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 Kommissar Joona Linna, Band 4: Der Sandmann

Serie: Kommissar Joona Linna, Band 4
Autoren: Lars Kepler
Übersetzer: Paul Berf
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ein junger Mann taumelt an einem eiskalten Wintertag schwer verletzt über eine Eisenbahnbrücke, wird fast von einem herannahenden Zug überfahren, zum Glück aber vom Zugführer in letzter Sekunde gesehen. Der junge Mann ist Mikael Frost, der als Kind spurlos verschwand und mittlerweile für tot erklärt wurde. Nun ist er zurück, hat sich offenbar selbst aus seiner dreizehn Jahre andauernden Gefangenschaft befreien können, doch was er sagt, klingt wirr und rätselhaft: Der Sandmann habe ihn entführt, er habe in all den Jahren niemals dessen Gesicht gesehen, und wo er und auch andere Menschen gefangen gehalten wurden, könne er nicht sagen - nur, dass seine Schwester Felicia immer noch in der Gewalt des Entführers sei.
Für Polizeikommissar Joona Linna setzt sich mit dem Auftauchen des Entführten ein Albtraum fort, der vor dreizehn Jahren begann. Damals verhaftete er den ungewöhnlich grausamen Serienmörder Jurek Walter, der seine Opfer entführte und lebend begrub. Die Polizei hatte schon damals den Verdacht, dass Walter einen Komplizen hatte, doch der wurde nie geschnappt. Nun scheint klar, dass der "Sandmann" Walters Verbündeter war und immer noch schrecklich aktiv ist. Die Polizei setzt nun alles daran, Mikaels Schwester zu finden - doch wo sollen sie suchen ohne jeden Anhaltspunkt? Alle Hoffnung ruht nun darauf, dass man Walter die entscheidenden Informationen entlocken kann. Aber der sitzt in Isolationshaft, ist unempfänglich für Verhörtechniken und unempfindlich gegen Schmerz und Folter. Weil er so gefährlich, hochintelligent und manipulativ ist, darf niemals jemand allein zu ihm in die Zelle, niemand darf mit ihm sprechen, er darf niemals nach draußen. Joona und seine Kollegen entschließen sich zu einem drastischen Schritt, um das Vertrauen von Jurek Walter zu gewinnen und das Leben von Felicia Frost zu retten - denn die Zeit drängt.

"Der Sandmann" ist der vierte Thriller von Lars Kepler, einem Pseudonym des Schriftsteller-Ehepaares Alexandra und Alexander Ahndoril. Der Roman beginnt mit einem starken und verstörenden Bild, das an David Lynchs "Twin Peaks" erinnert - auch hier irrte ein schwer verletztes Opfer umher, um in letzter Sekunde gerettet zu werden. "Der Sandmann" ist wahnsinnig spannend und düster, das Buch zieht den Leser direkt auf den ersten Seiten in seinen Bann und lässt ihn dann bis zum brutalen Ende nicht mehr los. Natürlich ist der "Sandmann" hier kein freundliches Sandmännchen, sondern eher an E.T.A. Hoffmanns berühmter Schauergeschichte aus dem Jahr 1816 angelehnt.

Gewohnt kühl, mit kurzen, schnörkellosen Sätzen und in viele kurze Kapitel eingeteilt beschwört Lars Kepler ein Grauen herauf, das wohl keinen Leser kalt lässt. Besonders gnadenlos und sehr realistisch werden die Gefühle der Angehörigen der Opfer beschrieben - die Erleichterung des Vaters, der seine Kinder vor dreizehn Jahren verlor, weicht rasch einem noch größeren Grauen, als er begreift, dass seine kleine Tochter nach wie vor um ihr Leben bangt. Auch Joona Linna, der ruhige Kommissar finnischer Herkunft, ist diesmal auf ganz besonders persönliche und schmerzhafte Weise involviert. Jurek Walter schließlich ist ein Fall für sich - berechnend, äußerst manipulativ und furchtbar böse. Die Romanfigur, die seit mehr als einem Jahrzehnt unbeeindruckt in Isolationshaft ausharrt wie eine Spinne in ihrem Netz, wird viele Leser an andere psychopathische Killer erinnern wie etwa Hannibal Lecter oder den namenlosen Mörder aus "Sieben", der von Kevin Spacey verkörpert wurde. Auch in "Der Sandmann" bahnt sich ein atemberaubendes psychologisches Duell zwischen dem Serienmörder und seinem Herausforderer an - und all dies ist als Wettlauf gegen die Zeit inszeniert, denn das entführte Mädchen ist schwer krank und hat nur noch wenige Tage zu leben. Ein hohes Erzähltempo, komplexe Hintergründe und grausige Taten - mehr Spannung geht eigentlich nicht!

Düster, beunruhigend, nervenzerreißend: "Der Sandmann" ist ein packender Pageturner, in dem der psychopathische Strippenzieher dem mittlerweile zum vierten Mal ermittelnden Kriminalkommissar mühelos die Schau stiehlt.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: "Der Sandmann"

Bastei Lübbe veranstaltet aktuell ein Gewinnspiel zum Roman - Einsendeschluss ist der 30. März 2014.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 14. Februar 2014 | ISBN: 978-3431038873 | Originaltitel: Sandmannen | Preis: 19,99 Euro | 576 Seiten | Sprache: Deutsch

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