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 Erzähltheorie

Eine Einführung


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Bei der vorliegenden Einführung zur Erzähltheorie aus der Reihe "Einführung Literaturwissenschaft" handelt es sich bereits um die 4. Auflage. Die Erstausgabe erschien bereits im Jahre 2006. Verfasst wurde diese von Monika Fludernik, welche seit 1994 den Lehrstuhl für Englische Literatur an der Universität in Freiburg innehat.

Der Band gliedert sich in insgesamt elf Kapitel, welche die wichtigsten Analysekriterien eines Erzähltextes vorstellen. Dabei geht Fludernik sowohl auf Erzählstrukturen, welche von Erzähler, Plot und unterschiedlichen Perspektiven geprägt werden, als auch auf Elemente der Erzähloberfläche (Raum/Zeit, Charaktere, Handlung und Konturierung, Episodenschema, Tempora und Pronomina) ein. Des Weiteren thematisiert sie die Rolle von Gedanken, Gefühlen und des Unterbewussten. Zentral ist zudem die Vorstellung der beiden Erzähltypologien von Franz Karl Stanzel und Gérard Genette. Nicht zuletzt beschäftigt sie sich auch mit dem Status von Sprache und Stil in erzählenden Texten, was in anderen Einführungen zur Thematik selten zur Sprache kommt, sodass die Einführung an dieser Stelle eine eigene Ausrichtung erhält.

Abgeschlossen wird der Band schlussendlich durch sogenannte "Ratschläge für heranwachsende NarratologInnen", in denen Fludernik vor allem die Zielgruppe Studenten auf typische Fehler in Qualifikationsarbeiten oder in Abschlussklausuren hinweist, sowie durch eine "kleine Fibel erzähltechnischer Termini".

Trotz der Tatsache, dass die Einführung seit der Erstausgabe im Jahre 2006 weitgehend unverändert ist, lohnt sich ein Blick für alle, welche die Funktionsweise von Erzähltexten genauer verstehen wollen. Denn wer dieses Buch liest, wird erzählende Literatur zukünftig mit anderen Augen sehen.

Wie Fludernik selbst in ihrem Vorwort schreibt, ist diese Einführung ganz bewusst für Studienanfänger konzipiert, die noch wenig erzähltheoretische Erfahrung vorweisen können. Dies hat zur Folge, dass die Autorin viele Beispiele in ihre Darstellung mit einfließen lässt, welche diesen Anspruch untermauern. Dennoch gelingt es ihr noch nicht an allen Stellen, schwierige Phänomene wie beispielsweise den "impliziten" Autor beziehungsweise Leser allgemeinverständlich darzulegen. Glücklicherweise stellen jedoch solche Textstellen die Ausnahme dar.

Obwohl die Autorin englische Literaturwissenschaft lehrt, kann der Band auch Germanistik-Studenten empfohlen werden. Denn auch wenn Fludernik so manches Beispiel natürlich verständlicherweise der englischen Literatur entnimmt, so werden die zentralen Mechanismen dennoch deutlich und lassen sich unproblematisch auch auf die deutschsprachige Literatur übertragen. Nicht zuletzt heißt die Reihe, in der das Buch erschienen ist, ja bewusst "Einführung Literaturwissenschaft", wodurch der universale Gebrauch betont wird. Hinzu kommt, dass Fludernik viele Komponenten von englischsprachigen erzähltheoretischen Standardwerken mit einfließen lässt und somit auch angehenden deutschsprachigen Literaturwissenschaftlern zugänglich macht.

Sehr anregend sind Fluderniks Ausführungen vor allem in jenen Passagen, in denen sie über die gängigen Ansätze hinausgeht. So macht sie beispielsweise im Kapitel "Sprache als Rede und Stil in der Erzählung" auf das interessante Phänomen aufmerksam, dass in vielen Romanen "Begriffsgeflechte" zu existieren scheinen. Hinzu kommt, dass sie immer wieder auf begriffliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen Erzähltheoretikern hinweist und eigene begriffliche Eingriffe vornimmt, sofern sie dies für das Verständnis als sinnvoll erachtet. Besonders hilfreich ist auch die am Ende angefügte "Kleine Fibel erzähltechnischer Termini", welche auf leicht verständliche Weise zentrale Begriffe der Erzähltheorie kurz und prägnant erklärt. Allein schon deshalb ist und bleibt das Buch ein Standardwerk für alle literaturwissenschaftlich Interessierten.

Bemängelt werden muss jedoch, dass die zu Rate gezogene Sekundärliteratur im Zuge der Neuauflage nicht an den notwendigen Stellen aktualisiert wurde, wie ein Blick in das Literaturverzeichnis unschwer erkennen lässt. Gerade für die Hauptzielgruppe Studenten heißt dies, dass sie hier keine weiterführenden Hinweise auf aktuelle Literatur finden.

DENNOCH: mit wenigen Abstrichen eine empfehlenswerte Einführung!

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 1. September 2013 | ISBN: 978-3534299201 | Preis: 14,90 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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