des Magisters, dem Juden Shlomo Rosenzweig, reiten von dem Knesebeck und der Ritter dem Grafen entgegen; die Botin geleitet sie bis zu dessen Lager hin, entschwindet dann jedoch, um weiteren wichtigen Geschäften nachzugehen. Von dem Knesebeck kommt schon bald mit weiteren rätselhaften Geschehnissen in Berührung. Eines Nachts wird ein junger Mann von Wachen des Lagers aufgegriffen und als vermeintlicher Spion dementsprechend gefoltert und gedemütigt. Als der Magister und sein Vetter am folgenden Morgen hinzustoßen, müssen sie entsetzt feststellen, dass es sich bei dem Jungen um ihren Verwandten Adrian von Bodenteich handelt, der eigentlich in der Heimat Deutschland weilen sollte. So zugerichtet Adrian ist, kann er den besorgten Verwandten nicht mitteilen, welche Geschäfte ihn nach Italien führen.
Schließlich erreicht man das vorläufige Ziel Mantua und wird von dem dortigen Stadtherrn Bonacolsi in dessen Anwesen aufgenommen. Da verschwindet der noch immer sehr geschwächte Adrian in einer Nacht so plötzlich, wie er aufgetaucht ist, wieder, ohne den Grund seiner Reise verraten zu haben. Ebenso verschwunden ist der Gaukler El Diablo, der im Gefolge des Grafen gereist ist und diesen stets unterhalten hat; Fragen über Fragen stellen sich dem Magister und seinen Gefährten: Wird es einen neuen Papst geben, und wenn ja, wer wird der künftige Stellvertreter Gottes auf Erden? Beruhigen sich die Völker des aufgebrachten Italiens? Welchen Auftrag hatte der junge Adrian, dass er ihn mit seinen Verwandten nicht besprechen konnte? Und wohin ist der junge Mann gereist?
Derweil kennen Adrian und El Diablo, der dem jungen Mann die Flucht ermöglicht hat, nur einen Weg: den nach Altamura. Was sie dort erwartet, wissen die beiden allerdings selbst noch nicht so genau ...


Mit kunstvoll verschlungenen Sätzen und altertümlichem Stil entführt Rother seinen Leser in eine historische Welt. Anspruchsvoll und ansprechend gestaltet er das Erzählte und hält das hohe Niveau der Sprache bis zum Ende. Das mag manches Mal ermüdend sein, vor allem wenn das Tempo der Handlung gesteigert und damit die Spannung erhöht, der Stil jedoch strikt beibehalten wird; allerdings beweist Rother damit auch durchaus eine interessante Konsequenz, und ironischerweise steigert diese stoische Ruhe im Erzählen die Neugier, wie es denn nun weitergehen mag.
Beginnt die Geschichte mit einem Handlungsstrang, so teilt sich dieser bald in zwei und später gar in mehrere Stränge, die parallel verlaufen und das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven kommentieren. Vor allem der Höhepunkt am Ende des Buches erfährt so eine Spannungssteigerung; kurz bevor Rother die für den Leser herbeigesehnten Informationen preisgibt, wechselt er die Perspektive und beschreibt das Geschehen aus der Sicht einer anderen Person. Damit lässt er sich viel Zeit und sorgt für eine durchgängige Spannung, ergeht sich dabei aber leider ab und zu in Nebensächlichkeiten, die den Fluss der Geschehnisse hemmen.

Als rundum gelungen muss die Einflechtung fantastischer Elemente in den Roman bezeichnet werden. Beginnt die Geschichte realistisch und auf historischen Fakten basierend, werden im Verlauf der Handlung immer wieder fantastische Begebenheiten eingebettet, zunächst Kleinigkeiten, die dem Buch etwas Mystisches verleihen, später dann wechselt Rother unmerklich das Terrain und erzählt eine Fantasy-Geschichte mit historischen Elementen. Dieser Übergang ist geschickt vollzogen und wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder unglaubwürdig.
Obwohl die Handlung mit fortgeschrittener Seitenzahl immer mehr Charaktere bereithält, die alle einen bestimmten Sinn und Zweck erfüllen und demnach eine gewisse Aufmerksamkeit bekommen, fühlt man sich nicht überfordert von der Vielzahl an Personen und deren Handlungen. Allerdings bleiben die Gefühle auf der Strecke; zwar geht der Autor durchaus auf das Innenleben seiner Charaktere ein, doch bleiben die Figuren dem Leser gegenüber distanziert, eine richtige Sympathie will sich nicht aufbauen.
Hin und wieder stellt sich das Gefühl ein, als fehlten Informationen zu den Ereignissen vor Einsetzen der Handlung des vorliegenden Romans. Diese scheinen zwar nicht zwingend notwendig für das Verstehen der Handlung, würden aber vermutlich ihren Teil zur Atmosphäre beitragen. Trotzdem: Auch ohne "Der Adler der Frühe", Rothers Debütroman, in dem Wasmod von dem Knesebeck der Protagonist ist, gelesen zu haben, kann man der Handlung von "Der Weg nach Altamura" folgen. Statt Frustration über die spärlichen Hintergrundinformationen über das bereits Geschehene stellt sich eher Interesse ein, die - wenn man so will - Vorgeschichte kennen zu lernen. Ebenso gespannt erwartet man nun die Fortsetzung der Chroniken.

Hervorzuheben sei schließlich noch die Aufmachung des Romans. Eine hochwertige Klappenbroschur mit abgesetzter Schrift, eine aufklappbare Karte von Norditalien, ein Personenregister zu Anfang des Buches sowie ein Glossar am Ende, das Informationen zu den im Roman genannten Personen, Orten und Sachbegriffen liefert, heben Rothers Auftakt der "Altamura Chroniken" von vergleichbaren Werken ab.

Tina Klinkner



Softcover | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 3938922028 | Preis: 14,90 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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