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 Shan ermittelt, Band 7: Der tibetische Agent

Serie: Shan ermittelt, Band 7
Autoren: Eliot Pattison
Übersetzer: Thomas Haufschild
Verlag: Rütten & Loening

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nachdem Shan Tao Yun einen hochrangigen chinesischen Befehlshaber vor einer falschen Mordanklage gerettet hat (nachzulesen in "Der tibetische Verräter"), hat er ein paar kleine Vergünstigungen erhalten. Unter anderem arbeitet Shan nun als "Grabeninspekteur". Die wenig erfreuliche Tätigkeit lässt dem Chinesen im tibetischen Exil immerhin ausreichend Zeit, weiterhin mit seinem alten Freund Lokesh heimlich die Einheimischen zu unterstützen und ihnen bei der Rettung und Restaurierung von Tibets religiösen Artefakten und Tempelanlagen zu helfen, bevor sie den Chinesen in die Hände fallen können.
Vor allem der Lama Jamyang ist Shan in den letzten Wochen ans Herz gewachsen. Umso größer ist der Schock, als Jamyang vor Shans Augen eine Waffe zieht und sich in den Kopf schießt. Doch mit dieser Ungeheuerlichkeit beginnt der Albtraum erst. Als Shan sich in eine naheliegende Einsiedelei aufmacht, um die dort lebenden Nonnen um Hilfe zu bitten, entdeckt er drei grausam zugerichtete Leichen: eine tibetische Nonne und zwei ausländische Männer. Wie hängt all dies zusammen? Warum hat Jamyang sich so brutal das Leben genommen und was wusste er von dem Massaker auf dem Gelände der Einsiedelei? Ein äußerst brisanter Fall breitet sich vor Shans aus ...

Endlich ein neuer Fall für Inspektor Chan, einer der faszinierendsten Ermittler des Krimi-Genres: Einst war er ein hochrangiger Beamter im Dienste der chinesischen Sicherheitsbehörden, es folgten der tiefe Fall, die Inhaftierung und Folter in einem Arbeitslager und schließlich das Exil in Tibet. Aus all dem ging Chan als neuer Mensch hervor - nun kämpft er auf der Seite Tibets, obwohl er aufgrund seines Äußeren von vielen Tibetern misstrauisch beäugt wird. Eliot Pattisons viel beachtete Romanreihe ist nicht nur ungeheuer spannend und klug erzählt, sie entführt vor allem den westlichen Leser in eine gänzlich fremde Welt und öffnet ihm die Augen für Dinge, die man sonst kaum wahrnimmt.
Dabei stehen nicht nur die Faszination Tibets und der dort lebenden Menschen, ihrer Bräuche und ihres Alltags im Vordergrund, sondern vor allem die Ungerechtigkeiten und Gräueltaten der chinesischen Besatzer.
Wie immer lässt Pattison den Leser durch Chans Augen die unglaublichen Zustände entdecken, unter denen die Einwohner Tibets (wohl auch in der Realität) zu leiden haben. Diesmal macht Shan die irritierende Erfahrung - nachdem er sehr lange nur mit Tibetern am Rande der Gesellschaft, im Verborgenen gelebt hat -, dass Tibet von China zunehmend ausgehöhlt wird, indem massenhaft Chinesen nach Tibet umgesiedelt werden. So trifft Shan inmitten eines künstlich angelegten Dorfs auf chinesische kriminelle Gangmitglieder und chinesische Professoren.

Die Inspektor-Shan-Reihe ist keine leichte Lektüre – sie ist inhaltlich komplex und will langsam entdeckt werden. Die Konzentration auf die vielen religiösen Rituale, etwa auf die Gefühle und Handlungen von Shans Freund Lokesh, mögen beim ersten Lesen eher fremd und mühsam nachzuvollziehen anmuten, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Durch die intensiven Beschreibungen einer fremden und mutmaßlich dem Untergang geweihten Kultur schafft Pattison in "Der tibetische Agent" eine wahnsinnig dichte, packende Atmosphäre und fesselt bis zum Schluss.

Ein etwas anderer Krimi - spannend, komplex, philosophisch und politisch. Für Fans von Inspektor Shan ohnehin ein Muss!

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website: Der tibetische Agent

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 15. April 2013 | ISBN: 978-3352008542 | Originaltitel: Mandarin Gate | Preis: 19,99 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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