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 Pu der Bär

Geschichten über einen Bären von sehr geringem Verstand

Autoren: A. A. Milne
Sprecher: Harry Rowohlt
Verlag: Kein & Aber

Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Aus Erzählungen für seinen Sohn Christopher Robin heraus hat der englische Schriftsteller Alan Alexander Milne einen der bekanntesten Bären der Kinderbuchliteratur geschaffen: Winnie-the-Pooh, oder zu Deutsch Pu der Bär. Im März 2001 hat der Schweizer Verlag "Kein & Aber" einen Hörbuchschuber veröffentlicht, der alle Abenteuer aus "Pu der Bär" und "Pu baut ein Haus" auf sechs CDs vereint, übersetzt und vorgetragen von Harry Rowohlt. Bisher verkaufte sich "Pu der Bär" über 250.000 mal und wurde dafür mit dem "Goldenen Hörbuch" ausgezeichnet.

Pu der Bär - das heißt, eigentlich lautet sein richtiger Name Eduard Bär; oder auch Winnie-der-Pu; oft wird er aber auch einfach nur Pu genannt - lebt gemeinsam mit seinen Freunden im Hundertsechzig-Morgen-Wald, und wenn er nicht gerade summt oder brummt oder singt oder dichtet (oder alles zusammen), denkt Pu allzu gern an Honig; seine Vorräte an Honig sind nach dem Gedanken daran freilich meist um einige Töpfe geschrumpft. Pus Freunde, das sind Kaninchen, das für alles und jedes einen schlauen Plan austüfteln kann, Ferkel, das Pus allerbester Freund ist und gerne tapfer wäre, I-Ah, der immerzu schlechte Laune hat, sich aber eigentlich nicht beklagen will, Eule, die nur zu gern Rissssolutzzjohnen verkündet, Känga, die ständig in Sorge um Klein Ruh ist, Klein Ruh, die Känga ständig Sorge bereitet, Tieger, der in seiner ungestümen Art und Weise behauptet, fliegen und schwimmen zu können, und natürlich Christopher Robin, der stets ein wachsames Auge auf seine Schützlinge hat. Natürlich erleben Pu und seine Freunde im Hundertsechzig-Morgen-Wald viele aufregende und spannende Abenteuer. So versucht Pu als Wolke getarnt an einem Ballon hängend an seinen heiß geliebten Honig zu kommen, machen sich Pu und Ferkel auf die Jagd nach einem Wuschel - das beängstigenderweise auf einmal zwei, dann drei und schließlich sogar vier Wuschel zu sein scheinen -, verliert I-Ah seinen Schwanz und feiert betrübt seinen Geburtstag - natürlich hat wieder einmal niemand an ihn gedacht! -, versucht Kaninchen einmal, Känga zu vertreiben, und ein andermal, den ungestümen Tieger zu bändigen, ruft Christopher Robin zu einer Expedition zum Nordpohl auf, gelingt es Pu, Ferkel durch Honigtopfpaddeln und Regenschirmsegeln aus einer Notlage zu befreien und und und ... - Kurz gesagt: Im Hundertsechzig-Morgen-Wald herrscht nur selten Langeweile ...

Zu Recht zählt "Pu der Bär" heute zu den Klassikern der Kinderbuchliteratur, denn mit seinen Erzählungen um Christopher Robin und die Tiere des Hundersechzig-Morgen-Waldes erdachte sich A. A. Milne unterhaltsame, kindgerechte, aber dennoch spannende und nicht zuletzt äußerst humorvolle und amüsante Geschichten, die nicht nur Kinder, sondern auch noch Erwachsene durch ihre Schlichtheit, die gleichzeitig jedoch mit einer fesselnden Tiefgründigkeit verbunden ist, in ihren Bann ziehen. Und obwohl "Pu baut ein Haus", der zweite Band um den nicht sonderlich klugen Bären, den Gehalt des Humors betreffend einem Vergleich mit dem Vorgängerband nicht standhalten kann, wissen die Erzählungen ihren Leser zu verzaubern - und in vorliegendem Fall auch ihren Hörer.

Harry Rowohlt, wegen seines Erscheinungsbildes und seiner brummigen Stimme von vielen Fans und Kritikern selbst schon als Pu-Bär bezeichnet, entdeckte seine Liebe zu Büchern durch eben dieses Werk A. A. Milnes, das es ihm bereits in seiner Kindheit sehr angetan hat. "Wenn es so richtig schön wird, muss ich ja leider immer weinen [...]", schreibt er in "Who is Pooh? Auf Bärenfang in Sussex". "Aber das - man kann mich, wenn man will, für die Nummer buchen - klappt nur bei Pu. Pu der Bär war mein erstes Buch; seitdem mag ich Bücher und Bären [...]" Als bekannter und viel gelobter Übersetzer war es da nur eine Frage der Zeit, bis Harry Rowohlt sein persönliches Lieblingsbuch selbst ins Deutsche übersetzte und es, da auch seine Qualitäten als Sprecher zu begeistern wissen, als Hörbuch einlas. Und auch heute noch scheint "Pu der Bär" für Harry Rowohlt nicht an Faszination verloren zu haben, denn seinem "Nachruf auf Christopher Robin Milne" ist Folgendes zu entnehmen: "Das allerletzte Kapitel von Pu der Bär ist das 10. Kapitel von Pu baut ein Haus, es heißt Zehntes Kapitel, in welchem Christopher Robin und Pu an einen verzauberten Ort kommen. Und dort verlassen wir sie, und wenn ich es vorlese, sage ich mir immer: ‚Mal sehen, wer diesmal gewinnt. Ich oder das Kapitel.’ Wenn das Kapitel gewinnt, muss ich weinen; wenn ich gewinne, muss ich nicht weinen, und dadurch gewinnt wiederum das Kapitel."
Eben jene Emotionalität, die Harry Rowohlt mit dem Buch verbindet, ist es, die die vorliegende Lesung zu einem außergewöhnlich packenden Abenteuer macht. In seiner einzigartigen Art, Geschichten vorzutragen, erzählt Harry Rowohlt dem Hörer von den Abenteuern Pus und seiner Freunde, lässt die verschiedenen Charaktere durch sein stimmliches Spiel gekonnt zum Leben erwachen und entführt für mehr als sechs Stunden in eine faszinierend schlichte und doch tiefgehende Welt. Rowohlts bärige Stimme fügt sich dabei so hervorragend in das Gesamtbild, dass der Hörer bereits von der ersten Minute an gebannt lauscht.
Ebenso brummig-vergnüglich erscheint auch die Musikbegleitung, die vom "L’Ensemble Rayé" eigens für "Pu der Bär" komponiert wurde und die zu Beginn und zum Abschluss jeder der sechs CDs eingespielt wird; auch während der Lesung werden diese Melodien eingesetzt, um beispielsweise Pus Gedichte zu unterlegen. Dort passt die Einspielungen jedoch meist weniger, da sie häufig entgegen des Sprechrhythmus Harry Rowohlts verlaufen. Die vereinzelten Hintergrundgeräusche, auf welche das Hörbuch an einigen Stellen zurückgreift, klingen zwar glaubhaft, drängen sich aber während ihres Einsatzes zu sehr in den Vordergrund.

Bis auf eine Kleinigkeit weiß die Aufmachung des Hörbuchschubers sehr zu gefallen. Jede CD besitzt eine eigene CD-Hülle; das Inlay dieser Hüllen zeigt stets eine Karte des Hundersechzig-Morgen-Waldes, während auf der Rückseite ein kurzer Textauszug sowie eine Trackübersicht mit Zeitangaben zu finden sind. Das Booklet jeder CD ist ähnlich gestaltet und enthält neben zwei kurzen Texten über A. A. Milne und Harry Rowohlt Illustrationen von E. H. Shepard, eine knapp gehaltene Inhaltsangabe der Abenteuer, eine kurze, dafür aber amüsante Übersicht über die Charaktere sowie einige Gedichte, die Pu während seiner Abenteuer zum Besten gibt. Daneben erscheint in jedem der sechs Booklets ein Zitat oder Ausspruch Harry Rowohlts über "Pu der Bär", was dem Hörbuch zusätzlich Tiefe verleiht. Einzig nicht so schön gelungen ist allerdings die unterschiedlich gehaltene Farbgebung der CDs - hier wären kräftige, vor allem aber natürlich erscheinende Farben viel eher angebracht gewesen als die verwendeten, die allzu künstlich anmuten.

Fazit:
Mit viel Humor und gekonnt wie eh und je hat Harry Rowohlt sein Lieblingsbuch ins Deutsche übertragen und verleiht den Figuren des Hundertsechzig-Morgen-Waldes durch seine bassige, brummige Stimme und seine wunderbar gelungene Interpretation akustisches Leben. Im Vergleich zu den Geschichten aus "Pu der Bär" verlieren die Erzählungen aus "Pu baut ein Haus" jedoch an Humor. Dennoch hält der Hörer mit der vorliegenden Produktion ein Hörbuch in den Händen, das sich als überaus gelungene Lesung präsentiert.

Valentino Dunkenberger



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 01. März 2001 | ISBN: 3906547582 | Laufzeit: 377 Minuten | Originaltitel: Winnie-the-Pooh | Preis: 35,50 Euro

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